➒➊

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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Nervös stand ich vor dem Prüfungszimmer. Ich hatte soeben meine Englischprüfung absolviert und wartete gespannt auf das Ergebnis.

Die Prüfungskommission war gerade dabei, sich zu einigen, welche Note ich dafür bekommen würde.

Zwar machte ich mir keine großen Hoffnungen, doch ich hatte mein Bestes gegeben.

Das Fazit meiner Lehrer war schließlich, dass meine Leistung 'befriedigend' war, womit ich mich abfinden konnte.

Mit weniger Last auf den Schultern begab ich mich zum Zimmer zurück.

Es war gerade mal früher Nachmittag und da Jimin seine Prüfung am Vortag absolviert hatte und Wooyoung sowie Jin morgen dran sein würden, hätten wir jetzt genug Zeit, um das Treffen mit V vorzubereiten.

"Hast du alles?", hörte ich meinen besten Freund fragen, als ich das Zimmer betrat.

"Die Kamera habe ich, ich habe zur Sicherheit auch das Ladekabel und der Laptop liegt bei uns einsatzbereit im Zimmer, also ja, ist alles da", antwortete Jin.

"Wann kommt Jungkook denn endlich wieder?", vernahm ich nun die Stimme des Lilahaarigen.

"Bin schon da", erwiderte ich.

"Hattest du etwa Sehnsucht?", wollte ich von ihm wissen, stellte mich neben ihn.

"Aber natürlich! Du warst so lange weg, das grenzte schon an Entzug!"

Lachend schüttelten Jin und Jimin den Kopf, wuselten dann wieder an meinem Kleiderschrank herum.

Sie hatten die Kamera in dem Blumentopf platziert, welcher auf dem Schrank stand, sodass man sie nur beim genauen Hinschauen sah.

"Er wird nicht darauf achten, also denke ich nicht, dass er sie sehen wird. Und wenn doch, dann ist es bereits zu spät", bemerkte Jin zufrieden.

"Die Kamera hat noch achtzig Prozent Akku. Reicht dir das oder möchtest du lieber, dass sie nochmal läd? Wir können auch später das Ladekabel anstecken. Das Kabel kann hinter deinem Schrank lang gelegt werden, dann macht es keinen Unterschied", wollte Jin wissen.

"Ich denke Mal, dass der Akku reicht, immerhin wollen wir ja nicht den ganzen Tag lang filmen, oder?"

"Nein, wir würden dann kurz vor sechzehn Uhr die Kamera über den Laptop einschalten und sofort ausschalten, sobald du uns schreibst, dass das Treffen vorbei ist", meinte Wooyoung.

"Naja, es sei denn, ihr wollt euch die ganze Nacht vergnügen. Dann wird die Kamera wahrscheinlich doch den Geist aufgeben."

Verschmitzt grinste mich mein bester Freund an, strich sich dabei durch die blonden Haare.

Rot werdend verschränkte ich die Arme vor der Brust, schoss ihn gedanklich bis zum Mond.

"Lass dich nicht ärgern, er ist nur eifersüchtig, weil Yoongi ihm nicht das Hirn herausvögelt", verteidigte mich Wooyoung.

"Yah!", rief der Blonde empört, erntete jedoch nur ein Lachen.

"Komm, gehen wir schauen, ob alles funktioniert. Wir sind gleich wieder da", sagte Jin zu Wooyoung, welcher nickte und mit dem Ältesten den Raum verließ.

"Und? Wie lief die Prüfung?"

Anscheinend war es ihm eben erst eingefallen, warum ich so lang weg war.

Schmunzelnd über seine Vergesslichkeit sah ich ihn an.

"Befriedigend, um es zu zitieren", meinte ich beinahe schon gleichgültig.

"Also nicht besser als bei mir."

"Scheint so."

Kurz war es still zwischen uns, während ich mich zu Jimin auf das Bett setzte.

"Bist du schon aufgeregt?", wollte er schließlich wissen.

"Schon irgendwie. Einerseits freue ich mich unheimlich, ihn wiederzusehen, andererseits aber habe ich Angst."

"Wovor genau hast du Angst? Er wird dir doch nichts tun", erwiderte er.

"Stimmt, aber ich bin mir einfach nicht sicher, was ich machen soll, wenn es wirklich jemand ist, den ich gut kenne."

"Redest du von irgendjemanden oder von Herr Kim?"

Tatsächlich schlussfolgerte Jimin richtig.

Ich hatte die letzten Tage oft darüber nachgedacht, was ich darüber denken sollte, bin jedoch zu keinem Entschluss gekommen.

"Er hätte mich die ganze Zeit belogen und für dumm verkauft...aber irgendwie will ich mir niemand anderes als V vorstellen, verstehst du?", erklärte ich.

"Ja, das verstehe ich. Wäre es denn so schlimm, wenn er es wäre? Du kennst ihn inzwischen gut, ihr habt ein tolles Verhältnis zueinander, er sieht hammer aus, er ist finanziell abgesichert. Was willst du mehr? Klar, er hat es dir verheimlicht, doch ich kann ihn schon verstehen. In seiner Position ist es einfach zu gefährlich, sowas abzuziehen, und er kannte dich zudem noch nicht so gut. Ist doch klar, dass er dann Vorsichtsmaßnahmen ergreift, um dennoch bei dir sein zu können."

Tief atmete ich druch, ließ mir seine Wort genaustens durch den Kopf gehen.

Er hatte schon recht, doch ich wäre trotzdem verletzt, das wusste ich.

"Ich verstehe ja, was du meinst, aber er hätte es mir längst sagen können. Wenn er es ist, dann haben wir uns nicht nur bei unseren Treffen kennengelernt, sondern auch bei den Nachhilfestunden und während der Klassenfahrt. Er konnte mir schon lange vertrauen, doch wenn er es ist, hat er mir anscheinend nicht vertraut. Nicht so sehr, wie ich ihm vertraut habe. Ich meine, ich habe mich in so eine Position gebracht und ihm vertraut, als ich ihn noch gar nicht wirklich kannte. Außerdem haben wir viel über Zusammenarbeit und Vertrauen geredet, wenn es Herr Kim ist, dann würde es sich so anfühlen, als wäre ich der einzige in dieser Beziehung, der  sich darum gekümmert hat", warf ich ein, erklärte ihm meine Lage näher, damit er es nachvollziehen konnte.

"Ich verstehe deinen Punkt, aber versuch bitte, dich etwas in seine Haut zu fühlen. Falls es so ist, dann denk bitte nach und reagier' nicht gleich über", ging er darauf ein.

"Ich versuche es. Ich würde mich nur so dumm fühlen. Er ist mein Lehrer und ich hätte es nicht erkannt, obwohl wir sogar andauernd aufeinander hocken."

"Egal, was du später fühlen wirst, wir sind für dich da und das sage ich dir so lange, bis du es verstanden hast. Wir unterstützen dich, egal bei was. Und jetzt lächel bitte wieder, denn ich bin mir sicher, dass die beiden Hosenscheißer hinter'm Laptop schon an Taschentüchern schnuppern, weil wir so ein tiefgründiges Gespräch geführt haben", grinste der Blonde.

Lachend stimmte ich ihm zu.

"Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich wirklich will, dass sie mich jetzt beobachten können. Der Gedanke macht mir schon irgendwie Angst", gab ich zurück.

Gespielt beschützerisch legte der Ältere einen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich. Danach sah er provozierend in die Kamera auf meinem Schrank.

"Die zwei Idioten werden sich schon benehmen, und wenn nicht, dann sorge ich dafür! Hyung wird dich beschützen!"

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt