Liebes Tagebuch,
Ich glaube an die Zwillinge heran zu kommen wird schwerer als ich gedacht hatte.
Beide haben in der Schule so ihre Probleme. Was erwartet man auch wenn man zwei Kinder in eine fremde Familie und mitten im Schuljahr auf eine fremde Schule schickt ?
Lyara geht in der Klasse unter. Die beiden haben eine tolle Lehrerin sie wirklich versucht Lyara irgendwie mit Ins Klassengeschehen hinein zu bekommen aber Lyara scheint das gar nicht zu wollen. Sie blockt immer ab und es ist nun mal schwer Freunde zu finden wenn man nicht spricht.
Leo hingegen hat sich relativ schnell eingelebt. Wie Nala sagt zu gut. Er entwickelt sich zu dem Schüler der in jede Streitigkeit verwickelt ist und ständig bei Nala oder bei Frau Schröder im Büro landet.
Meistens ist Lyara der Auslöser davon. Ich blicke bei Leo nicht so richtig durch. Er tut alles um seine Schwester vor anderen zu beschützen und sie zu verteidigen aber selbst macht er es nicht anders. Ich glaube das er Lyara ganz schön einschüchtert. Vielleicht würde sie sich öffnen. Vielleicht würde sie erzählen aber nicht so lange wie Leo sie kleinhält. Tagebuch ich hab langsam das Gefühl das die beiden ein Geheimnis haben. Leo will nicht das es ans Licht kommt und Lyara belastet es und sie will es los werden deswegen tut er das. Er will nicht das sie etwas sagt.
Heute hat es Leo Zuhause wirklich auf die Spitze getrieben. Leo sollte zusammen mit Eleni den Tisch decken.
Luana ist es wichtig das alle im Haushalt mitanpacken. Eleni ist ein Teller runter gefallen und Leo hat sie angeschrien.
„Kannst du überhaupt was richtig machen? Du bist genauso nutzlos wie alles anderen Mädchen auch. Aus dir wird nie etwas werden. Nie!", hatte er geschrien und Eleni hat sofort angefangen zu weinen.
„Sag mal geht's noch?", hatte Nala gerufen die schneller war als ich und war zu Eleni gegangen.
„Mitkommen!", hatte ich zu Leo gesagt und ihn in mein Zimmer gezogen. Lyara stand irgendwie verloren allein in der Küche aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern.
„Lass mich los!", hatte Leo mich angeschrien und ich hatte die Tür hinter ihn zu gemacht.
„Du kannst so nicht mit Eleni reden!", hatte ich gesagt.
„Sie ist doch selber Schuld wenn sie alles falsch macht!", hatte er gesagt. „Und das sie gleich anfängt zu heulen ist ja wohl nicht meine Schuld. Im Gegenteil es zeigt ja eher das ich recht habe", hatte er wütend gesagt.
„Du kannst das mit Eleni nicht machen!", hatte ich erneut gesagt.
„War ja wieder klar. Immer ist es meine Schuld. Du hörst dich schon genau so an wie Nala oder Frau Schröder. Hat Eleni das Geschirr kaputt gemacht oder ich?", hatte er laut gesagt.
„Leonard darum geht es nicht. Es geht darum wie du mit ihr redest", hatte ich gesagt.
Er hat die Arme verschränkt und mich mit einem Blick angesehen den ich nicht deuten konnte.
„Vergiss es! Die ich sage deinen ganzen Namen um dich einzuschüchtern Schiene funktioniert bei mir nicht! Und jetzt hör auf hier einen auf furchtlosen Held zu machen obwohl du sogar Angst vor einem Lehrer hattest der keiner Fliege etwas zu leiden tut", hatte er gesagt.
Woher wusste er das jetzt schon wieder? Aber irgendwie hatte er auch Recht...
„Man Leo. Hast du mal darüber nachgedacht das alle eine Geschichte haben. Alle haben eine Vergangenheit die mehr oder weniger schlimm ist. Ich und Eleni sind nicht Luanas Kinder. Wir sind auch Pflegekinder so wie du und deine Schwester. Liv, Linus und Nala sind Luanas Kinder. Sie hatten im Vergleich zu uns ein relativ einfaches Leben aber Eleni und ich haben unsere Geschichte genau so wie ihr beide auch. Du musst lernen Rücksicht darauf zu nehmen sonst wirst du immer wieder anecken", hatte ich gesagt.
„Ich hab es mir nicht ausgesucht hier her zu kommen!", hatte er geschrien. „Außerdem kann ich nichts dafür wenn sie so sensibel ist dann muss sie sich eben durchbeißen und mal stark sein. Du bekommst das doch auch hin und ich und Lyara auch", hatte er gesagt.
„Eleni ist stark und du kannst mich oder euch nicht mit ihr vergleichen. Ich bin schon länger hier als Eleni und es geht Bergauf. Meine Mutter ist wieder gesund. Sie hat endlich einen Mann gefunden der ihr nichts Böses will und es geht mir gut", hatte ich gesagt.
„War sie krank?", hatte Leo gefragt und kurz war seine weiche Seite zu sehen, die jedoch dann gleich wieder verschwand.
„Ja war sie. Sehr lange. Ich war 7 als sie krank wurde. Sie hatte zudem einen sehr aggressiven Freund. Er schlug uns beide. Ich hab Mamas Krankheit sehr lange geheim gehalten fast zwei Jahre. Ihr Freund hat mich in der Zeit fertig gemacht. Aber es geht nicht um mich es geht um Eleni. Eleni ist hier her gekommen da war sie 6. Sie hat so wie Lyara nicht gesprochen und sie hat keinerlei Nähe zugelassen. Jedesmal wenn jemand auf sie zugekommen ist hatte sie große Angst. Elenis Eltern waren sehr gewalttätig. Elenis große Schwester Holly hat sie nahe zu allein großgezogen. Die beiden waren immer der Gewalt ihrer Eltern ausgesetzt. Irgendwann ist Holly gestorben. Ihr Vater war daran Schuld. Eleni hatte nie gelernt wie es ist jemanden zu vertrauen. Sie hatte bis dahin nie gelebt sie hat nur überlebt. Überlebt mit der Angst was der nächste Tag mit sie bringt. Sie musste sich von ihren Eltern immer anhören das sie ein Taugenichts ist, das sie es nie zu etwas bringen wird. Das was du da vorhin gesagt hast erinnert sie daran. Eleni kämpft und ist stark aber auf ihre Weise. Vielleicht ist es nicht das was du als stark empfindest aber wir haben jeder andere Sichtweisen", hatte ich gesagt.
„Das wusste ich nicht. Es tut mir leid", hatte er gesagt.
„Sag das Eleni", hatte ich gesagt.
Er hat mich nur angesehen.
Es war wie als wäre sein Schutzschild kurz gefallen. In seinen Augen lag Schmerz und Unsicherheit.
„Leo ich weiß das das mit der Pflegefamilie manchmal nicht so einfach ist. Ich hab auch lange gebraucht bis ich mich hier wohlgefühlt habe und ich weiß das es nervig ist wenn alle meinen sie wüssten es besser und sie wüssten was gut für dich ist, dabei denkt man immer das einen sowieso keiner versteht aber meistens haben sie auch recht damit. Gib dem ganzen eine Chance", hatte ich gesagt.
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Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändern
Teen Fiction-Depressionen betreffen die ganze Familie auch wenn nur ein Mitglied daran erkrankt ist- Das das Leben nicht fair ist, bekommt die siebenjährige Marlene zu spüren. Seit sie Schreiben gelernt hat vertraut sie ihrem Tagebuch ihre Sorgen an. Bisher bes...