➒➍

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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Erschöpft von den körperlichen Aktivitäten und des ganzen Denkens lag ich in meinem Bett.

Ich hatte meinen Freunden soeben geschrieben, dass sie jetzt herkommen konnten.

Noch immer konnte ich es nicht glauben, ich war die ganze Zeit so blind, hatte mir letztendlich sogar versucht, es mir auszureden, doch nun konnte ich es nicht mehr abstreiten, das war Tatsache.

Ich hatte die Augen geschlossen und öffnete sie erst wieder, als ich die Anwesenheit meiner Freunde im Raum spürte.

Jimin saß vor mir auf dem Bett und strich mir gedankenverloren durch die Haare, während Jin und Wooyoung daneben standen.

Jin hielt den Laptop seines Freundes, auf dem sich das Videomaterial befand, fest in seinen Händen, darauf bedacht, es nicht fallen zu lassen.

"Wie geht es dir?", fragte Jimin.

Ich setzte mich auf, strich mir über das Gesicht und sah dann nach unten, ehe ich mit den Schultern zuckte.

"Möchtest du das Video sehen?", fragte Wooyoung vorsichtig.

In mir herrschte pures Gefühlschaos.

"Später vielleicht", meinte ich. Meine Stimme war heißer, weshalb ich mich kurz räusperte und dann zu meinem besten Freund blickte.

"Du hast seine Stimme erkannt, oder?", fragte dieser.

"Wenn man es weiß, ist es so offensichtlich", flüsterte ich.

"Was willst du jetzt machen? Ihn zur Rede stellen. Ihn ignorieren?", wollte Jin von mir wissen.

Ich habe die letzte halbe Stunde über genau diese Frage nachgedacht, weshalb meine Antwort nicht lange auf sich warten ließ.

"Ich habe nächste Woche Dienstag Nachhilfe. Ich werde mir das Video direkt aufs Handy laden, dann kann er gar nichts mehr sagen!"

Verärgert presste ich meine Lippen aufeinander.

"Bist du nicht froh, dass er es ist und nicht irgendein Fremder?", fragte Wooyoung mit Bedacht.

Seufzend schloss ich die Augen, die verschiedensten Gefühle übermannten mich bei dieser Frage.

"Natürlich bin ich das", antwortete ich.

"Aber du bleibst bei deiner Meinung. Er hätte es dir längst sagen können, hat dich stattdessen aber weiter für dumm und naiv verkauft", fuhr Jimin meinen Satz fort.

Mit zusammengepressten Zähnen nickte ich, mein Blick war verschlossen.

Ich wusste, dass Jimin wollte, dass ich nochmal darüber nachdachte, da zwischen mir und Taehyung ein gutes Verhältnis herrschte — sogar ein sehr gutes, doch ich konnte einfach nicht so tun, als wäre ich nicht verletzt. Ich konnte nicht darüber hinwegsehen.

"Wie wäre es denn, wenn er sich trotzdem erklären könnte? Gib' ihm wenigstens die Chance dazu, alles andere wäre unfair", meinte der Älteste.

"Und das, was er gemacht hat, war etwa nicht unfair? Er ist mein Lehrer, verdammt!", stieß ich wütend hervor.

Dass mich meine Freunde geschockt ansahen, da sie mich noch nie so erlebt haben, konnte ich gzt nachvollziehen, doch in Moment war es mir egal.

"Ich hab ihm intime Dinge anvertraut, ich habe ihm vertraut, und er hat es die ganze Zeit ausgenutzt!", redete ich mich in Rage.

"Kookie, du steigerst dich gerade zu sehr hinein. Er wollte es dir doch bald sagen, also hätte er es dir nicht mehr verheimlicht. Er hat dich gut behandelt und hat dir doch bestimmt auch Dinge von sich erzählt."

"Außerdem befindet er sich in einer misslichen Lage. Er ist Lehrer und du sein Schüler, versetz dich doch bitte in seine Haut."

Wütend sah ich nun auch Jin und Jimin an, welche mich zu überzeugen versuchten.

"Warum seid ihr jetzt auf seiner Seite, huh? Ich dachte, ihr wollt hinter mir  stehen?!"

"Das tun wir doch auch! Aber wahre Freunde sagen auch, wenn man etwas Falsches macht. Schau, ich kenne Herr Kim zwar nicht gut, aber ich kenne San und er hätte es niemals zugelassen, dass du ausgenutzt wirst", sagte nun Wooyoung sanft und in voller Überzeugung.

Ich musste zugeben, dass ich ihm Recht gab, denn das hatte mir Herr Choi selbst gesagt, als ich ihn damals zur Rede stellte.

"Ihm liegt zu hundert Prozent etwas an dir! Denk doch an die Zeit, die ihr gemeinsam verbracht habt. Denkst du wirklich, dass er so jemand ist?"

Kurz dachte ich nach und erneut gab ich ihm im Stillen recht.

Taehyung pflegte andere Werte und ich konnte mir ehrlicher Weise nicht so vorstellen, wie ich ihn gerade dargestellt hatte.

Tatsächlich fühlte ich mich sogar schlecht deshalb.

Was würde er nur denken, wenn er wüsste, was ich soeben über ihn von mir gegeben habe?

Er wäre wahrscheinlich überaus enttäuscht von mir.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und sah deshalb auf.

Der Blonde lächelte mich milde an und rückte näher zu mir.

"Es ist vollkommen okay, wenn du deine Gefühle rauslassen musst, ja? Versuch dich einfach auch in ihn hineinzuversetzen und mach dann das, was du für richtig hältst. Tut mir leid, dass wir dich so gedrängt haben, du hast uns natürlich immer auf deiner Seite."

Lächelnd lehnte ich mich gegen meinen besten Freund und atmete einmal tief durch.

"Ich weiß einfach nicht, was ich darüber denken soll. Ich meine, wenn er etwas von mir will, dann hätte er sich das ganze Versteckspiel sparen können, oder? Er hat doch gewusst, dass ich nicht abgeneigt von ihm bin. Ich hätte ihn nicht verraten und wir hätten es einfacher gehabt", ließ ich meine Gedanken laut heraus.

"Manchmal ist der einfachste Weg aber nicht der beste. Er wollte vielleicht nicht gleich auf's Ganze gehen und dann war es aber schon zu spät, vielleicht aber auch nicht. Frag ihn am Dienstag einfach und dann sehen wir weiter. Du wirst eh nur durch seine Antworten schlauer, also zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf", sagte Jin.

"Und vergiss bitte nicht, dass wenn du mit ihm redest, du nicht allzu laut werden darfst. Wenn jemand mitbekommen sollte, über was ihr euch unterhaltet, kann er wahrscheinlich nie wieder als Lehrer arbeiten und kommt eventuell sogar in's Gefängnis. Behalte das bitte im Hinterkopf, immerhin möchtest du nur Antworten und nicht, dass er alles verliert", erinnerte mich der Älteste.

"Ich gebe mein Bestes, versprochen, ich kann aber nichts garantieren. Ich bin nämlich trotzdem noch verletzt und ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn er dann vor mir steht und ich nicht das höre, was ich gerne hören möchte."

"Was möchtest du denn hören?"

Nachdenklich sah ich den Lilahaarigen an, bevor ich entschlossen meinen Wunsch kund gab.

"Dass er mich liebt."

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