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𝓣𝓪𝓮𝓱𝔂𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Direkt nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, presste er merklich seine Lippen aufeinander.

Ich wusste nur zu gut, dass die Stimmung zuvor definitiv schöner war, doch wir mussten darüber reden.

Ohne ein ehrliches Gespräch kamen wir hier nicht weiter.

"Zuerst nocheinmal danke, dass du mir noch eine Chance gibst. Das ist nicht selbstverständlich, zumindest nicht nachdem, was ich getan habe."

Ich sah, wie Jungkook sich ein schmales Lächeln aufzwang, anschließend nickte er.

Etwas beruhigt legte ich mir meine nächten Worte zurecht.

"Ich weiß, dass ich überreagiert habe, und das tut mir auch unendlich leid! Ich werde versuchen, es wieder gutzumachen, versprochen! Aber wir müssen gemeinsam dafür eine Lösung finden, damit es funktioniert", entschuldigte ich mich aufrichtig bei ihm.

"Wieso kannst du es nicht einfach akzeptieren, dass ich mich auch mit anderen Männern treffe, wie jeder normale Mensch es auch macht. Ich meine, es sind nur meine Freunde", erwiderte er fragend.

Natürlich verstand er es noch nicht. Ich hatte es ihm noch nicht gut genug erklärt, wie ich in solch einer Situation empfinde, außerdem konnte er es nicht nachvollziehen.

"Es ist kompliziert. Ich habe seit meiner Pupertät Aggressionsanfälle. Die verschwinden nicht einfach so und sie kommen, wenn mir etwas nicht passt. Ich bin schon zur Therapie gegangen und es ist auch schon besser geworden, aber wenn ich dich mit einem anderen Jungen sehe, der nicht Seokjin, Wooyoung oder Jimin ist, dann bekomme ich einfach diese Gedanken. Die Gedanken, dass du sie mehr magst als mich."

"Du bist also eifersüchtig und das wandelt sich dann in unkontrollierbare Wut um? Verstehe ich das so richtig?", fragte er mich sichergehend.

"Ja, schon", gab ich unumwunden zu.

Es war mir zwar sehr unangenehm, dass er jetzt von meinen Problemen wusste, da er sie wohl als irrsinnig bezeichnen würde, doch ich musste dazu stehen und ehrlich sein, damit er es wenigstens im Ansatz nachvollziehen konnte.

"Aber wieso bist du dann nicht auch eifersüchtig, wenn ich etwas mit Jimin, Wooyoung und Jin unternehme?"
Diese Frage wahr gut berechtigt, doch auch einfach zu beantworten.

"Meine Eifersucht wird nur dann schwer zu bändigen, wenn ich nicht weiß, wie du zu der Person stehst. Dann stehen nämlich noch alle Optionen offen. Jimin ist dein bester Freund, außerdem glaube ich gehört zu haben, dass er Min Yoongi ganz gut findet. Wooyoung ist in Herr Choi verliebt und Jin mag, glaube ich zumindest, Kim Namjoon. Was würden sie dann von dir wollen? Ich brauche einfach nur Absicherung, dass da definitiv nichts laufen wird. Dann wird das alles auch kein Problem sein", äußerte ich mich.

Ich wusste nicht, ob das mit Jin und Jimin wirklich stimmte, doch ich hatte ihre Blicke gesehen und auch so einiges in den Pausen gehört. Wir Lehrer bekamen da mehr mit, als die Schüler immer dachten.

Und das mit Wooyoung wusste ich und ich gab es preis, da ich nicht mehr allzu lange vor hatte, mich zu verstecken.
Da konnte ich ihm auch jetzt schon Tipps geben.

"Woher weißt du das mit Herr Choi und Wooyoung?"
Seine Stimme war besorgt und ich wusste nur zu genau, was er gerade denken musste.

"Ich habe meine Kontakte und nein, ich werde es niemandem sagen. Sie sollen nicht in Schwierigkeiten kommen, nur, weil sie sich lieben. Auch wenn es dennoch verboten ist", meinte ich, wirkte sichtlich beruhigend auf seine Sorgen ein.

"Okay, ich werde dir jetzt einfach mal glauben. Aber was erwartest du jetzt von mir? Soll ich dir jetzt jedes Mal Bericht erstatten, mit wem ich etwas unternehme? Am besten noch mit seinem Beziehungsstatus, Alter, Herkunft und Lebenslauf?"

Er klang tatsächlich Ende zu etwas schnippischer, als ich erwartet hätte, doch es war klar, dass er nicht allzu viel davon halten würde.

Für mich war es bislang die einzige Möglichkeit, dass ich ihm nicht nocheinmal mit einem Anfall belästige.

"Um ehrlich zu sein-"

"Nein, das kannst du vergessen! Sowas kannst du doch nicht von mir erwarten!"

"Ich versuche doch schon, mich zu bessern. Du musst mir aber auch etwas entgegen kommen. Was ist denn schon dabei, mir einfach eine kurze Nachricht zu schreiben, wenn du mit einem anderen Mann raus gehst. Du brauchst nur dazu zu schreiben, dass er schon jemanden hat, Heterosexuell ist oder soetwas. Dann würde ich mir nicht so viele Gedanken machen und dann können wir meine Aggressionsanfälle verhindern!"

Ich versuchte mit allen möglichen Argumenten, ihn zu überreden. Ich sah keine andere Möglichkeit.

"Es gibt Dinge, die mich nunmal triggern und es wird ein schwieriger Weg werden, diese mit einer Therapie zu behandeln, aber ich werde mein Bestes geben, weil ich dich nie wieder derartig verletzen möchte. Bis dahin brauchen wir aber eine Lösung und hier haben wir eine. Wenn du eine andere Idee hast, dann klär mich bitte auf."

Es blieb einige Sekunden lang still, bis er hörbar ausatmete und zustimmend nickte.

"Du wirst wirklich wieder zur Therapie gehen für mich?", fragte er sicherheitshalber nochmals nach.

"Ja, aber es ist nicht nur wegen dem, was wir haben. Das ist der ausschlaggebend Punkt, aber es ist auch besser, das zu behandeln, damit ich auch in fünfzehn Jahren damit keine Probleme mehr habe. Wir schaffen das, aber eben nur gemeinsam!", meinte ich zuversichtlich.

"Noch etwas, um solche Anfälle zu umgehen?"
Schluckend knetete er seine Hände, darauf wartend, dass ich noch mehr Vorschläge bringe.
Beruhigend nahm ich seine Hand in meine.

"Ich werde mein Bestes geben, damit ich zuerst frage, wie es aus deiner Sicht abgelaufen ist, bevor ich handel. Außerdem werde ich versuchen, nicht zu überreagieren, falls du doch etwas mit einem anderen Mann unternimmst, bei dem ich mir nicht sicher sein kann", schlug ich vor.

Zustimmend nickte er.

"Das klingt echt gut. Du hast dir wirklich Gedanken gemacht", meinte er lächelnd. Seine weißen Hasenzähne waren entblößt und er hatte erneut die Ähnlichkeit mit einem Hasen.

"Aber eins muss ich noch wissen...wer waren damals die beiden Jungen, mit denen du...jeweils ein Date hattest?"

Kichernd rückte er näher an mich heran.

"Also der erste war mein Bruder!"

Ich spürte, wie mir die Hitze die Wangen schoss. Es war mir ziemlich unangenehm, dass ich wegen seinem Bruder einen Aufstand machte.

"Und der andere war der Taxifahrer, der mich hier her gefahren hat. Aber ich will echt nichts von Jackson, also keine Sorge", meinte er lächelnd.

Zwar hatte ich noch immer kein gutes Gefühl bei diesem Jackson, doch ich würde versuchen, es zu unterdrücken. Ein weiterer Freund, der auch noch Taxifahrer ist und ihn deshalb überall schnell abholen konnte, war schließlich nichts Verkehrtes, so redete ich es mir zumindest ein.

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt