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𝓢𝓪𝓷 𝓟𝓸𝓿:

Versteinert standen Tae und ich da, wussten nicht, was soeben passiert war.

Plötzlich kam schnell Bewegung in uns. Wir zogen uns so schnell wie möglich an und wollten schon den Raum verlassen, damit Jimin seinen Freunden -insbesondere Wooyoung- nichts Falsches erzählte, doch da ging die Tür schon ein zweites Mal auf.

Lilafarbene Haare erschienen sogleich und ich wusste, dass es jetzt Ärger gab.

Wooyoung dachte, dass ich mit Tae geschlafen hatte und genau das bestätigte sich, als ich in seine Augen sah.

Sie wirkten dunkler als sonst und der wütende Ausdruck, der sich über sein gesamtes Gesicht gelegt hatte, ließ mich trocken schlucken.

Seine Hände waren zu zitternden Fäusten geballt, sodass sich bereits seine Fingerknöchel weiß färbten.

"Wooyoung, ich kann da-"

"Spar's dir, San!", durchschnitt seine wütende Stimme mein Wort.

Hinter ihm traten nun auch der Rest seiner kleinen Clique ein, sahen geschockt auf den Jungen, bei dem ich mir schon wirklich sicher war, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Es war nun kein Crush mehr, es war Liebe.

Doch so wie es aussah, schrumpfte die Chance auf eine ernsthafte Beziehung nach seinem Abschluss immer mehr.

"Ich dachte wirklich, dass du etwas für mich empfindest! Ich dachte echt, dass ich dir etwas bedeute! Aber jetzt? Jetzt erfahre ich, dass du mit deinem Kollegen vögelst und ich dir anscheinend scheiß egal bin!"
Seine Stimme wurde immer lauter, immer zorniger, immer ungehaltener.

"Woo, i-ich-"

"Spar dir dein 'Woo'. Hat es dir spaß gemacht, mich die ganze Zeit zu verarschen, mir etwas vorzumachen?! Hat es dein Ego aufgepuscht?! Hat es dich aufgegeilt, dass ich dich toll fand, dass ich mich in dich verliebt habe?!", schrie er mich an, kam mir dabei immer näher, bis er letztendlich von Tae am Arm gegriffen wurde und Jin ihm ebenfalls eine Hand auf die Schulter legte, um ihn etwas zu beruhigen.

"Was wollen Sie eigentlich noch hier?! Verpissen Sie sich wieder und lassen Sie doch einfach die Finger von ihm!"

Nun brüllte er auch noch Tae an und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte, ohne sofort von Wooyoung unterbrochen zu werden. So rasend hatte ich ihn noch nie erlebt und das wollte ich ehrlich gesagt auch nie wieder. Es machte mir einfach nur Angst!

"Wooyoung, vielleicht sollten wir gehen", schlug nun auch Jungkook vorsichtig vor, welcher das Szenario mit großen Kulleraugen betrachtet hatte.

Wahrscheinlich dachten Woos Freunde, dass Tae nichts von uns wusste und wollten daher, dass so wenig wie möglich ausgeplaudert wurde.

"Wieso? Damit Sie schön weiterficken können?" Aufgebracht erstach er meinen besten Freund mit seinen mörderischen Blicken. Dieser versuchte angestrengt, nicht allzu hitzig zu reagieren, jedoch auch nur mir zuliebe.

"Wir hatten nichts miteinander und wir werden es auch nie haben, Wooyoung. Wir sind zusammen aufgewachsen, wir sind wie Brüder! Das wäre quasi wie Inzest für mich, wenn ich mit ihm schlafen würde!"

Kurz zog Woo überrascht seine Augenbrauen zusammen und lockerte ebenso kurz seine Fäuste, nur um sie in der nächsten Sekunde wieder nahezu krampfhaft zu ballen.

"Und das soll ich Ihnen glauben?! Jimin hat es doch gesehen!", erwiderte er standhaft.

"Er hat gar nichts gesehen! Ich habe nur nach meinem Pullover gegriffen und der war nunmal bei San! Es sah wahrscheinlich wirklich ziemlich komisch aus, das gebe ich zu, aber ich schwöre, dass ich ihn nie im sexuellen Sinne angefasst habe!", beteuerte mein bester Freund und Kollege.

"Er sagt die Wahrheit, komm schon, warum sollte er lügen?", fragte Jungkook.

"Keine Ahnung, es gibt bestimmt genug Gründe!" Bockig verschränkte er die Arme vor der Brust, drehte sich dann wieder zu mir um.

"Aber wenn ihr nichts miteinander hattet, dann steht bestimmt auch nichts auffälliges in eurem Chat, habe ich Recht?" Intensiv sah er mich an.

Er wollte meinen Chat mit Tae kontrollieren? War das etwa sein ernst?

"Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich mich kontrollieren lasse!", erwiderte ich daraufhin fassungslos.

Entschlossen sah der Lilahaarige mich an, zeigte keinen einzigen Schimmer Unsicherheit.

"Doch, ich will sichergehen. Es sollte doch kein Problem für dich darstellen, wenn ihr die Wahrheit gesagt habt."
Deutlich ruhiger sprach er diese Worte aus, doch ich wusste, dass er momentan wie eine tickende Bombe war. Er war wie die Ruhe vor dem Sturm.

Wenn ich jetzt nicht antworte, beziehungsweise ihm mein Smartphone aushändige, dann denkt er, dass ich mit Tae etwas am Laufen habe und ihn nur benutzt habe. Doch konnte ich das wirklich tun?
In unserem Chat ging es nicht selten um ihn und Jungkook.

Wenn Wooyoung das las, wissen es die anderen keine zehn Sekunden später auch und dann wäre Taes Versteckspiel vorbei und somit eventuell auch die Beziehung der beiden.

Einen Blick auf Tae verriet mir, dass er dasselbe dachte.

Er sah mich nicht bittend an, dass ich es nicht tun sollte, denn er überließ die Entscheidung vollkommen mir. Doch ich erkannte die Unsicherheit in seinen Augen, die Unsicherheit seinen 'Bunny' zu verlieren.
Tae sah mich an, dann sah er runter. Auch wenn es nicht unbedingt seine Art war, klein bei zu geben, so wusste er dennoch, dass ich mich zu sehr von seinen Emotionen, die in seinen dunklen Augen sichtbar waren, beeinflussen lassen würde.

Konnte ich seine 'Beziehung' wirklich deshalb auf's Spiel setzen? Konnte ich ihm das wirklich antun, wenn es vielleicht eine andere Möglichkeit zur Versöhnung gab als eine Handykontrolle.

Flüchtig ließ ich meinen Blick auch über die anderen schweifen. Sie warteten alle auf meine Antwort und auch Wooyoung wurde sichtlich ungeduldiger.

"Was ist jetzt?", hörte ich die Stimme meines Schwarms mich fragen.

Doch ich wusste noch keine Antwort. Ich konnte keine Entscheidung treffen, ohne jemanden, den ich liebe, zu schaden.

"Wooyoung, vielleicht solltest du dich ersteinmal beruhigen. So kommen wir hier nicht weiter, das siehst du doch. Schau, wir gehen jetzt unsere Sachen wegbringen und dann gehst du an die frische Luft, um klaren Kopf zu bekommen. Morgen könnt ihr ja nochmal in Ruhe miteinander reden", schlug Jin vor.

Doch statt zuzustimmen, sah Woo mich nur verbittert an.

"Es gibt nichts mehr zu bereden. Keine Antwort ist auch eine Antwort." Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum.

Ich hatte noch nie jemanden in meinem Leben so enttäuscht gesehen.

Und jetzt, da er weg ist, ist alles was bleibt, eine endlose Leere.

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