➊⓿➋

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𝓣𝓪𝓮𝓱𝔂𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Mir die Haare raufend sah ich auf die Stelle, auf der er zuvor noch gestanden hatte.

Es war ein riesengroßes Missverständnis und ich wusste nicht, ob ich es trotzdessen wieder geradebiegen konnte.

Er war endlich bereit dazu, mir zuzuhören. Ich hatte genau gesehen, wie sehr es ihn verletzt hatte, dass ich Zeit mit Jisoo verbrachte.

Sein liebliches Lächeln war sofort von seinem Gesicht gewichen und seine gesamte Aura hatte sich verändert.

Seine Iriden hatten sich verdunkelt und ich wusste, was er jetzt zu denken vermochte.

Ich hatte ihm damals erzählt, wie sehr mich die Sache mit Jisoo belastete und hatte sogar in Überlegung gezogen, sie anzuzeigen, doch nun sah er mich mit ihr auf meinem Zimmer.

Das musste bestimmt ein riesiger Schock für ihn gewesen sein und er wird sich wahrscheinlich ziemlich verarscht vorkommen, das war mir klar.

Mit schlechtem Gewissen drehte ich mich um und sah geradewegs in die Augen meiner damaligen Freundin.

Neugierig blickte sie mir entgegen und ich sah ihr an, dass sie so viele Fragen hatte.

"Ist das der Junge?", fragte sie schließlich.

Ich hatte ihr inzwischen klar gemacht, dass sie kein Platz mehr in meinem Leben hatte – zumindest nicht auf romantische Art und Weise.

Dafür musste ich ihr jedoch von meiner neuen Liebe erzählen, hatte gekonnt ausgelassen, dass er mein Schüler war, da ich nicht wusste, wie sie darauf reagieren würde.

Sie war immerhin ebenso Lehrerin – wir hatten zusammen studiert.

Sie konnte mich verrraten und ich könnte es sogar nachvollziehen, wenn sie das täte.

"Das war er, ja. Wir haben momentan einige... Differenzen, und ich glaube, dass es die ganze Sache nicht besser gemacht hat, dass er dich bei mir gesehen hat", antwortete ich bedacht.

Verstehend nickte sie und schluckte kaum merklich.

"Er war sehr jung", meinte sie schließlich.

Es hörte sich zwar wie eine simple Feststellung an, doch ich wusste spätestens jetzt, dass sie sich im Klaren darüber war, dass er nur einer meiner Schüler sein konnte.

Nervös rieb ich mir die Hände und wartete auf weitere Worte ihrerseits.

Bevor sie erneut zu reden begann, seufzte sie tief, weshalb mein Blick automatisch nach unten glitt und ich mir unwohl auf die Lippe biss.

"Du weißt, dass das gegen das Gesetz ist!"

Leicht nickte ich. Das wusste ich nur zugut.

"Ich werde dich nicht verraten", sagte sie.

Überrascht blickte ich auf und sah in ihre gutmütigen Augen.

"Weißt du, ich habe die ganze Zeit gehofft, dass es zwischen uns noch funktionieren könnte und habe dich deshalb nie aufgegeben, aber heute hast du mir klar gemacht, dass du bereits glücklich verliebt bist. Ich akzeptiere es, wirklich. Ich liebe dich zwar immernoch, aber ich möchte, dass du glücklich bist und das bist du anscheinend mit ihm. Und selbst wenn es verboten ist, ich werde euch nicht im Weg stehen, versprochen. Du solltest dich aber jetzt lieber um ihn kümmern, Tae, er sah ziemlich mitgenommen aus", erklärte sie mir.

Beruhigt schloss ich die Augen und sah sie dankend an.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, sorgte ich dafür, dass Wooyoung zu mir kam, sodass wir reden und das Problem so langsam aus der Welt schaffen konnten.

Die Streitigkeiten zwischen mir und meinem Bunny zerrten an meinen Nerven, raubten mir die letztverbliebene Kraft.

Schwerfällig ließ ich mich auf meinem Bett nieder, hatte den Lilahaarigen zuvor in mein Zimmer gelassen.

Wooyoung saß auf meinem Stuhl, während ich verzweifelt das Gesicht in meine Hände gelegt hatte.

"Und du hattest wirklich nichts mit ihr?", hörte ich ihn plötzlich fragen.

Jungkook musste seinen Freunden bereits erzählt haben, was er gesehen hatte.

"Niemals! Ich liebe nur ihn und ich wollte mit ihr reden, damit sie mich endlich in Ruhe lässt!", stellte ich sofort klar.

Fest sah ich dem Freund meines besten Freundes in die Augen, was ihn anscheinend die Zweifel nahm.

"Was willst du jetzt machen? Wir hatten ihn so weit bekommen, dass er mit dir reden wollte, aber jetzt-"

"Das weiß ich doch, Wooyoung, ich konnte aber nicht wissen, dass er gerade heute hier auftaucht. Hätte ich es gewusst, dann hätte ich das mit Jisoo auf später verlegt. Denkst du, er lässt mich jetzt noch an sich heran?"

Mit zusammengepressten Lippen schien er zu überlegen, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf, was mir die letzte Hoffnung raubte.

Ich hatte alles vermasselt, entgültig.

Ich hatte die wahrscheinlich einzige Chance verbockt, die er mir noch geboten hatte und dadurch, dass ich wusste, dass er sich schwer damit getan hatte, mir doch noch die Chance zu geben, war ich überzeugt davon, dass es jetzt vorbei war.

"Hey, Kopf hoch. In anderthalb Wochen sind die Zeugnisse und dann sind Sommerferien. Gib ihm einfach diese Zeit und dann sehen wir weiter. Jetzt gerade ist er zu aufgewühlt, als dass ihr zu einem guten Ergebnis kommen würdet. Ich schaue mir die ganze Lage die nächsten Wochen an und sage dir bescheid, wenn der Zeitpunkt gut ist. Ich bin mit Jimin in der Tanzakademie und da die Kunst- und Tanzakademie zusammengelegt sind, haben wir die ganze Zeit ein Auge auf ihn", klärte er mich auf.

Dennoch war ich nicht überzeugt.

"Was bringt es mir denn, Wooyoung? Dann stehe ich wieder vor ihm und höre mir an, dass er nichts mit mir zutun haben möchte. Es ist ein elendiger Kreislauf, aus dem ich nicht mehr herauskomme. Ich muss mir etwas einfallen lassen", zischte ich überfordert.

"Ich habe bereits einen Plan, Tae. Wenn der Zeitpunkt passt, dann informiere ich dich und dann musst du nur zu seinem Zimmer kommen."

Tief seufztend nickte ich, denn ich hatte eh keine Wahl.
Ich musste ihn wiederbekommen, ihn für mich gewinnen, doch selbst hatte ich keine Idee, weshalb ich mich wohl oder übel auf den Lilahaarigen verlassen musste, auch wenn es mir im Nachhinein bange verschaffte, dass er mir seinen Plan nur grob erklärte und nicht auf die Details einging, mich somit im Dunkeln tappen ließ.

Es herrschte kurze Stille, bevor der Jüngere mich über weiteres Vorgehen aufklärte.

"Auf dieser Akademie sind die Zimmer, anders wie hier, nicht im gleichen Gebäude wie die Schulen an sich, aber einer von uns kann dir die Tür aufmachen, wenn wir bei Kookie sind, damit sollte es kein Problem geben.
Dass er dir nicht zuhören will und dich wegschicken wird, darüber denkst du einfach nicht nach, denn ich habe schon eine Lösung parat.
Wenn du dann mit ihm redest, achte darauf, dass deine Erklärung nicht zu weit hergeholt sind. Bleib auf dem Boden der Tatsachen, bleib authentisch und ehrlich, dann wird er es verstehen."

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt