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𝓦𝓸𝓸𝔂𝓸𝓾𝓷𝓰 𝓟𝓸𝓿:

Mit Bedacht liefen wir durch die Gänge.
Jin, Jimin und ich waren gerade noch bei Jungkook gewesen und hatten noch lange geredet.
Der Abend war an sich wirklich witzig gewesen.

Aus Spaß hatten wir Jungkook Karotten gegeben, da er ja Ähnlichkeit mit einem Hasen hatte, und er hatte sich tatsächlich über sie gefreut, als waren sie sein Geburtstagsgeschenk gewesen.

Doch an dieser Sache gab es leider trotzdem einen Haken. Wir hatten längst Nachtruhe, müssten eigentlich schon friedlich in unseren Betten liegen und vor uns hin schlummern.

Doch nun liefen wir auf leisen Sohlen durch die Flure, um möglichst unbemerkt zu unseren Zimmer zu gelangen.

Durch die Dunkelheit sahen wir nicht, wo wir hintraten, weshalb ich auch gegen Jin stieß, welcher sich sofort zu mir umdrehte.

"Pass doch auf!"

"Jaja, sorry. Es ist nur stockdunkel hier!"

"Das ist weder eine Ausrede noch eine Entschuldigung!"

"Wieso sollte ich mich dafür entschuldigen?"

"Könnt ihr mal leise sein? Sonst werden wir noch erwischt!"

"Wurdet ihr längst."

Wie Salzsäulen blieben wir stehen, aber nicht, ohne vorher noch einen erschrocken Laut von uns zu geben, da diese tiefe Stimme wie aus dem Nichts kam.

Schnell fischte Jin sein Handy aus der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein.

Die Person vor uns entpuppte sich als Herr Kim, welcher San auf seinen Armen trug. Und mal wieder wurde ich an die Situation in der Sporthalle erinnert, dabei wollte ich diesen ganzen Tag am liebsten ungeschehen machen.

Als wäre nie etwas passiert. Doch dem war nicht so.

Es ist nunmal passiert und daran konnte ich nichts ändern, ich konnte nur an der jetzigen Situation etwas ändern, doch ich hatte Angst.

Angst davor, verletzt und fallen gelassen zu werden, ausgenutzt zu werden. Ein Teil in mir sagte, ich solle ihn vergessen, der andere Teil wollte, dass ich zu ihm gehe, ihn umarme und ihn nie wieder los ließ.

Ich wusste nicht was ich tun sollte, es war wie als würden der gute Engel und der böse Teufel gleichzeitig auf mich einreden.

"Es ist längst Nachtruhe. Was macht ihr noch hier?", hörte ich meinen Lehrer uns fragen. Ich dachte gar nicht erst daran, zu antworten. Ich betrachtete lieber San, welcher friedlich in den Armen des anderen schlief.
Seine roten und schwarzen Strähnen lagen verwuschelt auf seinem Kopf und in mir kam das Bedürfnis auf, ihm die Haare aus der Stirn zu streichen.

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, übernahm Jin das Wort.
"Es tut uns Leid, Herr Kim, wir waren eben noch bei Jungkook und haben die Zeit aus den Augen gelassen."

Seufzend richtete sich der Älteste von uns etwas auf, seine Haltung war die ganze Zeit über schon etwas krumm. Wahrscheinlich geht ihm so langsam die Kraft aus, San in seinen Armen zu tragen.

"Bei uns ist es auch länger geworden. Ich denke, wir nehmen uns alle nicht viel. Geht jetzt einfach auf euer Zimmer."

Herr Kim pustete sich eine verirrte braune Strähne aus seinem Sichtfeld, bevor er auf die Tür von Sans Zimmer zuschritt und versuchte, diese aufzuschließen. Dies klappte jedoch nicht, da er keine freie Hand dazu hatte.

Entgegen aller Erwartungen lief ich auf die beiden Männer zu und nahm Herr Kim den Schlüssel aus der Hand, um aufzuschließen.

Je länger ich in Sans Gegenwart war, desto schwerer fiel es mir, nicht nachzugeben. Dennoch fragte ich mich wieder, wie so oft in den letzten Tagen, ob es das Richtige war, was ich tat.

San sah immer schlechter aus. Seine Augen waren von tiefen Augenringen untermalt und seine ganze Aura wirkte träge.

Und wenn ich sie so sah, sah es nicht so aus, als wären sie ein Paar oder ähnliches. Wenn es so wäre, würden sie wahrscheinlich auch im gleichen Zimmer schlafen.

Missmutig stieß ich die Tür auf und ging hinein, um die kleine Lampe auf dem Beistelltisch anzuknipsen.

Die Zimmerlampe anzuschalten, würde San wahrscheinlich wach machen, weshalb ich es lieber nicht tat. Er sah so aus, als könnte er den Schlaf wirklich gut gebrauchen.

Erneut, als ich ihn nun auf seinem Bett liegen sah, machte sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar und hämmerte unaufhörlich wie ein Specht gegen mein Innerstes.

"Was siehst du ihn so an? Ich dachte, für dich wäre die Sache geklärt."
Abschätzend zog Herr Kim eine Augenbraue in die Höhe, verschränkte dann seine Arme vor die Brust.

Einen Blick auf Jin und Jimin werfend, die beide in der Tür standen und mir lächelnd zunickten, dachte ich nach, was ich antworten könnte.

"Und wenn sich meine Meinung geändert hat?"

Überrascht hob er seinen Blick, nahm mich sogleich in sein Visier.

"Warum sollte sie?", fragte er schließlich.

Mir auf die Lippe kauend zuckte ich mit den Schultern und sah meinen Lehrer nur genervt die Augen verdrehen.

"Wenn das so ist, dann bitte ich dich, zu gehen. Ich möchte nicht, dass San noch aufwacht und dich sehen muss. Er hat in der letzten Woche schon genug gelitten, als das er das noch ertragen muss", sagte er missbilligend und legte mir seine Hand auf den Rücken, um mich in Richtung Tür zu drücken.

"Und wenn ich es wieder gut mache?", platzte es auf einmal aus mir heraus.

Ich war selbst überrascht von meinen Worten, doch ich verspürte Sehnsucht, wie ich sie noch nie verspürt hatte. Sehnsucht nach San.

"Auf einmal? Willst du nicht vorher lieber unseren Chat sehen? Nicht, dass du doch nur verarscht wirst!"

Bei seinem schroffen Unterton zog ich meinen Kopf ein und bemerkte das erste Mal, wie dumm mein Verhalten eigentlich war.

"Es tut mir wirklich leid-"

"Dann sag ihm das morgen früh, direkt nachdem er aufgewacht ist!"

Mit den Worten ging er aus dem Zimmer, schloss die Tür hinter sich, sodass ich mit San alleine war.

Ich wusste nicht, ob es das Richtige war, was ich tat, doch ich zog ihm seine Jeans aus, damit er entspannt schlafen konnte. Mir selbst zog ich ebenfalls die Hose aus, dann legte ich mich neben ihn und kuschelte mich nahe an seinen Körper ran.

Tief inhalierte ich seinen Duft, vergrub dabei meine Nase in seinem Nacken.

Unbewusst drehte San sich in meinen Armen so, dass wir letztendlich in Löffelchen-Stellung lagen.

Zufriedenheit durchflutete mich und ich schlief entspannt ein.

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