1. Juni. 2011

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**Liebes Tagebuch,**

Wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet, holpert es manchmal ein wenig. Ich glaube, ich bin wirklich mit zu viel Furcht an die ganze Sache herangegangen. Ich habe Mama lange nicht mehr so glücklich erlebt wie gerade. Vielleicht bedeutet dieser Spruch tatsächlich, dass sich das Warten gelohnt hat. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt meines Lebens, und vorher war es holprig.

Es stimmt wirklich, dass es holpert, wenn man in den nächsten Gang schaltet. Zumindest wenn Liv Auto fährt. Sie fährt noch nicht so lange Auto, und mit ihr ist Autofahren auf jeden Fall viel aufregender als mit anderen. Ihr Fahrstil ist alles andere als langweilig, und ich halte mich lieber fest, wenn wir unterwegs sind.

Tagebuch, ich mache mir wirklich Sorgen um Eleni. Als ich heute Morgen zur Schule gehen wollte, stand Nala plötzlich vor der Tür. Ich habe mich so erschrocken. Ich meine, was macht sie hier?

Sie war knallrot im Gesicht, als wäre sie hierher gerannt, und war ganz außer Atem. „Ist Eleni bei dir?", hat sie gefragt.

„Nein... warum sollte sie bei mir sein? Sie spricht doch nicht mehr mit mir", habe ich geantwortet. Nala hat ein Wort vor sich hingeflucht, von dem Mama sehr wütend geworden wäre, wenn ich es gesagt hätte.

„Sie ist weg."

„Wie, sie ist weg?", habe ich gesagt.

„Ich wollte sie heute Morgen wecken, wie immer, damit wir zusammen zur Schule gehen können, aber sie war nicht da. Wir haben schon nach ihr gesucht, aber wir wissen nicht, wo sie ist. Ich dachte, sie könnte vielleicht bei dir sein", hat Nala gesagt.

Ihre Worte hallten in meinem Kopf nach. Warum ist Eleni weggelaufen? Sie kannte sich hier doch überhaupt nicht aus, und sie ist noch so klein...

„Aber Eleni weiß doch gar nicht, wo ich wohne", habe ich gesagt.

„Weißt du, wo sie sein könnte?", hat Nala gefragt.

Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Nein, ich wusste nicht, wo sie war. Ich wollte ihr suchen helfen, aber Mama hatte gesagt, ich solle zur Schule gehen.

Also bin ich zur Schule gegangen, habe aber von dem heutigen Tag nichts wirklich mitbekommen. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Eleni. Frau Schröder hat mich zur Seite genommen und gefragt, ob etwas mit Mama nicht stimmt, weil ich so abwesend war. Nein, Mama hat ausnahmsweise mal nichts damit zu tun.

Ich wollte es ihr erklären, aber sie wusste bereits, dass Eleni verschwunden war.

Nach der Schule bin ich schnell mit dem Fahrrad zu Luana gefahren und habe nachgefragt, ob Eleni inzwischen wieder da ist. Aber nein, ist sie nicht...

Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, nach ihr zu suchen und die gesamte Umgebung abzufahren, aber ich konnte sie einfach nicht finden. Ich hatte keine Ahnung, wo ich noch suchen sollte.

Sophie war auch nochmal bei mir und hat mich gefragt, ob ich irgendetwas von Eleni gehört habe, aber das habe ich nicht...

Es ist jetzt schon spät abends, Tagebuch. Es war zwar Juni, aber die Nächte sind trotzdem noch kalt und es wird jetzt dunkel. Eleni ist irgendwo allein da draußen. Alle suchen nach ihr, selbst die Polizei. Wie kann es sein, dass sie niemand findet?

Ich mache mir große Sorgen um sie... Ich hoffe nur, dass ihr nichts passiert.




Mama hat ihren Regenschirm verloren - Wie Depressionen eine Familie verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt