Langsam sank mein Körper tiefer in die Matratze. Mit müden Liedern sah ich leicht schräg aus dem Fenster. Wolken zogen langsam über den Himmel und begannen sich an punkten zu sammeln. Es wird sicher wieder Regnen.
In den letzten Tagen hatte es oft geregnet. Den Feldern schadete es nun nicht wirklich, allerdings meinem Gemüt. Seit dem Gespräch mit meiner Mutter war nun knapp eine weitere Woche vergangen. Seitdem hatte ich versucht mich unter Kontrolle zuhalten. Jeden Tag war ich lächelnd herum gelaufen und hatte meine Mutter nicht merken lassen, was alles in mir vor ging. Ich wollte das unbedingt alleine schaffen, doch schon jetzt bemerkte ich, wie es mich begann von innen heraus aufzufressen. Briseis war allerdings in dieser Zeit eine wichtige Stützte für mich. Sie rief mich beinahe jeden Tag an und sorgte dafür, dass ich nicht komplett in Selbstmitleid versank. Wir trafen uns auch öfter mal. Es war schön zumindest irgendwie eine Freundin zu haben, mit der ich reden konnte. All das wurde dadurch etwas erträglicher.
Die Sache mit meinen Eltern war da schon eine andere. Mit meiner Mutter hatte sich alles etwas eingependelt. Sie war zwar irgendwie einwenig verstört und schien sich beinahe schon für das zu schämen, dass sie mir an jenem Morgen gesagt hatte. Ich ging nicht noch einmal genauer darauf ein. Naja und mein Vater. Unsere Beziehung litt mit jeder Stunde mehr unter meiner Schwangerschaft. Seit damals hatten wir nicht mehr richtig darüber geredet. In den darauffolgenden Tagen arbeitete mein Vater oft lange, weshalb ich ihn kaum noch sah. Was glaub ich auch seine Absicht dahinter war. Er hasste mich zwar nicht, da war ich mir sicher, dennoch schien er nicht so wirklich damit klar zu kommen. Verübeln konnte ich ihm das nun auch nicht wirklich. Mir ging es ja auch nicht besser, doch ich musste zwangsweise damit klar kommen.
Was gab es noch zu berichten. Nun meine Mutter hat inzwischen einen Termin mit ihrer Frauenärztin ausgemacht. Die sollte alles an mir und meiner Schwangerschaft noch einmal überprüfen. Da war ich auch schon richtig heiß drauf gewesen, wenn ich ehrlich bin hatte ich damals sogar wirklich angst gehabt vor diesem Besuch, da ich keine Ahnung hatte was mich dort erwarten würde. Ich hatte es in den Jahren zuvor nämlich etwas versäumt regelmäßig zum Frauenarzt zu gehen. Nach diesem Vorfall auf der Party hatte ich dann komplett damit aufgehört. In der Zeit danach hatte ich einfach zu viel angst gehabt, dass sie irgendetwas finden konnte, dass daraufhin wies, was mit mir geschehen war. Sicher wäre dies das Beste gewesen. Ich wäre gezwungen gewesen darüber zu sprechen. Man hätte vielleicht diese Jung zur Verantwortung gezogen und Sarah hätte mir vielleicht alles wieder verziehen. Es hatte alles gut Enden können und ich wäre für ihn nie interessant geworden. Die Schlinge hätte sich nie um meinen Hals gelegt und ich wäre nicht auf ihn angewiesen gewesen, um mich in der Luft zu halten, so das mir die Schlinge nicht die Luft wegdrückte.
Doch so kam es nicht. Zu groß war damals die Angst gewesen, dass sie mir nicht geglaubt hätten, dass alle auf mich losgegangen wären. Zu groß war mein eigener Selbstekel gewesen. Wochenlang hatte ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen können ohne diesen drang zu verspüren dieses Antlitz von der Erde zu radieren. Ich wollte es nicht mehr ansehen müssen. Wollte einfach vergessen, dass dieses ich überhaupt je existiert hatte. Keine Ahnung, wie ich je darüber hinweggekommen bin.
So aber ich weiche von dem ab, was damals in mir vorgegangen war. Ich war damals in meinem Bett gelegen und hatte durch meinem Fenster den Wolken bei der Formation und dem Gewitter erzeugen zugesehen, war auch wirklich unglaublich spannend. In diesem Moment hatte ich mir einfach versucht einen Reim auf alles zu machen. Ich versuchte eine Antwort oder zumindest eine Lösung für meine Probleme zu finden. So leicht wie das allerdings für manche klingen mag, war es dann doch nicht. Es gab zuviele Komponenten bei denen mir nicht klar war, was sie zu bedeuten hatten. Zuviel war noch unklar, wie zum Beispiel die Tatsache, dass meine Mutter den Test gefunden hatte. Ich war mir nämlich sicher, dass ich ihn gut verräumt hatte. So unachtsam wäre ich sicher nicht gewesen. Weshalb ich auf zwei mögliche Szenerien kam, wie es passiert sein konnte.
Das Erste war, dass meine Mutter mich angelogen hatte. Dem zufolge wäre sie irgendwann bevor ich zuhause gewesen war in mein Zimmer gegangen und hätte gezielt nach dem Test gesucht und ihn in meiner Schublade gefunden. Das mit der Tasche hätte sie demnach nur erfunden.
Die Zweite wäre, dass ich mich irrte und mir nur so oft vorgenommen hatte alles wegzuräumen und es dann aber nie zu ende getan hatte. Meine Mutter hatte dann wirklich rein zufällig den Test gefunden. Was gar nicht so unwahrscheinlich war, da ich sowieso in dieser Woche mit meinen Gedanken immer ganz wo anderes gewesen war.
Das dritte und somit letzte Szenario wäre dann, das jemand, wer auch immer in meinem Zimmer gewesen wäre, der entweder gewusst hätte, wo der Test gewesen war oder ihn aus irgendeinem Grund gefunden hatte. Meine Tasche dann auf den Boden geräumt hatte und den Test hinein, so dass meine Mutter ihn beim wegräumen irgendwie schon gefunden hätte. Dies setzte allerdings voraus, dass dieser jemand wusste, dass ich schwanger war und, dass ich einen Schwangerschaftstest gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt kamen dafür aber nur zwei Menschen in Frage. Das wäre einmal Briseis, die die Erste war, die es gewusst hatte. Ich glaubte allerdings nicht, dass sie es war. Klar sie hätte mich die ganze Zeit an der Nase herumführen können und mich einfach nur verletzten wollen, so wie es Nina und Sarah immer taten. Dagegen sprach allerdings, dass sie sich immer noch mit mir traf. Sie redete auch noch immer mit mir und verteidigte mich sogar manchmal vor Sarah und Nina. Die beiden schienen übrigens immer noch nichts davon zu wissen, zumindest zeigten sie es nicht.
Die zweite Person wäre dann Dr. Birgt. Er war der Arzt der mich immerhin erst auf die Idee gebracht hatte, dass ich überhaupt schwanger sein könnte. Allerdings sah ich bei ihm am wenigsten Grund für so eine Tat. In welcher weiße hätte er immerhin von dem Profitiert. Was hätte er davon gehabt, dass meine Eltern von der Schwangerschaft erfuhren. Er hatte zwar gemeint, dass ich es meinen Eltern erzählen sollte, dennoch glaubte ich nicht, dass er irgendetwas damit zu tuen hatte.
Irgendwann war ich das Nachdenken dann leid und erhob mich wieder von dem Bett. Viel weiter bin ich damit auch nicht gekommen.
Ich stemmte meine Hände in die Matratze und lehnte mich mit vollem Gewicht dann darauf. Mein Blick fiel nun auf die weißgraue Zimmerdecke. Nicht wirklich spektakulär.
*Klopf* *Klopf*
Mein Kopf schreckte zur Tür, als dumpfe Geräusche ertönten.
„Ja?" Ein leises knacken ertönte und dann glitt die Tür langsam und leise quietschend auf. Anita trat in ihr zum Vorschein. In ihren Hände hielt sie ein dunkelbraunes, vielleicht sogar rotes, Holzbrett. Auf ihm lagen zwei sorgfältig aufgeschnitten Brotscheiben, um genauer zu sein Schwarzbrot. Daneben ein Haufen mit hauchfein aufgeschnitten Käse. Scheinen verschiedene Sorten zu sein.
Daneben befand sich einige Haufen mit Salami, Hauswurscht und ganz dünn aufgeschnittenen Schinken. Mit diesem Tablett kam sie näher auf mich zu. Auf ihren Lippen lag wie immer ein freundliches Lächeln.
„Hier Kleines. Ich hab dir eine kleine Jause mitgebracht. Du hast heute schon wieder fast nichts gegessen und ich habe mir gedacht du verträgst vielleicht etwas." Ich erwiderte ihr lächeln und rutschte auf meinem Bett etwas zur Seite, gleichzeitig richtete ich mich auf, um ihr zu signalisieren, dass sie sich zu mir setzten sollte. Dies tat sie auch und schob das Brett dann auf meine Schoß.
„Vielen dank Anita. Aber ein Brot mit etwas Butter und einer Scheibe Käse hätte gereicht. Du hättest nicht so eine große Platte anrichten müssen." Mit hungrigen Blick sah ich auf das Brett.
„Ist schon gut. Ich dachte mir, dass du vielleicht Hunger hast. So und jetzt iss erstmal richtig was. Sonst fällst du mir noch vom Fleisch." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und belegte mir eines der Brotscheiben mit viel von dem Käse und einwenig von der Salami. Ich war noch nie so ein Fan von Fleisch.
„Du isst generell in letzte Zeit sehr wenig. Obwohl so richtig wundern tut es mich eigentlich gar nicht. Die Stimmung in diesem Haus ist in den letzten Tagen so angespannt, dass mir auch jeder Appetit vergehen würde." Bei Anitas Worten musst ich schlucken. Sie wusste nämlich noch nichts von meiner Schwangerschaft. Ich hatte ihr nichts erzählt und mein Vater und meine Mutter hatten es anscheinend die ganze Woche über versäumt ihr etwas davon zu erzählen. Eigentlich war ich mir auch gar nicht so sicher, ob ich es ihr erzählen sollte, obwohl so richtig verhindern ließ es sich eh nicht. Spätestens wenn das kleine Wesen in mir wachsen würde und beginnen würde mich auszubeulen, dann würde sie es merken. Im Endeffekt war es also doch klüger ihr davon zu erzählen, auch wenn es mir schwer fiel.
„Ja,...das stimmt wohl." Ich legte das Brot wieder auf das Tablett und begann zu überlegen, wie ich es ihr am besten Beichten sollte.
„Was ist kleines? Schmeckt es dir nicht? Hättest du lieber etwas anderes, vielleicht etwas warmes?" Ich wehrte ihr Angebot gleich ab.
„Nein Anita. Es passt schon und schmeckt wirklich gut...Es ist nur so Anita, dass...ähm" Ich begann wieder zu überlegen.
„Sie kennen mich doch schon sehr lange." Sie nickte, blieb aber still.
„Und sie würden mich nie verurteilen, oder." Sie nickte erneut.
„Ähm...Anita. Ich glaube ich sollte ihnen erzählen, was hier los ist." Und ich begann ihr alles zu erzählen. Von meiner Schwangerschaft und dem Streit meiner Eltern. Die ganze Zeit, während ich sprach sagte Anita kein Wort. Ihr Blick war nur aufmerksam auf mich gerichtet.
Ich versuchte an ihrem Gesicht abzulesen, was sie von alledem hielt. Was sie nun von mir hielt, doch ich konnte nichts erkennen. Als ich meine Erklärung schließlich beendet hatte wartete ich auf eine Reaktion, doch zunächst blieb sie still.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini