Mittwoch, 7. Oktober. 2009

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Liebes Tagebuch,

seitdem ich Liv so angeschrien habe, habe ich mit den anderen kein Wort mehr geredet.

Bis heute, ich bin heute mitten in der Nacht zu Liv ins Zimmer gegangen und habe sie geweckt.

Sie hat sich ganz schön erschrocken, aber ich habe mich bei ihr entschuldigt.

Ich wollte sie nicht so anschreien.

Ich weiß, dass sie mir nur helfen will.

Hilfe, die ich mir immer gewünscht habe, aber jetzt, wo ich sie bekomme, keine mehr haben will.

Es ist einfach nicht die Hilfe gewesen, die ich mir vorgestellt habe.

Liv hat gesagt, dass sie nicht böse ist. Sie hat gesagt, dass sie verstehen kann, dass das alles gerade viel ist.

Ich habe Liv gesagt, dass ich doch nur auf Mama aufpassen wollte. Ich habe ihr erzählt, dass ich ihr versprochen habe, nichts zu sagen, weil sie gesagt hat, dass wir sonst getrennt werden und dass es jetzt, wo es jemand herausgefunden hat, auch so gekommen ist.

Liv hat gesagt, ich soll mal versuchen, das Ganze nicht als Strafe zu sehen, sondern als Chance für einen Neuanfang.

Sie hat gesagt, dass weder sie noch Luana mir irgendwas Böses wollen und dass sie auch nicht versuchen wollen, Mama zu ersetzen. Sie hat gesagt, Mama ist und bleibt meine Mama.

Ich habe ihr gesagt, dass ich so lange gekämpft habe, damit ich Mama nicht verliere, aber es trotzdem passiert ist.

Sie hat gesagt, ich soll mal versuchen, positiv in die Zukunft zu blicken. Ich soll mal daran denken, was ich besser finde weiter bei Mama zu leben und mich um sie kümmern zu müssen, Angst vor ihrem Freund zu haben und dir ganze Zeit so einen Stress und Druck ausgesetzt zu sein oder ob es nicht besser ist, ein paar Monate auf Mama zu warten. Bis sie wieder gesund ist. Bis ich wieder zu ihr kann und sie sich wieder um mich kümmern kann und nicht umgekehrt.

Liv hat gesagt, dass es nicht normal ist, dass sich ein so kleines Mädchen wie ich, sich um seine Mutter kümmert. Dass es nicht normal ist, dass ich seit ich sieben bin alleine koche und das jeden Tag.

Ich soll es mal als meine Chance sehen, endlich mal wieder irgendwo anzukommen, ohne Stress und einfach mal entspannen zu können.

Sie hat gesagt, dass es toll ist, dass ich so für Mama kämpfe, aber dass Mama jetzt geholfen wird und ich endlich mal wieder an mich denken soll.

Liv hat gesagt, dass ich jetzt schlafen gehen soll. Die letzte Zeit sicher nicht einfach für mich war und mir etwas Schlaf guttun wird.

Ich habe ihr gesagt, dass ich schon lange nicht mehr schlafen kann.

Morgens beim Frühstück habe ich dann mit Luana gesprochen. Ich habe sie gefragt, wann ich Mama sehen kann.

Sie hat gesagt, dass sie erst mal drei Monate keinen Kontakt zu jemanden außerhalb der Klinik haben darf, weil sie sich auf sich konzentrieren muss. Nach den drei Monaten darf sie vielleicht telefonieren, aber wann ich sie besuchen darf, müssen die Ärzte entscheiden, die sich um Mama kümmern.

Luana hat gesagt, dass sie in engen Kontakt mit den Ärzten steht und auf dem Laufenden gehalten wird.

Luana hat außerdem gesagt, dass ich am Nachmittag mit Nala mitgehen soll. Nala hat mich mit in eine Sporthalle genommen. Sie macht Kickboxen und war sich sicher, dass es mir guttun würde, meine Wut und meinen Frust an einem Boxsack herauslassen zu können und sie hat recht Tagebuch.

Es hat verdammt gutgetan.

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt