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𝓣𝓪𝓮𝓱𝔂𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Wir kamen uns plötzlich immer näher, die Stimmung war von der einen auf die andere Sekunde schlagartig anders. Sie war heiß, barrierefrei und unbeschwert zugleich.

Unsere Lippen berührten sich zart, trafen jedoch nicht komplett aufeinander.

Fast hätte ich meine Lippen auf seine gepresst, den letzten minimalen Abstand verringert und meine Vernunft beiseite geschoben.

Es war unverantwortlich von mir, dies zu tun, doch das war es auch in meiner anderen Rolle.

Nur war hierbei der Unterschied, dass ich in diesem Augenblick immernoch als Lehrer fungierte und nicht als unbekannter Verehrer.

Kurz bevor wir einen erhitzten Kuss starten konnten, gab mein Handy den Benachrichtigungston von sich, der für San bestimmt war.

Ruckartig fuhren mein Schüler und ich auseinander, sahen uns erschrocken an.

Der Braunhaarige schien kaum glauben zu können, was soeben beinahe passiert wäre. Auch schien ihm nun klar zu werden, dass ich immernoch sein Lehrer war, auch wenn ich es mir gerade anders wünschte.

"Entschuldigung", raunte ich leise, räusperte mich danach.

Durcheinander griff ich nach meinem Handy und besah mir die Nachricht meines besten Freundes.

Ich habe den Chef angerufen und ihn über die Lage informiert. Er meint, wir sollen den Unruhestifter für den Rest der Fahrt in seinem Zimmer halten, er wird von allen folgenden Aktivitäten ausgeschlossen. Wenn wir wieder da sind, wird er suspendiert und muss eine Stellungnahme schreiben. Seine Eltern werden auch darüber informiert. Weiteres ist noch nicht beschlossen.

Wut, die sich schwer wie Blei an mein Inneres haftete, kam in mir hoch.

Die Strafe war meines Ermessens nach nicht genug, ich wollte mehr!

Dennoch wusste ich, dass mehr nicht passieren würde. Er würde höchstens noch eine Freizeitstrafe bekommen. Eventuell würde er die Drecksarbeit in der Küche erledigen müssen oder dem Reinigungsdienst helfen, doch mehr würde er nicht bekommen.

Der Schulleiter würde, selbst wenn jemand hier auf eine Anzeige aus war, vollste Überzeugungsarbeit leisten, da er nicht wollte, dass seine Schule mit solchen Schandtaten in Verbindung gebracht wurde.

Eine ordentliche Abreibung und ein Aufeinandertreffen von meiner Faust mit seinem Gesicht wären mir trotzdem lieber gewesen.

"Ist alles in Ordnung?", hörte ich den Schüler fragen, welcher inzwischen vor mir im Schneidersitz aufrecht saß.

Nickend schrieb ich San zurück, dass ich ihm dankte. Außerdem würde ich mich wohl später noch mit ihm treffen.

"San hat mir geschrieben. Hoseok wird die restlichen Tage von allem ausgeschlossen, er wird danach suspendiert, seine Eltern werden informiert und er muss eine Stellungnahme schreiben. Mehr ist noch nicht bekannt", gab ich dann als Antwort.

Ein leichtes Lächeln formte seine Lippen, nachdem ich zu Ende gesprochen hatte.

"Wenigstens bekommt er eine Strafe dafür."

Anscheinend war er es von seiner alten Schule nicht gewohnt, dass er in Schutz genommen und verteidigt wurde, was mich nicht besänftigte. Sein Lächeln jedoch tat es.

Sein Lächeln war so wunderschön, dass mein Herz lauter kleine Sprünge machte.

"Das ist das Mindeste!", erwiderte ich überzeugt.

Einige Zeit lang sahen wir uns stumm in die Augen, musterten jeweils das Gesicht unseres Gegenübers.

"Morgen gehen wir in einen Tierpark. Wäre es für dich in Ordnung, dass wir zusammen bleiben? Also, nicht, dass ich dir auf die Nerven gehen möchte, aber ich möchte den Tag mit dir verbringen, wenn es okay für dich wäre", fragte ich, redete dabei ein wenig mehr wie geplant.

Ich hatte zugegebenermaßen Angst, dass er ablehnen würde, weshalb ich beim Reden etwas hin und her eierte.

Unsicher sah er mich an, schien zu überlegen.

"Was sollen die anderen Schüler denn alle denken? Ich bin Ihr...dein Schüler und du bist mein Lehrer, da sollten wir nicht die ganze Zeit aneinander kleben", außerte er sich.

Tatsächlich war sein Argument nicht ganz unrichtig.

"Nach der Sache von heute wird niemand fragen, wieso du nicht frei rum läufst. Sie werden alle denken, dass du jetzt erstmal unter meinem Schutz stehst und selbst wenn, wir können uns dann irgendwie rausreden. Vielleicht begegnen wir auch niemanden aus den Klassen im Park, da der Park echt riesig ist. Ich möchte dich doch einfach nur bei mir wissen."

Verlegen kratzte sich der kleine Hase am Nacken.

"Dieses Verhalten kommt sehr plötzlich und überraschend. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll, dass mein Lehrer mich so behandelt", gab er schüchtern zu.

Es war auch keinesfalls geplant, dass ich ihm als Lehrer so schnell mein Interesse zeigte, doch nach der Sache heute würde ich ihn nicht alleine durch einen riesigen Tierpark spazieren lassen, selbst wenn seine Freunde dabei waren.

"Komm schon, was ist schon groß dabei? Wir können auch gerne sagen, dass du etwas Böses angestellt hast und deshalb unter meiner Aufsicht stehst."

Schmunzelnd sah ich, wie er kurz die Augen verdrehte, nachdem ich meinen irrsinnigen Vorschlag ausgesprochen hatte.

Der Kleine wurde doch tatsächlich immer frecher.

"Na gut. Ich muss das nur meinen Freunden irgendwie verklickern. Das wird der schwierigste Teil, da sie viel zu neugierig sind und auch nicht dumm", meinte er.

"Sag einfach, dass ich es dir so befohlen habe. Dann haben sie quasi keine andere Wahl, als es zu glauben."

Grinsend blickte ich den Jüngeren an, legte dabei meinen Kopf leicht schief.

Er spitzte grübelnd seine geschwungenen Lippen, was einfach zu niedlich aussah, bevor er zustimmend nickte.

"Wenn sie es mir nicht glauben, dann ist es ihr Problem", grinste er süß.

Erneut fragte ich mich, wie ihn jemand hassen konnte. Dieser Junge war einfach zuckersüß, es schien mir unmöglich, ihn nicht zu mögen.

"Sie fragen übrigens, ob sie vorbeikommen können", informierte er mich, nachdem er kurz sein Handy checkte.

"Ich muss eh gleich wieder los. San wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf mich und er wird sehr schnell sehr ungeduldig. Außerdem denke ich, dass ich dich jetzt allein lassen kann, auch wenn ich liebend gern weiter hier mit dir gekuschelt hätte."

Beim letzten Satz konnte ich mir ein anzügliches Zwinkern nicht verkneifen, was sofort das Blut in die Wangen des Jüngeren schießen ließ.

Räuspernd knetete er sich die Hände.

"Ich hätte auch gern mit dir weiter gekuschelt, es war schön. Außerdem danke nochmal", sagte er leise, schien schon peinlich berührt deswegen zu sein.

Und ehe ich mich versah war mir ein neuer Hinweis zu Vs Identität herausgerutscht.

"Kein Ding, mein kleines Häschen."

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt