14. September. 2012

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Liebes Tagebuch,
Ich beginne langsam mit Henry klar zu kommen. Letztes Wochenende habe ich Mama mal wieder besucht.
Das erste mal seit dem sie mir Henry vorgestellt hatte.
Ich muss sagen das diese Motivation größtenteils von Henry kam. Ich hab mich schlecht gefühlt weil ich mich bei Mama so lange nicht mehr gemeldet hatte .
Mama hatte sich so gefreut mich wiederzusehen.
Ich habe das Gefühl das es ihr besser geht seit dem Henry da ist.
Sie strahlt wieder und wirkt so glücklich wie schon lang nicht mehr.
Sie hat gesagt das sie endlich wieder lernen kann sich selbst zu lieben und das ihre Zweifel immer weniger werden.
Ich glaube das ich ziemlich unfair zu Henry war und jetzt froh sein kann das er so eine Geduld mit mir hatte das haben nicht viele Menschen. Andere hätten mich angeschrien oder mehr oder weniger auf mich losgegangen oder mich komplett ignoriert...
Ich hab die Tür bei Mama aufgeschlossen und bin reingegangen.
Ich bin gleich ins Wohnzimmer gegangen wo sie eigentlich immer ist aber da war sie nicht.
„Mama?", hatte ich gerufen.
Ich rief erneut und lief langsam durch die Wohnung.
Wo war sie Tagebuch? Ein ungutes Gefühl hatte sich in mir breit gemacht.
Ich hab dann aus der Küche Geräusche gehört und bin hingegangen.
Henry stand in der Küche. Es war nicht genau zu definieren was er da mehr aber ich glaube er würde es Kochen nennen.
Besonders geschickt hatte er sich dabei nicht angestellt. Das hatte er also noch nicht so oft gemacht.
„Wo ist Mama?", hatte ich gefragt.
„Die ist gerade noch unterwegs. Sie wollte eine alte Freundin besuchen. Sie müsste in einer halben Stunde wieder da sein", hatte Henry gesagt ohne mich anzusehen.
Ich war also erstmal auf mein Zimmer gegangen. Manchmal wundert es mich das ich hier überhaupt noch ein Zimmer habe. Ich gehöre hier nicht mehr her und schlafen würde ich hier sowieso nicht. Das ist nicht erlaubt. Besuche sind erlaubt und die finden neunmal nur Tagsüber statt.
Ich bin eine Weile im Zimmer geblieben hab ich ein lautes scheppern aus der Küche gehört gefolgt von einem Fluchen.
Tagebuch ich bin in die Küche gegangen.
„Verdammt!", hatte Henry geflucht und seine Hand gehalten.
Er hatte sich geschnitten.
„Was bitte machst du?", hatte ich gefragt.
„Ich koche. Ich will deine Mutter überraschen", hatte er gesagt.
„Aber du kannst es nicht?", hatte ich gefragt und den Herd ausgeschaltet dann war ich zum Wohnzimmerschrank gelaufen und hatte das verbandszeug geholt. Davon hatte Mama immer mehr als genug im Haus. Ihr Krankenschwesterndarsein ließ,sie nicht los. Sie hatte mir gesagt das sie vielleicht bald wieder arbeiten kann. Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Nur mit Verletzten und Kranken zu arbeiten kann sehr belastend sein. Ich weiß nicht ob sie dem stand halten kann nach allem was war...
„Jetzt werd mal nicht frech", hatte er gesagt.
„Ja,ja setz sich hin und zeig mal her", hatte ich nur gesagt.
Das war das erste mal seit dem ich bei den Schulsannitätern war das es mir auch wirklich etwas bracht. Bis jetzt war nie was Aufregendes gewesen abgesehen von aufgeschlagenen Knien oder ab und zu mal ein Kreislauf der verrückt spielte.
„Das ist nicht schlimm", hatte Henry gesagt.
„Ja klar. Erst rumjammern und dann ist es nichts. Es blutete also ist da auch was", hatte ich gesagt und es mir angesehen.
Wie auch immer er das hinbekommen hatte er hatte sich ganz schön tief in die Hand gesebelt.
„Man könnte meinen du hast noch nie ein Messer in der Hand gehabt. Wie ist sowas überhaupt möglich wenn man Möhren schneidet?", hatte ich gefragt.
Er hatte nichts dazu gesagt. Irgendwie ist es schön ihn auch mal schweigsam zu sehen. Vielleicht fällt es ihm jetzt mal leichter mein Verhalten nachzuvollziehen.
„Hey das brennt", hatte Henry gejammert als ich die Wunde desinfiziert habe.
„Willst du das es sich entzündet?", hatte ich gefragt.
„Nein".
„Dann hör auf rumzujammern", hatte ich geantwortet.
Ich weiß Tagebuch es ist gemein aber ich hatte fast ein bisschen Spaß daran zu sticheln. Manchmal brauche ich das eben auch und er hatte es ja nicht anders gemacht als mich von Frau Schröder aus dem Unterricht hatte holen lassen.
Ich hatte einem Verband um seine Hand gemacht der ein bisschen Druck auf die Wunde ausübte.
„Du musst zum Arzt. Das muss genäht werden", hatte ich gesagt.
„Wegen dem Kratzer? Das heilt auch so", hatte er gesagt.
„Nein tut es nicht. Das ist in der Handinnenfläche die ist ständig im Bewegung und die Wunde ist tief. Das entzündete sich sonst und dann tut es weh und bricht immer wieder auf und die Entzündung bereitet sich aus. Du kannst dir das selbe gerne auch nochmal von Mama sagen lassen wenn sie wieder da ist oder du gehst zum Luana die ist noch nehaöbr Stunde in ihrer Praxis und ich mach dein Essen fertig da kannst du dich vor Mama als Chefkoch beweisen. Wenn du wartest bis dir Mama ne Standpauke gehalten hat kannst du dann ins Krankenhaus gehen dann hat nämlich keine Praxis mehr offen", hatte ich gesagt.
„Ist ja gut. Seit wann bist du eigentlich so ein Klugscheiser", hatte er gesagt.
„Bin ich nicht. Ich hab einfach recht", hatte ich geantwortet und Henry hat sich tatsächlich auf den weg gemacht.
Irgendwie ist es schön ihm auch mal zu sagen was er zu tun und zu lassen hatte das machte ja in der Schule auch oft genug mit mir.
Als ich wieder zuhause war hat mir Luana gesagt das sich Henry ganz schön angestellt haben muss als sie mit der Nadel kam aber bei Mama hat er sich wieder als Held aufgespielt weil er es ja trotz der Verletzung geschafft hat fertig zu kochen.
Ich  will ihm diesen Rum heute mal lassen Tagebuch. Spätestens beim nächsten mal wird Mama feststellen das Henry keine Ahnung vom Kochen hat und wohl einer von der Sorte ist der fragt wie man eine Paprika schält .

Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt