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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Komischerweise tauchte Jin nicht einmal noch in der Mittagspause auf und auch auf Antworten auf Nachrichten, die ich hinterließ, konnte ich wohl nicht so schnell hoffen.

Wooyoung konnten wir auch nicht fragen, ob er etwas wusste, da er noch nicht von seinem Arzttermin zurück gekehrt war.

Jedoch umfassten meine Gedanken überwiegend den Brief, und nicht Jin.

Er hatte mit einem einfachen V unterschrieben, was mich unverweigerlich an meine Zeit in Busan erinnerte.

Mein Mobber, wegen dem ich umziehen musste, hieß Vernon.
Es war unmöglich, dass er die Briefe schrieb, das wusste ich. Immerhin standen in den Briefen liebevolle Worte, die Vernon nie geschrieben hätte, da er mich abgrundtief hasste.

Dennoch erinnerte mich der Buchstabe V an ihn und seine Taten.

Er hatte mich wegen meiner Homosexualität beleidigt, geschlagen und gedemütigt.

Jeder auf dieser Schule verabscheute oder ignorierte mich, da sie dazu gehören oder nicht in die Sache mit hineingezogen werden wollten. Die Lehrer hatte es damals entweder nicht interessiert oder sie bemerkten von dem Ganzen nichts, was jedoch relativ unwahrscheinlich war.

Ich hatte zu dieser Zeit niemanden außer meinen Bruder und dessen besten Freund, Jongin.

Als die beiden erfahren hatten, was Vernon mir antat, hatten sie ihn nach dem Unterricht abgefangen und zur Rede gestellt.
Es hatte keine Minuten gedauert, da hatten mein Bruder und Jongin zum Schlag angesetzt, weshalb Vernon am nächsten Tag mit einer Schiene in die Schule kommen musste, die sein gebrochenes Nasenbein stützte.

Wir hatten danach meinem Vater erklären müssen, dass ich mehrmals zusammen geschlagen wurde, hatten den Grund jedoch weggelassen.

Er sollte nicht wissen, dass ich nicht an Frauen interessiert war, denn mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich dann gar keine Eltern mehr.

In den Schulen der Umgebung hatten sie alle schon Bemerkungen abgegeben, als wir das Gebäude besichtigt hatten, immerhin hatte Vernon einen sehr großen Freundeskreis. Es war daher nicht verwunderlich, dass sie von mir wussten und sich auf seine Seite stellten, um mir das Leben schwer zu machen.

Deshalb kam Jongin auf die Idee, mich auf das Internat, hier in Deagu, zu schicken, da er vertraut mit dieser Stadt war und nur Gutes von dem Internat berichtete.

Schweren Herzens hatte Woong zugestimmt und meinen Vater letztendlich Überreden können.

"Alles okay, Kookie? Du wirkst so in Gedanken?", holte mich Jimins Stimme aus meinen Vergangenheitsträumen, die mich wohl nie Ruhen lassen werden.

Kurz schüttelte ich den Kopf, um klaren Gedanken zu fassen und sah dann den Blonden an.

"Ja, alles okay. Ich habe nur über den Brief nachgedacht", gab ich schließlich zu, auch wenn es nur der halben Wahrheit entsprach.

Überlegend blickte er mich an, kaute dabei auf seiner fülligen Unterlippe.

"Was denkst du wer es ist?", fragte er mich interessiert.

Ich wusste, es konnte nicht Vernon sein, jedoch hatte ich niemand anderes im Visier, der mit V unterschreiben würde. Deshalb zuckte ich nur kurz mit den Schultern und sah mich dann um, in der Hoffnung, jemand auffälligen zu finden.

"Ich denke immer noch, dass es der Kim ist. Ihr wärt so süß zusammen", meinte Jimin fast schon schwärmend.

Seufztend richtete ich meinen Blick wieder auf meinen Zimmerpartner und schüttelte dann mit meinem Kopf, sodass meine gewellten, dunkelbraunen Haare leicht umher flogen.

"Er ist mein Lehrer, Jimin. Ich kann mit ihm keine Beziehung eingehen, selbst wenn er oder ich es wollen würden. Es ist verboten!", erwiderte ich auf seine Aussage, kaute danach leicht auf meiner Unterlippe herum.

Es gab einfach zu viele Kontra-Argumente, als dass ich sie alle aufzählen könnte.

Das simpleste jedoch war, dass eine Beziehung zwischen Lehrer und Schüler strickt verboten war.

"Och komm schon..stell es dir doch mal vor. Du und Herr Kim."

"Nein Jimin. Ich will es mir nicht vorstellen, es ändert auch nichts an der Tatsache, dass es verboten ist!"

Meine Stimmenlage war leicht genervt. Zum Glück bemerkte dies mein Zimmergenosse und beließ es dabei.

"Wooyoung ist wieder da!", meinte der Blonde plötzlich und zeigte auf die Eingangstür der Cafeteria, weshalb ich mich umdrehte.

Tatsächlich kam der Lilahaarige, nach einem kurzen Blick durch den Raum, zu uns und setzte sich.

Dabei wirkte er etwas verwirrt aber dennoch erleichtert.

"Alles okay?", fragte ich vorsichtshalber.

"Hm? Achso, ja..denke schon."

"Wie, du denkst?"
Jimin zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

Überlegend, ob er es uns erzählen soll, oder nicht, leckte er sich kurz über seine Unterlippe und sah uns dann an.

"Als ich zurück von dem Termin kam, hab ich Jin gesehen!", erzähle er.

"Wo war er denn? Wir warten seit einer Ewigkeit und die Pause ist auch bald zuende!"
Demonstrierend zeigte Jimin auf die große Uhr, die hier in der Cafeteria an der Wand ihren Platz hatte und uns die Zeit anzeigte.

"Er ist gerade mit Namjoon und Yoongi in deren Zimmer verschwunden!", verriet uns der Lilahaarige aufgeregt.

"Wie jetzt?"

Verwundert sahen Jimin und ich Wooyoung an, in der Hoffnung schnell eine Antwort zu bekommen.

Immerhin hatte Jin Angst vor Namjoon und davor, dass es nochmal passieren könnte.

"Wahrscheinlich will Jin jetzt mit Namjoon reden. Es wäre nicht unwahrscheinlich, da Namjoon auch darum gebeten hatte und Jin Antworten verlangt", antwortete Wooyoung schulterzuckend.

"Okay, dann Hoffen wir mal, dass es gut verläuft."

Nickend stimmte ich dem Blonden zu.

Reintheoretisch wäre es auch für Jimin ein Gewinn, wenn Namjoon und Jin sich eventuell anfreunden, da Yoongi dann vielleicht auch öfter bei uns wäre.

Seufztend griff Wooyoung in seine Hosentasche und fischte dort sein Handy hinaus, um es anzuschalten. Er hatte soeben einen Nachrichten-Ton bekommen.

Verwundert zog er kurz seine Augenbrauen in die Höhe.

"Jin hat mir geschrieben. Ich solle ihn für den restlichen Tag im Unterricht entschuldigen. Er würde mir später alles erklären."

"Anscheinend reden sie jetzt wirklich, mal schauen, was dabei raus kommt."

"Hm. Sag mal, hast du wieder einen Brief bekommen?", fragte Wooyoung interessiert.

Leicht nickte ich nur und zog den weißen Umschlag aus meiner Tasche, um ihn danach dem Älteren zu überreichen.

Ungeduldig öffnete er den Brief und entfaltete das Papier, um das Geschriebene zu lesen.

Nach einigen Sekunden stille, brachte er nur einen Überlegenden laut heraus.

"Das V ist ein Initial. Was aber, wenn es nur für eine Art Kosenamen steht und nicht für den richtigen Namen?"

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