Ich wünsche euch eine schöne Nacht

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Es folgten noch ein paar andere Darbietungen, ich kann sie allerdings nicht mehr genau benennen. Es waren, glaub ich, ein oder zwei, vielleicht auch mehr. Ich weiß es nicht mehr. Der für mich vermeintliche Zirkusdirektor trat am Ende wieder in die Manege, doch diesmal erklang kein fieses Lachen mehr. Sein Gesicht wirkte sehr ernst, beinahe gespenstisch.

„Meine lieben Damen und Herren, ich möchte Ihnen danken dafür, dass sie unseren Zirkus so zahlreich besucht haben und großteils es sogar bis zum Ende durchgehalten haben. Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen." Er verneigte sich in einem tiefen Knicks vor dem Publikum und zog dabei seinen Zylinder tief hinunter. Langsam richtete er sich auf, wendete dabei seinen Blick nicht von dem Publikum ab.

„Nun... ich wünsche ihnen noch eine schöne Nacht. Kommen sie gut nach Hause und passen sie auf. Man weiß nie was sich in der Dunkelheit der Nacht versteckt.... Gute Nacht und viel Glück..."

Mit einem bekannten Zitat beendete der Mann seine Rede und verschwand hinter den roten Samtvorhängen. Das Zelt wurde nun wieder komplett beleuchtet und die Menschen erhoben sich von ihren Plätzen und begannen in Richtung Ausgang zu wandern. Peripher bekam ich mit wie die Menschen über die Vorstellung sprachen. Hierbei waren sie großteils komplett gespaltener Meinung. Die Einen waren der Meinung es sei besser als beschrieben gewesen. Die Effekte seien eins A gewesen und auch die Artisten hätten eine wirklich fantastische Vorstellung gegeben. Da hatten sie wohl recht.

Die Anderen hingegen waren schwer schockiert, von der Brutalität und der Skrupellosigkeit, die in dieser Show aufgefunden wurde. Tiere seien ihnen augenscheinlich egal und Menschen nur ein Zweck der eigenen Unterhaltung, oder so ähnlich.

Schnell drängte ich mich aus der Menge heraus und genoss die kühle Nachtluft auf meiner Haut. Es war dunkel und der Mond schien hell am Himmel. In ein paar Tagen würde es wieder einen Vollmond geben, doch nicht irgendeinen. Es würde ein Blutmond sein. Anita hatte mir viel über dieses Spektakel erzählt. Sie bezeichnete es als einen Boten des Unheils. Als ich kleiner war hatte sie irgendwann mal gemeint, dass zu dieser Zeit die Grenzen unserer Welt und der der Dämonen leicht ineinander verfließen und so die Verbindung untereinander leichter machte. Keine Ahnung was sie damals damit gemeint hatte, doch sie war schon immer etwas abergläubisch gewesen. Hatte mir stets jeden Morgen ein goldenes Kreuz um den Hals gehängt. Ich trug es heute auch, keine Ahnung wieso, aber es hatte mir schon oft Trost gespendet. Es nahm meine Körperwärme in sich auf und fühlte sich irgendwann nicht mehr an wie ein Fremdkörper an meiner Brust, sondern schien beinahe schon mit mir zu verwachsen.

Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Rasch drehte ich mich um und sah ein Stück vor mir jemanden stehen. Zuerst erkannte ich ihn nicht. Es war ein Mann vielleicht so um die zwanzig oder einwenig älter. Er hatte vermutlich dunkelbraunes Haar und braune Augen und trug eine einfache Jeans mit T-Shirt, darüber eine Jacke und Turnschuhe. Es sah nicht außergewöhnlich aus, doch als ich in seine Augen blickte, erkannte ich diesen gierigen Blick wieder. Es war derselbe Junge, in den ich heute vor der Vorstellung hineingelaufen war. Er kam auf mich zu und erinnerte dabei an einen Jäger, der sich an ein verängstigtes Reh anschlich um es zu erschießen. Brutal zu ermorden. Angst begann durch meine Wehnen zu pumpen. Sie füllte meinen ganzen Körper und lähmte ihn komplett. Nein! Bitte nicht.

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