➎➐

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𝓣𝓪𝓮𝓱𝔂𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Sobald Wooyoung den Raum verlassen hatte, breitete sich eine bedrückende Stille im Raum aus.

San starrte auf den Boden, ich sah seine Unterlippe verdächtig zittern.

Schnell lief ich auf ihn zu, verkürzte unseren Abstand in nur wenigen Schritten, nahm ihn dann in den Arm.

Behutsam streichelte ich über seinen Rücken und ließ meine Hand dann in seine Haare gleiten.

Keine Sekunde später hörte ich schon sein herzzerreißendes Schluchzen, welches umher schallte.

Fest krallte er sich in meinen Pullover und drückte sich haltsuchend näher an mich heran.

Ich warf einen bösen Blick zu Jimin, durch welchen das Missverständnis erst einen Streit ausgelöst hat.

Sicher, es sah tatsächlich so aus, als würden wir uns gerade befummeln, doch es gleich Wooyoung petzen zu gehen, wenn er sich nicht sicher sein konnte, war definitiv nicht okay.

Sogleich, wie ich ihn ansah, versteckte er sich schützend hinter Seokjin. Jungkook stand eher abseits und er sah so aus, als wüsste er nicht recht, was er nun tun sollte.

"Es tut mir leid...ich wusste nicht, dass es nur ein Missverständnis war. Ich...ich dachte wirklich, dass er es nicht ernst mit Wooyoung meint." Vorsichtig flüsterte uns Jimin diese Worte zu, gerade so, als wollte er San nicht noch mehr verschrecken.

Nachdem ich einen genaueren Blick auf den Blonden geworfen hatte, wurde mir klar, dass er es ernst mit seinen Worten meint.
In seiner Mimik konnte ich so viel Reue ablesen, dass es nahezu unmöglich war, ihm nicht zu glauben.

Seufzend nickte ich, legte meinen Kopf auf den meines besten Freundes ab, nur um dann wieder zu den drei Freunden zu sehen.

"San empfindet wirklich viel für Wooyoung, auch wenn es schwer für ihn als sein Lehrer ist", erklärte ich schließlich.

Es war nun kein Problem mehr für San, dass ich das sagte, das wusste ich. Deshalb konnte ich auch so offen darüber sprechen, was mir die Sache um einiges erleichterte.

"Wooyoung wird es ihm nicht leicht machen. Zumindest nicht, nachdem er nicht den Chat sehen konnte", sagte Seokjin schließlich.

Seufzend nickte ich. Jin war Wooyoungs bester Freund, er kennt ihn am besten, deshalb wusste ich, dass ich auf seine Einschätzung vertrauen konnte.

"Es ist trotzdem nicht sein Recht, einfach Sans Handy anzufordern, um es durchzuchecken. Es ist immernoch Sans Privateigentum und Wooyoung sollte auch wenigstens ein bisschen Vertrauen in ihm haben!", entgegnete ich ihm, sah dann ein verständnisvolles Blitzen in Seokjins Augen auftreten.

Nickend drehte er sich zu Jungkook und Jimin um.

"Was machen wir jetzt?" Fragend sah er seine beiden Freunde an, die daraufhin anfingen zu grübeln.

"Vielleicht können wir ja mit Wooyoung reden und ihn umstimmen?", schlug Jungkook vor.

Ich fand die Idee an sich nicht schlecht, doch Seokjin meinte, dass es schwer sein wird, Wooyoung zu überzeugen.

"Wenn Herr Choi mit ihm redet? Oder ihm vielleicht doch den Chat zeigt?", äußerte sich nun Jimin.

San hatte sich wieder etwas beruhigt. Er hing zwar noch verkrampft in meinen Armen, aber sein Schluchzen und Schniefen ebbte mit der Zeit immer weiter ab.

"In unserem Chat stehen sehr private Dinge, wisst ihr? Deshalb kann er den Chat nicht zeigen, selbst wenn er wöllte."

Trocken schluckte ich, als ich daran dachte, dass er den Chat nur nicht zeigen konnte, weil ich zu faul war, um direkt mit San zu reden und deshalb zu meinem Handy gegriffen hatte.

"Können Sie die sehr privaten Nachrichten nicht einfach löschen?"

"Ganz ehrlich Jimin, wenn ich das machen würde, könnte ich gleich unseren ganzen Chat löschen und außerdem kommt das wahrscheinlich nicht gut bei Wooyoung an, wenn er bemerkt, dass da Nachrichten gelöscht wurden. Er will ja immerhin sehen, was wir wirklich geschrieben haben und da bringen ihm die paar wenigen Nachrichten, die übrig bleiben würden, auch nicht viel. Wir müssen eine andere Möglichkeit finden, um ihn davon zu überzeugen, dass San nur ihn will", gab ich als Antwort zurück.

"Ich denke, dass er ersteinmal Zeit braucht, um seine Gedanken zu ordnen. Herr Choi kann ja versuchen, mit Wooyoung zu reden und wenn das nichts bringt, ihm nochmal schreiben oder so. Wir sollten ihn aber nicht einengen, dann macht er wahrscheinlich komplett dicht."
Jungkooks Gedankengang war nicht abwegig und seine Idee war auch nicht schlecht. Zwar war Seokjin trotzdem noch der Meinung, dass Wooyoung nicht mit sich reden lassen wird, doch versuchen kann nicht schaden. Außerdem haben wir anscheinend sowieso keine andere Wahl.

Ich denke eher, dass Wooyoung das Gefühl bekommt, dass das Missverständnis der Wahrheit entspricht, wenn San nichts unternimmt, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

San richtete sich langsam auf, wischte sich flüchtig über seine mit Tränen beschmierten Wangen und ging wortlos zu seiner Tasche.

Wie konnten von Glück reden, dass das eben unsere letzten Stunden für heute waren und wir somit den restlichen Tag frei hatten. Ich wüsste nicht, wie San in seiner jetzigen Verfassung sonst noch Unterricht geben könnte.

"Können wir zu dir? Ich möchte jetzt nicht alleine sein."
Seine Stimme klang ganz heißer, als er mich dies fragte. Natürlich bejahte ich sofort und nahm meine eigene Tasche, um diese zu schultern.

"Wir kriegen das wieder hin, versprochen", sagte ich tröstend, drückte meinen besten Freund und Kollegen nochmals kurz an mich.

Ich scheuchte San wie auch meine drei Schüler aus dem Raum hinaus, damit wir nicht noch länger sinnlos dort stehen.

"Soll ich mit Wooyoung reden und es ihm erklären?" Fragend sah mich Seokjin an, wartete geduldig auf meine Antwort.

"Ich denke, dass es besser wäre, wenn es San zuerst versucht. Wenn das nichts bringt, kannst du ja auf ihn einreden", meinte ich.

Ich war dankbar, dass die drei Schüler helfen wollten, Wooyoung und San wieder zu versöhnen, denn so glücklich wie in den letzten Wochen hatte ich San schon lange nicht mehr gesehen.

"Wussten Sie von Anfang an Bescheid?", hörte ich Seokjins Stimme mich fragen.
Ein schmales Schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus, während ich die Turnhalle abschloss.

"Ich wusste schon davon, bevor es richtig anfing. Wir erzählen uns alles."

"Und es ist wirklich kein Problem für Sie, dass Wooyoung und Herr Choi sich mögen? Ich meine, er ist Lehrer und Wooyoung ist außerdem noch ein Junge", entgegnete nun Jimin. Der Blonde sah mich abschätzend an, gerade so, als wüsste er nicht, ob ich zu so einer Toleranz im Stande war.

"Wo die Liebe hinfällt."

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