Mein Blick wanderte langsam weg vom Fenster und auf mein Nachtkästchen, wo nun wieder die Schatulle stand, die mir meine Oma zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich kroch über das Bett und nahm die Schatulle vorsichtig auf meinen Schoß. Langsam öffnete ich den Deckel und fand einsam und allein darin mein goldenes Kreuz. Seit Ewigkeiten hatte ich es nicht mehr umgehabt. Es hatte leicht begonnen auf meiner Haut zu brennen und irgendwann könnte ich es gar nicht mehr tragen, ohne das es schrecklich brannte. Langsam streckte ich meine Hand in das Kästchen und wollte das Kreuz heraus ziehen. Ich schreckte sofort zurück. Anscheinend verlässt Gott einen doch irgendwann.
Schnell schloss ich das Kästchen wieder und stellte es zurück. Über das Bett glitt ich wieder zurück zum Fenster und sah wieder hinaus. Draußen war es immer noch ruhig.
Langsam öffnete ich das Fenster und ließ die Kalte Luft in mein Zimmer, dann stand ich auf und zog die Decke enger um Aleas Körper. Leise begann sie etwas zu knurren.
„Schhhh...schlaf weiter." Eine ihrer kleinen Hände wanderte hinauf aus der Decke und legte sich fest um einen meiner Finger. Ihre Hände waren ganz weich und noch heller als meine. Ich begann ganz sanft zu lächeln und meine zweite Hand sanft an ihr Gesicht zu legen. Unter meinen Fingern fühlte sich ihre Haut ganz dünn und zerbrechlich an. Es schmerze fast zu wissen, dass da draußen Menschen waren und immer noch sind, die dieses kleine Wesen für alles bestrafen wollen, was ihr Vater und auch ich verschuldet haben.
„Tut mir leid, dass ich dir nie eine bessere Mutter sein kann, aber vielleicht kann ich nur so dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist." Als ich die Worte leise vor mich hin flüsterte begann mein Blick leicht zu verschwimmen und ich spürte wie eine Träne begann sich ihren Weg über meine Wange zu bahnen.
„Versprich mir, dass du einmal stärker sein wirst als ich. Es soll dich nicht kümmern, was andere Menschen über dich denken." Ich lehnte mich etwas weiter vor und flüsterte, bevor ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn gab.
„Du bist etwas besonderes, vergiss das nicht." Einen letzten Blick warf ich meiner kleinen Tochter zu, bevor ich wieder auf das Bett stieg und so das Fenster schloss. Als ich wieder vom Bett stieg sah ich auf die Uhr. Ich sollte dann mal gehen.
Mit einem schnelle griff nahm ich die schwarze Lederjacke, die seit ein paar Wochen tief in meinem Schrank vergraben gelegen hatte. Für den heutigen Abend schien sie allerdings die perfekte Garderobe darzustellen. Langsam öffnete ich die Tür und drehte mich noch ein letzten Mal um. Jetzt gibt es wohl kein zurück mehr.
Leise schloss ich die Tür hinter mir und überquerte den Flur. Die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern war nur angelehnt, so wie damals, als ich noch selbst ein Kind war. Sie wollten immer sicher gehen, dass sie mich auch hörten, wenn ich Nachts mal schrie. Sie sind gute Eltern.
Vorsichtig drückte ich die Tür etwas auf und fand meine Mutter schlafend vor.„Ich bin fertig." Meine Mutter lachte.
„Du wirst dich daran gewöhnen müssen." Die weiße Tasse klirrte, als meine Mutter sie neben mich auf den Tisch stellte. Langsam hob ich meinen Kopf von der Tischplatte und hielt meine Nase über die Tasse. Erdbeertee!
„Ich weiß, aber ich könnte schon etwas schlaf gebrauchen." Mein Mutter ließ sich auf den Sessel neben mich sinken und hatte immer noch ein breites Lächeln auf den Lippen.
„Als Mutter hast du einfach nicht mehr sehr viel Zeit zum schlafen." Ich versuchte gar nicht weiter meine Mutter von meinen Leiden zu überzeugen, stattdessen sah ich etwa verträumt in meine Tasse. Der Dampf des warmen Tees wärmte mir das Gesicht.
„Meinst du Papa gewöhnt sich irgendwann an seine Enkelin?" Der Blick meiner Mutter wurde ernster.
„Ich schätze das wird noch mit der Zeit. Das alles ist für ihn einfach grad etwas viel." Ich nickte und nippte an meinem Tee, dann sah ich meine Mutter wieder an.
„Danke, dass du trotzdem bei mir warst. Ich hab dich lieb." Meine Mutter begann beinahe etwas traurig zu lächeln.
„Ist doch klar mein Schatz. Ich bin ja deine Mutter."Langsam lehnte ich die Tür wieder an den Rahmen und lief die Treppe hinunter. Ich wurde langsamer, als ich Licht in der Küche sah. Leise schlich ich mich näher an den Eingang zur der Küche und entdeckte ziemlich schnell meinen Vater der auf dem Küchentisch lehnte. Er ist mal wieder am Tisch eingeschlafen.
Auf Zehenspitzen schlich ich mich in die Küche. Mein Vater schlief tief und fest auf einem Haufen von Blättern. Es waren Rechnungen und zahlreiche Notizen. Seine Schrift war wie immer schrecklich unleserlich. Ich ging leise näher an ihn heran und drückte ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn.
„Tut mir leid, dass ich keine bessere Tochter war." Bevor ich begann wieder zu weinen verlies ich den Raum schnell wieder. Ich hinterließ einen Zettel, sollte mein Vater aufwachen.
Bin mir nur mal kurz die Beine vertreten.
Bussi, MiriamMein Handy bot mir in der Dunkelheit genug Licht, so dass ich ohne Probleme den Weg zu Briseis Haus fand. Ich rannte zu ihrem Briefkasten und war ein rosa Didlkuvert in ihren Briefkasten. Bitte sei mir nicht böse.
Schnell drehte ich mich dann wieder um und rannte so schnell ich konnte zu der Busstation. Es schien ewig her zu sein, dass ich das letzte mal hier gewesen war. Eine Straße musst ich noch überqueren. Es war kaum etwas los, dennoch wartet ich eine Weile an der Straße. Ich richtigen Moment lief ich dann hinüber. Es wird zeit.Meine Füße berührten den nassen Grasboden. Er war kalt und durchdrängte meine Poren. Der Saum meines Kleides schliff hinter mir über den Boden und wurde ebenfalls nass. Kalter Wind blies mir entgegen und ließ die salzigen Tränen auf meiner Wange trocknen. Die Haut darunter begann zu spannen und unangenehm zu ziehen, doch das war mir nun wirklich mehr als „scheiß" egal.
Ich ging weiter nach vorne und wagte es nicht mich umzudrehen. Nichts durfte mich ablenken oder mich zum zweifeln bringen. Ich musste das jetzt durchziehen, ich hatte einfach keine andere Wahl mehr. Zu tief war ich in all das schon hinein gesunken, doch ich musste sie einfach beschützen. Meine Haare waren durch den Wind schon ganz zerzaust und fielen mir teilweise wirr ins Gesicht.
„Du siehst wieder wunderschön aus Miriam." Die Stimme fuhr wie ein Stromstoß durch meinen Körper und ließ mich erstarren. Ich hasse es! Egal wie sehr ich diesen Mann auch zu hassen beginne. Er wird immer die selbe Wirkung auf mich haben. Auch wenn er für noch so viel Leid in meinem Leben verantwortlich war, so werde ich mich doch immer auf eine ganz bestimmte Art und weiße zu ihm hingezogen fühlen. Selbst im Tod.
„Immer noch so theatralisch. Willst du mich weiterhin anschweigen?" Ich blieb still und drehte mich nicht um. Du darfst jetzt nur nicht schwach werden.
„Nun sei doch nicht so Miriam. Sprich mit mir und zeig mir dein wundervolles Gesicht." Ich hasse dich für diese Macht, die du über mich hast.
Ich schloss die Augen und begann langsam mich um mich selbst zu drehen, so dass wir uns nun gegenüber standen, doch ich hielt meine Augen geschlossen. Ich vernahm aus der Ferne sein Lachen und spürte seinen Körper nun direkt vor mir. Eine Hand strich sacht über meine Wange und legte sie unter mein Kinn, dann hob er es sacht an.
„Komm öffne deine schönen Augen, Miriam...." Die Augen, die ich aus eigentlicher Verzweiflung so fest aufeinander gedrückte hatte, dass es nun schon fast brannte, öffnete ich nun ganz langsam wieder. Das Erste was mir direkt entgegen stach waren diese wunderschönen türkisen Augen. Sie drängten sich fast brutal in meine und ließen jeden Gedanken für einen Moment aussetzten. Ich war mir nicht ganz sicher, doch ich meinte zu sehen, wie sich langsam ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.
„Es hat mir gefehlt dir direkt in die Augen zu schauen." Stumm sah ich ihn weiterhin an. Seine Hand löste sich langsam von meinem Kinn und nahm stattdessen eine meiner Hände.
„Das hier ist deine Fantasie, oder?" Flüsterte ich leise, als langsam wieder Bilder von unserer letzten Begegnung im Zirkus aufblitzen. Stumm sah ich ihn nicken.
„Ich dachte es würde dir besser gefallen, wenn ich dir eine angenehme Umgebung darbiete." Ich nickte langsam und ließ meinen Blick an ihm vorbei gleiten. Wir standen an einer Lichtung, beinahe die Selbe, wie auch jene, an der wir uns zum ersten mal geküsst hatten.
„Ja...es ist sehr schön." Ich sah ihn wieder an und entdeckte so etwas wie Trauer in seinem Blick. Beinahe aus einem Reflex heraus hob ich meine freie Hand und legte sich sanft an seine Wange. Leicht spürte ich wie er zusammen zuckte. Seinen Kopf aber dann ganz leicht in meine Hand lehnte.
„Du machst es mir wirklich schwer." Er seufzte einmal und sah mit einem mal schrecklich müde aus.
„Es kostet mich mehr und mehr Kraft mich in dieser Welt zu halten. Ohne die Brücke, die du offen gehalten hast, braucht es sehr viel Kraft um in eure Welt zu kommen. Alea selbst ist noch zu klein und schwach um diese Brücke zu tragen." Langsam schlossen sich seine schönen Augen und ich konnte beobachten, wie seine Haut immer heller und durchscheinender wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich mir noch nie so schwach gezeigt. Es war irgendwie ein komisches Gefühl, da es eine nähe zu ihm darzustellen schien, die ich in der letzten Zeit etwas verloren hatte. Irgendwie war es fast aufdringlich.
„Niemand hat dich gezwungen hier zu bleiben." Seine Augen glitten bei meinen Worten wieder auf und er sah mich mit einem überraschten festen Blick an.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich auf dich aufpasse." Bei seinen Worten begann mein Herz zu rasen und das kleine naive Mädchen, dass in mir wieder erwacht war, schien sich über seine Worte mehr als zu freuen.
„Warum warst du dann so lange weg?"
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini