𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:
Glücklich schlenderte ich den Schulflur entlang.
Wir waren gerade mit einem kurzen Kunstprojekt fertiggeworden und würden uns jetzt dem Portrait witmen, bevor wir zu Graffiti und Street Art übergehen würden.
Beides waren, so unterschiedlich sie auch sein mochten, große, langfristige Projekte, welche mich beide interessierten.
Zumindest war für mich alles besser als die Kunst der Stillleben.
Wir würden die nächsten zwei Tage Zeit dafür bekommen, eine grobe Portraitskizze anzufertigen, um ersteinmal den Einstieg in das Thema zu bewerkstelligen.
Ich würde wohl jetzt noch damit anfangen, da mir etwa eine halbe Stunde verblieb, bis Wooyoung zu mir kam, weshalb auch immer, und diese Zeit wollte ich sinnvoll nutzen.
Während ich also zur Haupttür lief, um endlich auf mein Zimmer zu kommen, dachte ich an das Treffen mit Ten.
Wir hatten gestern Abend noch eine Menge Spaß und wenn ich den Älteren mal nicht in Overwatch abzockte, dann genoss ich die Nachos.
Ich war froh darüber, dass wir uns so gut verstanden und dass Ten dabei kein Einzelfall war, denn auch andere Mitschüler hatten mich bereits um gemeinsame Freizeit gefragt und ehrliches Interesse an meiner Person gezeigt.
Es war natürlich ungewohnt, dass mich so viele Leute plötzlich mochten, denn all die Jahre zuvor wurde ich nur angestoßen und nicht gewollt.
Es war ein neuartiges, dennoch schönes Gefühl, jetzt das Gegenteil davon erleben zu dürfen und ich würde dieses Gefühl der Zugehörigkeit auch nie wieder missen wollen.Nach einigen Minuten kam ich in meinem Zimmer an und ließ mich seufztend auf meinem Stuhl nieder.
Den weißen Zeichenblock hatte ich dabei vor mich gelegt, Bleistifte mit den verschiedensten Härtegraden direkt daneben.
Ich versuchte mein Bestes, um ein Portrait von Jimin zu erstellen, doch immer, wenn ich den Stift ansetzte, ploppte eine völlig andere Person vor meinem inneren Auge auf.
Eine Person, die dort nichts mehr verloren hatte, die ich am liebsten aus meinen Gedanken verbannen würde.Genervt stöhnend griff ich nach meinem Handy, um meine Musikplaylist anzumachen.
Die Stimme Justins hallte durch den Raum, während ich das Gerät auf dem hölzernen Tisch vor mir ablegte.
Der Klang meines lieblings Artists beruhigte mich ungemein, er war immerhin auch mein Vorbild.
Den Kopf schüttelnd, um die letzten Gedanken an ihn entgültig zu verbannen, gab ich dem Ganzen einen neuen Versuch.
Ich schaffe es, einige Linien zu zeichnen, Flächen zu gestalten und grobe Schraffuren zu setzen, doch lang hielt dies nicht an, denn der Braunhaarige erkämpfte sich den Weg zurück vor mein Auge.
Ehe ich mich versah hatte mein Portrait von Jimin Taehyungs Augen und dessen Nase.
Verzweifelt raufte ich mir die Haare und riss das Blatt vom Block, um es an die Seite zu legen.
Ich konnte ihn momentan nicht in meinem Kopf gebrauchen, denn ich musste mich konzentrieren.
Jedoch klappte es auch bei einem zweiten-und dritten Versuch nicht, so sehr ich mir auch die nötige Mühe gab.
Entnervt strich ich mir über die Stirn und konnte kaum fassen, dass ich, wenn es um ihn ging, nicht einmal einen klaren Kopf bewahren konnte.
Mir war längst bewusst, dass ich ihn vermisste, denn er hatte es mir echt angetan.
Ich liebte diesen Mann und das konnte ich nicht abstreiten, aber dennoch versuchte ich es zu verdrängen, denn mein verletzter Stolz und der Schmerz in meinem Herzen saßen tief.
Ich konnte leider kaum mit meinen Freunden darüber reden, da sie mich sofort zu einem Gespräch mit Taehyung überreden wollen würden, doch das wollte ich nicht, auch wenn ich mich nach ihm sehnte.
Die einzigen Personen, mit denen ich neutral über diese Sache reden konnte, waren Woong und Jongin, und sie waren nunmal mehrere Kilometer von mir entfernt, sodass Real-Talk-Gespräche nicht die Wirkung bei mir hatten, die sie haben sollten.
Wenn ich ehrlich mit jemandem reden wollte, dann auch noch über ein ernstes Thema und meine Gefühle, dann wollte ich dies von Angesicht zu Angesicht machen.
Tief atmete ich durch und erkannte, dass ich heute zu keinem befriedigenden Ergebnis kommen würde, vor allem nicht, wenn ich mich jetzt dazu zwang.
Wahrscheinlich würde ich mich nach dem Treffen mit Wooyoung in der Nacht nochmals hinsetzen, denn ich war nach meinem Empfinden sowieso kreativer, wenn ich es Nachts anging.
Die Nacht hatte für mich etwas beruhigendes, befreiendes, magisches.
Da mein Freund nun eh bald da sein würde, verräumte ich die Materialien an die Seite des Tisches und richtete mein Bett.
Mir auf die Lippe beißend überlegte ich, was ich noch tun könnte, da klopfte es auch schon.
Lächelnd öffnete ich dem ehemals Lilahaarigen die Tür und ließ ihn herein.
"An was arbeitest du?", hörte ich sogleich seine sanfte Stimme, wobei er eine Begrüßung völlig außer Acht ließ.
Sein Blick hatte sich auf meinen Block und die verkorksten Versuche daneben gerichtet.
Ich wusste nicht, ob es wirkliches Interesse war oder einfach nur Neugier, weshalb er fragte, doch ich beantworte seine Frage mit einem einfachen 'Portrait'.
Schwungvoll ließ ich mich auf meinem Bett nieder, was er mir gleich tat.
Abwartend sah er mich an und ich zog verwirrt die Augenbrauen in die Höhe.
Gestern schon war er merkwürdig wegen des Treffens, jetzt erneut.
Ich wusste nicht, was er von mir erwartete, doch ich hoffte auf schnelle Aufklärung, denn die ganze Sache kam mir mehr als suspekt vor.
"Naja, ich dachte, dass wir mal etwas Zeit miteinander verbringen, aber du scheinst sehr beschäftigt zu sein, wenn ich mir die Zeichnungen so anseh'", mutmaßte er.
Dies beantworte noch immer nicht meine ganzen Fragen, doch ich ging dennoch darauf ein.
"Passt es denn heute trotzdem?"
"Sicher, für dich habe ich doch immer Zeit!", stammelte ich eine Antwort auf die plötzliche Frage.
"Wo hakt es denn?", wollte er trotzdem wissen.
"Ach, nicht so wichtig. Meine kreative Ader kommt heute nur nicht richtig raus, nichts weiter", wies ich ihn ohne zu zögern ab.
Ich konnte nicht so schnell gucken, da war er schon aufgestanden und hatte sich die misslungen Werke geschnappt.
Keine Sekunde später zog er abschätzig die Augenbraue hoch, betrachtete genaustens die Zeichnungen.
"Nichts weiter also? Ernsthaft? Es sieht eher so aus, als hätte dich jemand in deinem Kopf heimgesucht", beurteilte er.
Stumm sah ich ihm entgegen, konnte kein Gegenargument bringen, denn er sagte die Wahrheit.
Ein Klingelton zog die Aufmerksamkeit auf sich, rettete mich aus dieser unangenehmen Situation.
"Jimin hat mir geschrieben. Er gibt mir nur schnell die Pläne für die nächste Woche. Bin gleich wieder da."
Mit diesen Worten lief er aus meinem Zimmer hinaus.
Erschöpft vom ganzen Tag legte ich mich rücklings auf meine Matratze und schloss die Augen.
Als die Tür sich ein weiteres Mal öffnete – Wooyoung musste wohl schnell den Schlüssel mitgenommen haben – ließ ich die Augen geschlossen, konnte jedoch nicht glauben, wer vor mir stand, als ich sie wieder öffnete.
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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️
Fanfiction'Versteck' den Schlüssel unter der Fußmatte, setze dich auf dein Bett und lege dir eine Augenbinde um, wenn du wissen willst, wer ich bin. Bis bald, mein kleiner, hübscher Bunny.' _ "Ist es das, was wir haben? Eine Beziehung?", hörte ich ihn leise w...