➎➍

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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Noch lange nachdem er gegangen war, schwirrten in meinem Kopf tausende von Gedanken.

"Indem wir zusammenarbeiten, uns aufeinander abstimmen."

Ich wusste nicht, was er damit meinte. Wollte er, dass wir miteinander agieren? Wollte er, dass ich mich an seine Bedürfnisse und Wünsche anpasse, damit er nicht die Kontrolle verliert?
Oder war da etwas, was ich nicht sah? Was ich nicht bemerkte?

Ich wusste es nicht. Mal wieder wusste ich nicht, was bei ihm los war, wie er dachte und fühlte, wie er in seinen nächsten Schritten handeln wollte.

Diese Ungewissheit machte mich fertig.

Nachdem er seine Worte ausgesprochen hatte, drückte er mich an sich, berührte meine Stirn mit seinen Lippen und machte sich, nachdem ich sagte, dass ich Zeit brauchte, allmählich auf den Weg nach draußen.

Ich brauchte Zeit für mich allein, ohne ihn.

Er mischte meine Gefühle zu sehr auf, als das ich eine Entscheidung treffen konnte.

Es mit dem Mann versuchen, dessen nächste Handlungen unvorhersehbar geschehen oder mich gehen ihn und für meine Sicherheit entscheiden?

Ich brauchte einen Rat.

***

Nachdem ich meinen Bruder mit den Informationen über meine jetzige Zwickmühle bereicherte, war ich um einiges erleichterter.

Meine Sorgen und Gefühle mit Woong zu teilen, nahm mir eine riesige Last von den Schultern.

Ich hatte jetzt einen ungefähren Plan, wie ich das ganze Dilemma angehen sollte, selbst wenn mein Bruder nicht gerade begeistert von Vs Kontrollverlust war.

***

Es waren ein paar Tage vergangen.
Mein unbekannter Verfasser der Briefe hatte sich nicht nocheinmal gemeldet, doch ich nahm an, dass er auf meine Entscheidung wartetete.

Nachdem ich Jimin wegen des Gesprächs für diese Zeit den Zugang zu unserem Zimmer verboten hatte, zog er mich immerzu mit dieser Sache auf.

Auch vor unseren anderen Freunden blieb ich nicht von meinem besten Freund verschont und wurde gnadenlos von ihm aufgezogen, weshalb auch sie nun von meinem 'Liebhaber' wussten, laut Jimins Aussagen.

Seit V und ich miteinander geschlafen hatten, hing er wie ein Klammeraffe in meinen Gedanken fest und das wurde auch nach dem Gespräch nicht besser. Eher im Gegenteil.

So auch heute.

Soeben befanden sich meine Klasse und die Parallelklasse in der Sporthalle. Meine Klasse in der einen Umkleide und die Klasse von Jin und Wooyoung war in der nebenan.

Gerade zog ich mir mein Shirt über den Kopf, stand nun Oberkörperfrei da, als mich Sehun an der Schulter antippte.

Erschrocken drehte ich mich um, hielt dabei mein Trainingsshirt, welches ich soeben aus meiner Tasche gekramt hatte, schützend vor meinen Bauch.

Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, gerade so, als würde er überlegen, ob er mich wirklich ansprechen sollte oder nicht.

Doch nachdem ich nun schon einige Sekunden auf irgendetwas seinerseits wartetete, zeigte er plötzlich auf meinen Hals, danach auf meinen Oberkörper.

"Darf ich fragen, was zur Hölle du da gemacht hast?" Verstört sah er an meinem Körper hinab, blieb dann wieder mit seinen Augen bei meinem Hals stehen.

Ich hatte heute verschlafen und hatte somit keine Zeit, mir die blauen Male zu Überschminken und zu allem Pech hatte sich nicht nur das Würgemal an meinem Körper sichtbar gemacht. Auch hundert andere Flecken, die ich zuvor tatsächlich nicht bemerkt hatte, waren zu sehen. Ich wusste nicht, wann V sie mir verpasst hatte, doch ich war auch während des Aktes nicht wirklich auf solche Dinge konzentriert.

Es gab zich andere Faktoren, auf die ich mich gerichtet und fokussiert hatte, was mir jetzt zum Verhängnis wurde.

Denn nun hatte nicht nur mein blonder Freund seine Bestätigung, dass ich einen Liebhaber habe, auch hatte ich nun die Aufmerksamkeit der anderen Klassenkameraden auf mich gezogen.

"Das ist nichts!", versuchte ich es noch zu retten, doch es brachte nichts.

Die Lippen meiner anderen Mitschüler verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen, welches ich von meiner alten Schule nur allzu gut kannte, oder es zu kennen vermochte.

Ein unwohles Gefühlt breitete sich in meinem Magen aus, als nun viele Augenpaare auf mich gerichtet waren und mich beäugten.

"Hat da etwa jemand eine heimliche Freundin?", fragte auch schon einer von ihnen verächtlich und amüsiert gleichermaßen.

Es dauerte nicht lange, da stellte sich Jimin vor mich und verhinderte somit, dass die anderen mich länger ansehen konnten.

Zwar stichelte mein bester Freund vor unseren Freunden, doch das war auch ihm zu viel des Guten.

Auch wenn Sehun es vielleicht nicht böse gemeint hatte und auch sonst keine schlechten Absichten gehabt hatte, so war ich dennoch gerade mit seiner Frage zu einer Zielscheibe geworden, auf die sie jederzeit schießen konnten.

Es weckte kurz alte Erinnerungen auf, Erinnerungen, die ich am liebsten für immer auslöschen wollte.

Schnell zog ich mir mein Shirt über den Kopf, danach waren die Hose und die Schuhe dran.

Sobald wir fertig waren, traten Jimin und ich aus der Umkleide hinaus und machten uns auf den Weg zur Halle.

In dieser warteten schon einige Schüler der Parallelklasse und unsere beiden Lehrer, Herr Kim und Herr Choi.
Da wir nur Vertretungsweise mit der Parallelklasse Sport haben, hat man Herr Choi wahrscheinlich gleich mit eingeplant, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er Sportlehramt überhaupt studiert hatte.

Jedenfalls trafen dann auch die restlichen Schüler ein, bis wir alle vollzählig waren.

Unsere beiden Freunde kamen auf uns zugetrottet, sobald sie uns erblickten und setzten sich zu uns. Das war kein Problem, da die Klassen für die nächsten beiden Stunden eh zusammengelegt wurden.

Während unsere Lehrer wohl beratschlagten, mit was sie uns zur Weißglut treiben konnten, bis wir schwitzend auf dem Boden nach Luft ringen würden, sah ich unauffällig zu meinem Klassenlehrer.

Meine Freunde tratschten gerade über die Klassenfahrt, glaubte ich jedenfalls, weshalb ich ohne Probleme meine Aufmerksamkeit Herr Kim schenken konnte.

Dieser ließ seine Blick durch die Menge der Schüler schweifen, gerade so, als würde er jemanden suchen, bis er bei mir stoppte. Unser Blickkontakt hielt lange und intensiv, bis ich unter seiner dominanten Aura den Kopf senkte und auf meine Schuhe starrte.

Das Lachen meiner Freunde riss mich aus meinen Träumereien.

Sie sahen zwischen mir und Herr Kim hin und her, bissen sich dabei auf die Lippe, um ihr Kichern zu verbergen oder lachten mich offen aus.

Als meine Augen unausweichlich wieder zurück zu dem heißen Lehrer glitten und auch er ein breites Grinsen auf den Lippen trug, mit welchem er mich beäugte, war mir klar, dass spätestens jetzt mein Gesicht eine nicht normale Färbung angenommen hatte.

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