Der Klassenraum war mit trockener heizungswarmer Luft gefüllt. Alle Schüler saßen angespannt in ihren Sesseln und checkten immer wieder ihr Handy. Der Lehrer an der Tafel versuchte kläglich noch weiter Unterricht zu halten. Ich selbst versuchte ruhig zu bleiben, doch mein Fuß schlug unaufhörlich gegen das linke Tischbein. In der letzten Stunde kam mir die letzte Minute immer am längsten vor und heute zog sie sich besonders in die Länge.
Doch dann geschah es, das erlösende Klingeln, das uns in die Freiheit entließ. So schnell wie ich konnte schmiss ich das restliche Zeug von meinem Tisch in die Schultasche und stand auf. Zusammen mit vierundzwanzig anderen Schülern stürmte ich aus dem Raum. Der Lehrer versuchte uns noch aufzuhalten, scheiterte jedoch mehr als nur kläglich.
So schnell wie ich konnte stürmte ich in den ersten Stock zu meinem Spind. Allerdings blockierten andere Schüler den Gang und ich musste etwas warten bis ich zu meinem Spind kam. Als es dann endlich so weit war, schmiss ich die Sachen einfach achtlos hinein. Ich wollte einfach nur weg. Nach Hause und mich in meinem Zimmer verkriechen. Als ich mich allerdings umdrehte, war der Flur mit den Spinden leer. Nur ich war noch da. Erleichtert atmete ich aus, allerdings sollte ich in dem Augenblick bemerken, dass ich mich zu früh gefreut hatte. Das Klappern von hohen Schuhen ertönte in dem fast menschenleeren Schulhaus und da erschienen sie auch schon vor meinen Augen. Es war Nina zusammen mit Sarah. Mein Herz begann wie wild zu schlagen und ich begann schneller zu atmen.
„Na sie mal an wer da ist. Die kleine Miriam." Auf Sarahs Gesicht zeichnete sich ein kleines Lächeln ab und sie kam mit schnellem Schritt auf mich zu. Knapp vor mir blieb sie stehen und schien mich mit ihrem Blick zu töten. Plötzlich krallten sich ihre langen falschen Nägel in mein Haar und zogen fest und ruckartig an ihnen.
„Au!" Ich biss mir auf die Lippe um die Schreie zu unterdrücken.
„Ohhh sag bloß das tut weh." Kaum hatte Sarah die Worte ausgesprochen, zog sie noch einmal ruckartiger an meinen Haaren und sorgte dafür das ich ihr in die Augen sah.
„Das hättest du dir überlegen sollen bevor du mit meinem Freund geflirtet hast. Du scheiß Schlampe!" Die letzten Worte schrie sie mir ins Gesicht und warf mich dann mit all ihrer Kraft gegen meinen Spind.
„Ich wünsch' dir schöne Osterferien, kleine Schlampe.", sagte sie und stieß meinen Kopf noch einmal gegen den Spind. Genüsslich kichernd ging sie von mir weg. Nina stand daneben und lachte sich ins Fäustchen. Sie liebte es, dass sich nun auch Sarah gegen mich wandte. Langsam drehte sie sich weg und ging.
Ich blieb noch eine Weile sitzen. Wie lange weiß ich nicht, doch es war lange genug um meine Tränen wieder halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Langsam rappelte ich mich auf. Alles tat mir weh, doch ich war das gewohnt und auch überraschte es mich nicht. Ich hatte Sarah immerhin auf Kickboxen gebracht. Langsam trottete ich aus der Schule.
Nach einer halben Stunde saß ich dann auch schon im Bus. Es hatte in der Zwischenzeit angefangen leicht zu tröpfeln und man hörte sanfte Tropfen gegen die Fensterscheiben schlagen. Langsam schloss ich meine Augen und hörte nur noch auf die Tropfen, die gegen die Fensterscheibe schlugen. Immer in einem gleichmäßigen Tackt fielen sie auf die Scheibe.
Das liebte ich so am Frühling, dieser noch nicht ganz warme Regen, der immer wieder völlig überraschend kam und wieder ging. Während ich dem Regen lauschte, kamen mir Zeilen eines Liedes ins Gedächtnis. Ich hatte es vor kurzem auf Youtube entdeckt und seitdem spukte es mir im Kopf herum.
Im Geiste hörte ich die ersten Akkorde der Akustikgitarre und dann begann auch schon Johnnies Stimme anzusetzen:
I'm not perfect
Life's not worth
This pain
An sehr viel mehr konnte ich mich vom Text nicht mehr erinnern. Ich hatte ihn erst wenige Male gehört und war deshalb mit dem Text nicht wirklich vertraut. Dennoch mochte ich das Lied sehr. Es schien mir direkt aus der Seele zu sprechen. Früher fand ich es immer eigenartig wenn Menschen viel traurige Musik hörten. Es war irgendwie für mich immer unlogisch gewesen, wenn ich schon deprimiert war, wieso hörte ich dann Musik, die mich noch mehr runterzog? Doch jetzt verstand ich es. Ich verstand nun wirklich wie einem ein Song aus der Seele sprechen konnte und ich wünschte dennoch ich hätte es nie erfahren, oder wenigstens unter anderen Umständen.
Langsam ließ ich meine Augenlieder wieder aufgleiten und blickte direkt auf einen Wassertropfen. Mein Auge spiegelte sich in ihm wieder und es sah leer und traurig aus. Langsam hob ich meinen Kopf weg vom Fenster und blickte in den Bus. Ich würde jetzt dann aussteigen müssen und erhob mich deshalb langsam von meinem Sitz und stieg bei der nächsten Station aus.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini