𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:
Nervös die Hände knetend saß ich im Auto meines Bruders.
Die drei älteren Männer saßen ebenso in diesem, während wir darauf warteten, dass die Ampel sich auf Grün schaltete.
Ein solch derart schlimmes Bauchkribbeln hätte ich bisher noch nie gehabt und ich wusste nicht, wie ich am besten damit umgehen könnte.
Ich erwartete bereits, dass mich meine Eltern hochkant herausschmissen und dass dies gewiss der Fall sein würde, verursachte Herschmerz, denn es tat weh, zu wissen, dass mich meine Eltern für mein Wesen verurteilen und aus ihrem Leben streichen würden.
Zwar hatte ich nie den guten Draht zu meiner Mutter, da diese nur einen einzigen Sohn haben wollte und allein mein Vater die Credits für meine derzeitige Existenz auf der Erde erntete, doch ebendieser würde es nicht viel mehr akzeptieren als meine Mutter.
Er war all die Jahre an meiner Seite, war ein liebender Vater, doch mir war klar, dass dies bald ein Ende haben würde.
Traurig starrte ich auf die Straßen meiner Heimatstadt.
Auf genau diesen Straßen hatte ich oft als Kind mit Woong und Jongin gespielt.
Der Park, der gleich um die Ecke seinen Platz hatte, wurde mit der Zeit zu unserem Lieblingsort, an dem ich mich immer dann zurückzog, sobald ich wieder Probleme in der Schule hatte.
Erschöpft vom Nachdenken lehnte ich mit dem Kopf an die Fensterscheibe des blauen Mercedes, schloss ruhesuchend die Lider.
Die letzten anderthalb Stunden waren die Hölle.
Einzig und allein meine Brüder und Taehyung waren der Grund, weshalb ich es schaffe, durchzuhalten.
Taehyungs Arm, welchen er nach etwa der Hälfte der Fahrt um mich gelegt hatte, benutze ich als Kissen, während ich mich nähesuchend an seine wärmende Hand drückte.
Er blickte genauso wie ich auf den gepflasterten, mit Teer benetzten Boden Busans, versicherte sich jedoch ständig mit einem Blick, dass es mir gut ginge.
Seine Fürsorge wusste ich zu schätzen und sie zeigte mir immer wieder, dass er an meiner Seite, und ich somit nicht allein war.
Meine beiden Brüder saßen vorn und unterhielten sich leise.
Im Radio erklungen Weihnachtslieder, welche die Stimmung auf das kommende Fest heben sollten, doch bei mir hinterließen sie nur ein erdrückendes Gefühl.
Ich fragte mich oft, ob es denn egoistisch von mir war, mich an Weihnachten zu outen, obwohl ich doch wusste, dass es meinen Eltern die Laune vermiesen würde.
Ebenso konnte ich nicht wissen, ob das alles spurlos an Woong, Jongin und Tae vorbeigehen würde, weshalb ich die Wahl der Zeitspanne selbst ungünstig fand.
Andererseits wusste ich, dass ich nicht mehr so weitermachen konnte, denn es würde mich zerstören, nicht vollständig zu mir stehen zu konnen. Zu mir und zu meinem Freund, welcher sich die Mühe mit mir machte.
Wenn ich so zurückdachte, dann hatte er wirklich viel dafür riskiert, mich an seiner Seite zu wissen. Er musste einiges durchhalten, ertragen und erdulden.
Umso glücklicher war ich, dass es nun ein Ende hatte und wir nicht selten nebeneinander einschliefen.
"Wir sind da", vernahm ich die Stimme Woongs, entdeckte dann das kleine Haus, in welchem ich aufgewachsen war.
Mich räuspernd, um meine Stimme wiederzufinden, richtete ich mich auf.
Es war bereits dunkel, was in der Weihnachtszeit nichts Ungewöhnliches war, weshalb wir aber alle froh waren, dass wir eine Türleuchte hatten, welche über einen Bewegungssensor lief und uns somit den Weg zum Eingang erhellte.
Mithilfe des Schlüssels schloss Woong die Tür auf, wobei uns der vertraute Duft der Heimat entgegenflog.
Tief inhalierte ich diesen und entledigte mich meiner Schuhe.
Sogleich kam unsere Mutter aus der am Wohnzimmer angrenzenden Küche heraus und schloss meinen Bruder mit ein paar herzerwärmenden Worten in die Arme.
Desinteressiert wandt ich mich ab, um mich auch meiner Jacke zu entledigen, wobei mir mein Freund aufmunternd zulächelte.
Ich hatte ihm bereits von meinem Eltern erzählt, weshalb er um die je unterschiedlichen Bindungen zu meiner Mutter sowie meinem Vater wusste und es ihn somit auch keineswegs überraschte, dass mir die Frau, die mich einst auf die Welt brachte und mich zuvor neun ganze Monate in ihrem Bauch trug, nur einen kurzen Blick, ein weniger ernstgemeintes Lächeln und ein 'Schön, dich zu sehen' entgegenbrachte.
Aufgezwungen erwiderte ich diese Geste und sah, wie Woong und Jongin hinter dem Rücken der Schwarzhaarigen die Augen verdrehten.
Sie fanden es schon immer ungerecht, wie ungleich sie uns behandete, obwohl wir beide ihr eigenes Fleisch und Blut waren.
Als Kind hatte mich diese Tatsache heruntergezogen, fertiggemacht, doch nun könnte es mich kaum weniger interessieren.
Umso mehr erfreute es mich, als mich mein Vater kurz darauf in die Arme nahm, welcher zuvor noch das Essen in der Küche bereitgestellt hatte, so wie ich ihn kannte, und mich aus warmen Augen heraus anblickte.
Trotzdessen, dass mir seine Zuneigung mehr als gut tat, entfaltete sich ein Gefühl in meinem Bauch, welches mich mulmig zumute werden ließ. Mir würde mit einem Schlag kotzübel.
Im Augenwinkel sah ich wie mein Freund argwöhnisch von meiner Mutter betrachtet wurde, doch er schenkte ihr nichteinmal ansatzweise Beachtung. Stattdessen bedeutete er mir mit einem Blick, dass es okay war, wenn ich einen Rückzieher machen wollte, da ich noch Zeit brauchte.
Im Kopf hatte ich mir das Ganze so viel einfacher vorgestellt, aber das würde nicht mein Vorhaben ruinieren.
Die ganzen Gedanken, die ein Chaos in mir verursachten, die Gefühle, die mich um den Verstand brachten — all der Aufwand sollte nicht umsonst gewesen sein.
Ich musste es einfach durchziehen. Ich konnte nicht ewig warten und mich davor drücken.
"Du bist ja ganz blass, geht es dir gut?", wollte mein Vater von mir wissen.
Besorgt sah er mir in die Augen, scanne mein ganzes Gesicht ab.
Verwundert blieb er dabei an meinen blauen Haaren hängen, die unter meiner Mütze hervorlugten und von welchen er bis eben noch nichts gewusst hatte.
Gleich danach schüttelte er kurz den Kopf und lächelte mich an, wobei seine Besorgnis nicht aus seinen Iriden verschwand.
"Ich habe wenig gegessen, daran wird's bestimmt liegen", antwortete ich ausweichend.
Tatsächlich stimmte es sogar, denn mir war die letzten Stunden deutlich der Appetit vergangen, doch wer könnte es mir schon verübeln?
"Dann komm lieber schnell in die Küche, das Essen steht schon bereit. Ich habe es gerade aufgetischt, also ist es noch ganz warm."
Auch Taehyung begrüßte er freundlichen und stellte sich ihm vor, wobei er gleich auch im Namen seiner Frau sprach, als er sagte, dass sie sich freuten, ihn hier willkommen zu heißen.
Gleich darauf saßen wir alle am Tisch, Taehyung und Jongin jeweils auf einer Seite neben mir, Woong mir gegenüber.
Somit ging der Höllenabend los.
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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️
Hayran Kurgu'Versteck' den Schlüssel unter der Fußmatte, setze dich auf dein Bett und lege dir eine Augenbinde um, wenn du wissen willst, wer ich bin. Bis bald, mein kleiner, hübscher Bunny.' _ "Ist es das, was wir haben? Eine Beziehung?", hörte ich ihn leise w...