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𝓙𝓲𝓷 𝓟𝓸𝓿:   

Mit flauem Gefühl in der Brust lief ich zurück zu meinem Zimmer.

Das Gespräch verlief in eine völlig andere Richtung, wie ich es mir erhofft hatte.

Noch immer konnte ich nicht fassen, was er gesagt hatte.

Er wollte tatsächlich auf Abstand gehen.

Das hatten wir die letzten Tage zwar auch, wegen meiner verletzenden Worte, doch das was er meinte, war etwas völlig anderes. Namjoon wollte auf unbestimmte Zeit nichts mit mir zu tun haben.

Vielleicht war es das jetzt mit unserer Freundschaft, oder was auch immer sich zwischen uns entwickelt hatte.

Nur, weil ich mir nichts eingestehen konnte.
Weil ich mit meinen Gefühlen nicht zurecht wusste.

Ich wollte ehrlich mit ihm sein, das war ich auch, doch es hatte mich Namjoon gekostet. Oder hatte er seine Entscheidung schon viele früher gefällt?

Ich wusste es nicht.

Ich würde auch in nächster Zeit keine Antwort darauf bekommen, denn ich würde nicht in seine Nähe kommen.

Vielleicht, wenn ich mir klar werde, was ich will, können wir wieder Kontakt haben, doch jetzt wäre es noch zu früh. Für mich und für Namjoon, auch wenn es weh tut.

Leise schlich ich mich in mein Zimmer, welches ich mir mit Wooyoung teilte.

Dieser war gerade nicht da, denn er war mit San verabredet.

Ich hatte keine Ahnung, wann Woo wieder kommen würde, doch es dauert bestimmt nicht ganz so lange. Immerhin war es schon kurz nach sechzehn Uhr dreißig und in anderthalb Stunden würde es Abendessen geben.

Auf dem Plan stand Pizza, die die Köchinnen selbst zubereiten und da es dieses Gericht nicht allzu oft gibt, freuten sich die meisten Schüler, eingeschlossen mir.

***

Einige Stunden war ich nun an meinem Handy, hatte meinen Brüdern geschrieben, sie sogar um Rat gebeten.

Auch sie waren der Meinung, dass uns meine unsicheren Gefühle nur im Weg standen und es besser wäre, wenn ich ersteinmal klaren Kopf bekomme.

Ich war meinen Brüdern ziemlich dankbar, dass sie immer für mich da sind und mir ihre Meinung geigten, ob sie mir gefällt oder nicht.

Als die Zimmertür aufflog, richtete sich mein Blick auf diese.

Breit lächelnd trat Wooyoung durch diese.

Der Lilahaarige war kurz vor der Essenszeit gekommen was gut war, da ich somit nichts für ihn mitnehmen musste.

Lächelnd, sodass seine weißen Zähne entblößt wurden, stellte er sich vor mich.

"Und, wie war's?", fragte ich ihn neugierig.

Wooyoung ließ sich neben mich auf's Bett fallen.

"Es war so schön! Leider weiß ich, dass er noch nichts Ernstes möchte, weil ich sein Schüler bin. Das verstehe ich auch vollkommen, aber manchmal wünsche ich mir einfach, ihn küssen zu können! Das ist echt schlimm!", erzählte er, was letztendlich in seinem Jammern unterging.

"Das ist doch gut, dass es bei euch läuft. Warte ab, bis du deinen Abschluss hast, dann könnt ihr legal zusammen sein. Das dauert auch nicht mehr so lange, nach der Klassenfahrt gehen ja schon die Prüfungen los. Du musst nur lange genug durchhalten", ermutigte ich meinen besten Freund und Zimmergenossen.

Es war schön zu hören, dass es wenigstens bei einem von uns beiden lief.

"Ich kann aber nicht! Ich will ihn jetzt schon! Nicht erst in ein paar Monaten!" Quengelnd sah er mich an, wobei er seine Unterlippe ein Stückchen nach vorne schob und sich kindlich an meinen Arm klammerte.

Unterdrückt lachend legte ich meinen Arm gänzlich um den Kleineren und zog ihn mit dem Kopf auf meinen Schoß.

Es war niedlich mit anzusehen, wie er noch immer schmollend auf meinen Beinen lag und mit bösem Blick Löcher in die Wand starrte.

"Aber willst du denn, dass San seinen Job verliert? Er wird nie wieder Lehrer sein können und er könnte dafür sogar ins Gefängnis gehen, wenn es schlimm kommt. Dann kannst du ihn nur zu bestimmten Zeiten sehen", redete ich gespielt fürsorglich auf den Lilahaarigen ein, musste mir dabei schwerfällig ein amüsiertes Schmunzeln verkneifen.

Als Wooyoung jedoch seinen Kopf etwas zu mir drehte, sah er meine verräterisch zuckenden Mundwinkel.

"Yah!"

Beleidigt schlug er mir mit seiner Hand auf die Brust, was mich nun laut zum Lachen brachte.

"Du Seerobbe, stirb leise! Das ist echt nicht lustig!", rief er empört und piekste mir mit seinen Fingern immer wieder in den Bauch.

"Ist-ist ja gut! Es tut mir doch leid! Bitte vergib mir!"

Als er endlich aufhörte, strich ich mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln, die sich dort gebildet hatten.

"Komm, wir müssen langsam Essen gehen, sonst bekommen wir nichts mehr."
Noch immer grinsend scheuchte ich Wooyoung von meinem Schoß, der sich dann lässig durch seine lila gefärbten Haare fuhr.

"Alles klar, Mama", meinte er frech grinsend.

Diesmal war ich es, der Wooyoung gegen die Schulter schlug.

Er wusste ganz genau, dass ich es hasste, so genannt zu werden.
Klar, ich war manchmal etwas zu fürsorglich und kümmerte mich gerne darum, dass alles ordentlich war, dazu noch kochte ich gern, doch es war kein Grund, mir eine weibliche Rolle zu übertragen.

Schnell stand mein bester Freund auf und hastete aus dem Zimmer, da er wohl Angst hatte, ich könnte ihn weiter Schläge verpassen.

Schmunzelnd stand ich auf und strich mir meine Klamotten glatt, damit ich nicht wie sonst etwas durch die Gänge zur Cafeteria laufen musste.

Als auch ich aus der Tür trat, erblickte ich weitere Schüler, die jetzt Essen gehen wollten.

Ich schloss mich ihnen schnell an, nachdem ich die Tür hinter mir zu gezogen hatte, verschwand daraufhin unter den anderen Schülern.

Ich stach nicht wirklich aus der Menge hinaus, da ich kein außergewöhnliches Aussehen hatte. Höchstens war die Breite meiner Schultern nicht gewöhnlich und auch hatte ich ein ziemlich schönes Gesicht, fand ich.

Nachdem ich in dem großen Essensraum angelangt war, bestellte ich mir meine Portion der Pizza und setzte mich zu meinen drei Freunden, die mir freundlicher Weise den Platz frei hielten.

Wooyoung versteckte sich sogleich halb hinter Jimin, der verwirrt zwischen uns hin und her sah, während ich nur grinsend zu meinem Zimmerpartner sah.

Dieser lugte langsam hinter dem Blonden hervor, grinste mich frech aber vorsichtig an.

Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf, ließ meinen Blick durch die Cafeteria wandern, während ich aß.

Trotzdessen, dass ich nun bessere Laune hatte, blieb mir noch eine andere Frage dauerhaft in den Hintergedanken.

Wie sollte ich mir meiner Gefühle klar werden?

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