➒➑

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𝓣𝓪𝓮𝓱𝔂𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Wie erstarrt stand ich im meinem Zimmer, versuchte das soeben Geschehene zu verarbeiten.

Ich konnte es kaum glauben, dass das passiert war.

Langsam setzte ich mich zurück auf das Bett, auf welchem zuvor noch mein Bunny und ich gesessen und gelernt hatten.

Zittrig atmete ich aus, stützte mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab.

Meine Kraft war beraubt, ich konnte nicht mehr klar denken.

"Wieso habe ich nicht auf San gehört?", fragte ich mich leise.

Meine Stimme war heißer, war verbraucht.

Zum ersten Mal wurde mir richtig bewusst, was ich die ganze Zeit von ihm verlangt hatte.

Ich hatte es als quasi selbstverständlich gesehen, dass er sich mir bei jedem Treffen fügte, mir gehorchte, doch es war nichts Selbstverständliches.

Ich hätte wissen müssen, dass er nicht mehr lange durchhielt, dass es ihn verletzen würde, dass ihn die ganze Sache belastete.

Ich hätte es ihm eher sagen müssen, doch nun war es zu spät.

Als ich das realisierte, flossen heiße Tränen über meine Wange, hinterließen einen dicken Rinnsal der salzigen Flüssigkeit.

Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.

Ich hatte alles vermasselt.

Wieso mache ich nur immer alles kaputt?

Es lief doch so gut mit uns! Hätte ich es ihm letztes Mal einfach gesagt, dann wäre das alles nicht passiert, dann würde er mich jetzt nicht hassen.

Wir hätten weiter an uns arbeiten können, damit wir nach seinem Abschluss eine gesunde Beziehung führen könnten, doch das blieb uns wohl verwehrt.

Weinend schüttelte ich den Kopf. Das durfte nicht wahr sein! Das konnte nicht wahr sein!

Ich griff mir unbeholfen an mein schmerzendes Herz, krallte mich hilflos in meine Brust.

Wie konnte es nur so weit kommen?

Minuten saß ich dort, vergoss meine Tränen für den schönsten Jungen, dem ich je begegnet war.

Ich konnte meine Liebe, die sich mit der Zeit entwickelt hatte, kaum in Worte fassen – so sehr hatte ich noch nie geliebt.

Erst, als es an der Tür klopfte, wurde ich für einen Moment aus meinen Gedanken gerissen.

Mit wackeligen Beinen stand ich auf, öffnete die Tür, um dann meinen besten Freund zu erblicken. Hinter diesem stand Wooyoung, doch ihn nahm ich nur beiläufig wahr.

Sofort, als er mich erblickte, wurden seine Augen groß und er schloss mich ohne zu zögern in seine Arme.

Ich lehnte mich in die tröstende Umarmung, sehnte mich nach Liebe.

Er lief mit mir einige Schritte nach hinten und ließ mich dabei kein einziges Mal los. Er hielt mich fest und stützend, gab mir den nötigen Halt, der mir fehlte.

Wooyoung schloss die Tür hinter sich und legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

Mein Schluchzen verebbte nicht. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen, so sehr ich es auch versuchte.

San strich mir sanft über den Rücken, murmelte mir immer wieder aufmunternde Worte zu, während er mich zum Bett dirigierte.

"Es ist alles okay, Tae, wir biegen das wieder gerade", flüsterte er mir zu, wobei wir uns hinlegten.

Schniefend schüttelte ich mit dem Kopf.

"Zu spät", hauchte ich bibbernd.

"Nein, ist es nicht. Er ist gerade wütend und enttäuscht, aber das muss nichts heißen. Du darfst jetzt nur nicht aufgeben, du musst um ihn kämpfen!"

Mit brennenden Augen sah ich zu ihm auf, biss mir unsicher auf die Lippe.

Konnte ich dem Glauben schenken?

Ich bezweiflelte es stark.

"Er hat Recht. Jungkook ist zwar verletzt, aber er empfindet etwas für Sie!"

Hoffnungsvoll sah ich zu Wooyoung, welcher auf meinem Schreibtischstuhl platz genommen hatte.

"Wirklich?"

Mir dem Handrücken wischte ich mir die Tränenflüssigkeit von den Augen, damit ich klarer sehen konnte.

"Ja, er ist zwar verletzt, aber er hat gesagt, dass er sich niemand anderen als V vorstellen möchte, weil er Sie wirklich gern hat, also ist noch nicht alles verloren. Sie dürfen nur nicht aufgeben", ermutigte er mich.

"Warum bist du nicht bei ihm? Ihr seid doch Freunde!", wollte ich wissen.

Währenddessen strich mir San liebevoll über die Wange, die den heftigen Schlag abbekommen hatte.

"Ich wollte bei San bleiben und mich auch entschuldigen. Mir ist klar geworden, dass es nicht nur um Jungkook geht und da San Sie verteidigt hat und meinte, dass Sie es ernst meinen, wusste ich, dass wir Ihnen Unrecht getan haben und dass es auch Sie verletzt haben muss. Es tut mir wirklich leid", erklärte er reuevoll.

"Schon gut. San hatte die ganze Zeit recht. Ich hätte es ihm längst sagen müssen, es ist meine Schuld", erwiderte ich.

Wenn meine Stimme vorher heißer war, dann wüsste ich nicht, wie ich den jetzigen Zustand beschreiben sollte, weshalb ich mich schnell räusperte und nach meiner Wasserflasche griff, um daraus zu trinken.

"Das muss echt weh getan haben. Soll ich etwas zum Kühlen holen?", fragte San.

"Geht schon. Der Schmerz in mir drinnen ist großer und wie gesagt, es ist meine eigene Schuld. Ich habe es nicht anders verdient", wank ich ab.

Nickend kuschelte er sich an mich und schloss seine Arme fest um meinem Körper.

"Sie werden doch kämpfen, oder?", wollte Wooyoung unsicher wissen.

Überzeugt nickte ich.

"Zuerst werde ich ihm das Buch bringen und alles nochmal grob auf Papier erklären, damit er sich trotzdem auf die Prüfung vorbereiten kann. Wenn er es geschafft hat, dann werde ich mit ihm reden und ihn von mir überzeugen", erzählte ich meinen Plan für die nächsten Wochen.

"Soll ich auch nochmal mit ihm reden? Vielleicht kann ich ja etwas bewirken?"

"Das ist echt nett von dir, Wooyoung, aber ich muss das alleine regeln. Zumindest muss ich alles versuchen und wenn es nicht funktioniert, dann kannst du es ja probieren", antwortete ich ihm lächelnd.

Ich war wirklich dankbar, dass er mir helfen wollte, denn die meisten Leute hätten wohl an seiner Stelle nicht zu mir gehalten, sondern zu ihrem Freund.

"Könntest du mir aber vielleicht anders helfen? Ich weiß wirklich noch nicht, wie ich es wiedergutmachen soll. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass alles, was ich machen könnte, nicht reichen wird, um ihn von mir zu überzeugen. Du kennst ihn auf andere Art und Weise besser", bat ich ihn um einen Gefallen.

Ich wäre ihm nicht böse, wenn er mir nicht helfen wollte, doch tatsächlich stimmte er mir ohne großes Zögern zu.

Erleichtert schloss ich die Augen.

Ich hatte mindestens zwei Personen, die mir halfen und mich unterstützten.

Gerade, als ich zu dem Buch und einem Block griff, wollte Wooyoung gehen.

"Ich möchte Mal nach Jungkook schauen. Er wird sehr aufgewühlt sein und er soll nicht denken, dass es mir egal wäre. Sagen Sie mir einfach, wenn sie Zeit haben, dann können wir schauen, wie wir am besten vorgehen können."

"Dankeschön, Wooyoung, wirklich! Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin!"

"Das mache ich gerne."

"Wooyoung!"

Irritiert drehte er sich um. Er war bereits bis zur Tür gegangen und wollte gerade den Raum verlassen.

"Mein Name ist übrigens Taehyung."

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