➐⓿

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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Mit weit aufgerissen Augen sah er mich an, konnte kaum glauben, dass ich das wirklich gefragt hatte.

Es dauerte etwas, bis er sich wieder gefasst hatte.

Er stämmte die Hände an seine Hüfte und atmete einmal schwer aus, bevor er seinen Blick durch das Zimmer schweifen ließ.

Als er mich dann wieder musterte, war sein Ausdruck entschlossen.

"Er würde dich niemals für auch nur irgendetwas ausnutzen, glaub mir. Er mag dich wirklich sehr und er wäre auch ernsthaft verletzt, wenn du es ihn gefragt hättest", meinte er ernst.

Leicht nickte ich. Ich würde Herr Choi jetzt einfach glauben müssen, doch meine Fragen würde ich trotzdem stellen.

"Wieso will er dann nicht, dass ich ihn sehe? Es wirkt auf mich eher so, als würde er sich zuerst alles nehmen, was er will, und danach einfach verschwinden. So hätte er zumindest keine Probleme damit, sich einfach so zu aufzulösen. Ich weiß ja schließlich nicht, wer er ist."

"Das verstehe ich ja auch, aber so ist das nicht!", versuchte er, mich umzustimmen. Es sah so aus, als ob es wirklich von Belang war, dass ich nicht so dachte.

"Schau, er hat einfach nur Angst, dass du es dir anders überlegen könntest, wenn du weißt, wer er ist. Deshalb möchte er nicht, dass du über seine Identität bescheid weißt. Das hat aber nichts damit zutun, dass er dich ausnutzt!"

Es klang einleuchtend und ich hatte es auch selbst nicht geglaubt, doch ich wollte so viel wie möglich aus ihm raus kitzeln.

"Und wieso ich? Mag er mich wirklich als Person oder mag er nur meinen Körper?", fragte ich nun.

"Er mag beides an dir - deinen Körper und dich! Da musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Ich meine, wieso glaubst du, hat er extra zu dir das Gespräch gesucht, um eure Probleme zu klären? Und wieso möchte er dich mogen so schnell wie möglich wiedersehen? Das ist alles ganz bestimmt nicht nur, weil er deinen Körper möchte, das kann er sich auch von anderen Männern oder Frauen holen, aber er will dich", erklärte er ausführlich.

Ich hatte tatsächlich nun meine Zweifel.

Er sagte, dass V mich mochte, doch war dem wirklich so? Immerhin konnte nichtmal Herr Choi, der anscheinend gut mit ihm befreundet war, in dessen Kopf schauen. Vielleicht hatte er auch ganz andere Beweggründe und erzählte seinem Freund nur irgendwelche Lügen?

Was hätte er schon von mir?

Ich hatte nichts zu bieten. Ich war noch Schüler, wusste nicht, was ich für einen Beruf ausüben wollte und hatte auch keinen großen Besitz.

Über besondere Eigenschaften oder ein besonderes Aussehen verfügte ich auch nicht.

Der Ältere sah mir anscheinend an, dass ich Probleme hatte, ihm zu glauben.

"Was glaubst du, wieso er es mit dir langsam angegangen ist?", wollte er von mir wissen.

"Wann ist er es bitte langsam angegangen? Schon bei unserem ersten Treffen hat er etwas sexuelles von mir gewollt!", erwiderte ich zickig.

"Aber er hat dir nicht bei eurem ersten Treffen deine Unschuld genommen! Und zuvor hat er dir Briefe geschrieben!", verteidigte er seinen Freund.

"Stimmt, aber meine Unschuld war dann schon nach dem dritten Treffen weg, so viel Zeit hatte er mir also doch nicht gelassen!"

"Als du ihm einen geblasen hast, hattest du Probleme mit deinem Würgereflex, deshalb hat er versucht, dich zu beruhigen und hat gesagt, dass du ihn nur so weit in den Mund nehmen sollst, wie es bei dir geht und das es nicht schlimm wäre. Er hat dir da keinen Druck gemacht. Er gibt immer sein Bestes, damit du dich dabei wohl fühlst und auch bei deinem ersten Mal hat er versucht, dir es so schön wie möglich zu gestalten."

"Bei meinem ersten Mal hat er mich dazu gedrängt, ich hatte eine Panikattacke! Auch danach hat er nicht aufgehört und wollte unbedingt mit mir schlafen! Und vor kurzem hat er mich gewürgt!", gab ich fassungslos von mir.

"Das er dich gewürgt hat, tut ihm leid, und das hattet ihr schon geklärt! Das er dich dazu gedrängt hat und du eine Panikattacke hattest, das ist auch blöd gelaufen und auch da macht er sich Vorwürfe, aber ganz ehrlich, er hat dich nicht vergewaltigt! Du hast es zugelassen, also gib' jetzt bitte nicht ihm allein die Schuld!"

Gedemütigt senkte ich den Kopf und stimmte meinem Lehrer still zu.
Er hatte recht.

Ich habe alles zugelassen und den Großteil der Dinge haben wir geklärt, wieso machte ich jetzt so ein Fass deswegen auf?

Ich hatte mich da definitiv zu sehr hineingesteigert.

"Es tut mir leid, Sie haben recht", murmelte ich halblaut.

Erleichtert seufzte der Ältere und lockerte seine angespannte Haltung.

"Hör' zu, er mag dich wirklich sehr und er wird dir sagen beziehungsweise zeigen, wer er ist, wenn es soweit ist. Bis dahin musst du dich gedulden. Wenn du doch noch Konflikte mit der Situation hast oder mit dem, was in der Vergangenheit geschehen ist, dann erkläre es ihm! Er wird es verstehen und er wird alles dafür geben, dass du dich besser fühlst. Aber wenn es dir wirklich zu sehr zusetzt, dass er dich gewürgt hat oder dass er dich zu einigen Dingen gedrängt hat, dann hilft es dir nicht, wenn du das in dich hinein frisst."

Nickend gab ich zur Kenntnis, dass ich verstanden hatte.

"Ich weiß auch nicht, was das eben war. Ich war nur so...ach, keine Ahnung. Eigentlich habe ich ihm ja schon verziehen, aber manchmal frage ich mich halt, ob das alles echt ist und wieso er manche Dinge macht, was ihn dazu verleitet", gab ich schließlich zu.

"Dabei kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen. Klär das einfach mit ihm, Kommunikation ist wichtig, vor allem bei eurer Beziehung", lächelte er mich sanftmütig an.

"Wir haben keine Beziehung", murmelte ich stattdessen nur.

Das Lächeln meines Gegenübers wurde breiter, seine Grübchen stachen nun heraus.

"Hättest du gerne eine richtige Beziehung mit ihm?", fragte er nun interessiert.

Ratlos zuckte ich mit den Schultern, da ich noch keine Antwort darauf hatte.

"Ich weiß es nicht genau."

"Du wirst es heraus finden, keine Sorge, und wenn er sagt, dass er keine Beziehung möchte, dann ist das gelogen. Er möchte nur abwarten, bis er sich dir zeigen kann."

Verschwörerisch zwinkerte er mir zu, grinste dabei verstohlen.

Eine heiße Wärme machte sich auf meinem gesamten Gesicht breit.

Beschämt sah ich auf meine Finger, die unruhig an meinem Shirt zupften.

Das ließ meinen Lehrer kurz auflachen.

"Ganz ehrlich, ich weiß, was er an dir findet. Du bist süß und biestig zugleich", lachte er hell.

Befangen sah ich ihn an, konnte mir ein kleines Schmunzeln bei seiner Lache nicht verkneifen.

"Ich bin nicht biestig!", schmollte ich.

"Das habe ich eben bemerkt."

Schmunzelnd blickte er mich an.

"Trotzdem nochmal danke, dass du mich vorwarnen wolltest. Das weiß ich zu schätzen, wirklich", bedankte er sich nochmals.

Lächelnd nickte ich, immerhin habe ich es gern gemacht.

"Bis morgen dann", verabschiedete ich mich freundlich.

Er erwiderte und brachte mich zur Tür.

Als er sie jedoch auf machte, erblickten wir Wooyoung davor, welcher anscheinend gerade klopfen wollte.

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt