Am nächsten Morgen wurde ich nur sehr langsam wach. Meine Augenlieder waren schwer. Mit noch halb geschlossenen Liedern stemmte ich meinen Körper im Bett hoch. Er war schwer und irgendwie taub. Ich kannte dieses Gefühl, hatte es in der letzten Zeit sehr gut kennengelernt. Es war lang nicht so schlimm wie sonst, doch es war immer noch da und hatte sich tief in mir verankert. Irgendwann schaffte ich es dann aus dem Bett und ging die Treppen hinunter. Die Treppen waren mit einem Teppich belegte und dieser wurde von Messingstangen an jeder Stufe festgehalten. Der Teppich fühlte sich weich unter meinen Füßen an. Ich war immer noch Barfuß und am Ende der Treppe glitten meine Füße auf kühlen Parketboden. Ich lief durch das Erdgeschoss, bis ich auf meine Eltern traf. Mein Vater saß unten im Wohnzimmer an seinem Laptop und hatte neben sich eine Tasse Kaffe stehen. Der Boden knarrte etwas unter meinen Füßen und mein Vater schaute auf.
„Morgen mein Schatz. Bist du auch endlich mal wach." Er lächelte mich breit an und seine Augen strahlten etwas müde. Ich erwiderte sein lächeln und nickte. Meine Mutter kam nun aus der Küche und begann mich voller Vorfreude anzulächeln.
„Morgen mein Schatz. Willst du Frühstücken? Ich hab was von einer Bäckerei mitgebracht." Ich nickte und setzte mich an den Tisch. Meine Mutter kam zurück mit einem Croissant, Erdbeermarmelade und eine Tasse Kaffee. Sie stellte mir das Croissant und die Marmelade hin und setzte sich mir gegenüber mit ihrem Kaffee. Sie nippte kurz an ihrem Kaffee bevor sie sprach:
„Schatz, was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag den Zirkusbesuch von Gestern nach holen?" Sie lächelte mich in freudiger Erwartung an. Ich begann darauf hin ebenfalls zu grinsen und nickte. Eigentlich wollte ich nicht wieder in den Zirkus, denn auch wenn die Vorstellung wirklich toll war, so wurde dies doch etwas überlagert von den Zwischenfällen mit dem Jungen und Gabriel. Es war komisch. Bei dem Gedanken an Gabriel keimten in mir widersprüchliche Gefühle auf. Einer Seitz hatte er etwas unheimliches, man konnte auch sagen Gruseliges an sich und dennoch faszinierte er mich. Vor meinen Augen flackerten Bilder von seiner Performance auf. Sein auf einer eigenen Art zarter Körper verstrickt in den Seilen. Das mysteriöse Licht, dass auf ihn hinab viel und die Musik zu der er sich bewegte. Die Spinne, die mit ihren zarten dünnen Beine über seinen Körper liefen, deren Körper das Licht einwenig reflektierte, dennoch wirkte sie dunkel und gefährlich. Irgendwie waren sie sich beide sehr ähnlich. Zart und dennoch wirkten sie gefährlich, vielleicht so gar hochgradig giftig.
Den restlichen Vormittag verbrachte ich auf meinen Zimmer. Richtete mich eiwenig mehr in meinen Zimmer ein und dachte über so einiges an. Nicht zu viel, denn ich wusste, dass das sehr gefährlich sein konnte, zumindest für mich. Gabriel tauchte dabei allerdings immer wieder auf.
Zu Mittag gingen meine Eltern und ich in die Stadt. Sie kochten nicht besonders gerne oder oft. Bei einem kleinen Italiener aßen wir dann. Es schmeckte wirklich gut. Nach dem Essen gingen wir noch etwas durch die kleine Stadt. Naja so viel kleiner ist mein Dorf auch nicht.
Kleine, altmodische Häuser reiten sich hier dicht an dicht. Auf manchen von ihnen waren neue Teile gebaut worden. Hin und wieder entdeckte man auch neue Gebäude und Komplexe. Je länger der Tag dauerte desto mehr begann ich mich zu freuen. Irgendetwas tief in mir wollte wieder zurück zu dem Zirkus.
Irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zurück. Mein Vater würde sich kurz vor dem Zirkus von uns verabschieden und nach Hause gehen und meine Mutter und ich würden zum Zirkus gehen.
Auf unserem Weg kamen wir auch an einer Gruppe von Teenagern vorbei. Es waren vier Mädchen und drei Jungs. Die Mädchen sahen ganz normal aus. Sie trugen Mode von H&M, New Yorker und co. Die Jungs waren ziemlich unterschiedlich. Einer von ihnen trug den typischen Hipster-Look, mit leichten Bartwuchs und einem kleinen Pferdeschwanz. Ein anderer in Röhrenjeans mit Hoodie und einem Skateboard unter dem Arm. Die Haare kurz und verwuschelt. Der letzte trug eine einfache Jeans mit einem grauen Shirt und darüber eine offene dunkele Weste, dazu einfach Turnschuhe. Sie redeten miteinander, lachten und waren sich nahe.
Etwas von der Taubheit kehrte zurück. Du bist allein.
Ich schloss meine Augen, atmete ein paar mal tief durch. Horchte in mich hinein und versuchte die Taubheit zu verdrängen. Bloss keine Panik. Ich hatte zu nächst gar nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben war, doch die Stimme meine Mutter holte mich auf die Erde zurück:
„Schatz kommst du?" Ich blickte zu meiner Mutter und versuchte so gut es ging zu lächeln.
„Ja, komm schon." Schnell flitze ich zu meinen Eltern und versuchte mich auf was anderes zu konzentrieren.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini