verschleierter Mond

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Hast du mich vermisst?

Eine schwarze Gestallt stand vor mir mit leeren Augenhöhlen. Die Umrisse waren leicht verschwommen und noch keine genaue Form erkennbar. Sie stand ein paar Schritte von mir entfernt und doch wirkte sie schon jetzt furchteinflößend. Ich riss die Augen auf und rührte mich nicht. Pure angst schoss nun durch meine Venen und verteilte sich in meinem ganzen Körper. Mein Mund wurde trocken und ich wurde unfähig etwas zu sagen. Alle meine Muskeln spannten sich an, dennoch konnte ich mich nicht bewegen. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Dann kam eine starke Windböe und meine Augen schlossen sich für einen Moment. Ich hatte die Augen nur ganz kurz geschlossen, doch als ich sie wieder öffnete war die Gestalt vor mir verschwunden.

Hart stieß ich den Atem aus meinen Lungen und durch meinen ganzen Körper fuhr ein Schlag. Was war den das jetzt........

Ich atmete ein paar mal tief durch und spürte wie mein Körper sich wieder entspannte. Mein Blick wanderte wieder über die Wiese, doch die Gestallt war verschwunden und mit ihr schien auch der Glanz der Nacht verschwunden. Die Wiese hatte nun etwas trostloses an sich. Das Gras schien viel zu kurz geschnitten und auch nicht besonders gut gepflegt. All der Zauber, den ich auf dieser Wiese in den letzten Tagen erlebt hatte, war nun wieder verschwunden. Er hat ihn mit sich genommen.

Auf dem Weg nach Hause verhielt es sich nicht viel anders. Die Landschaft, die zuvor noch etwas mysteriöses und traumhaftes an sich hatte, war nun verlassen und traurig. War mein Blick in den letzten Tagen wirklich so verschleiert gewesen?

Im Nachhinein sehe ich alles in diesem Bezug klarer und hasse mich schon beinahe selbst dafür, dass ich es ihm damals so leicht gemacht habe. Damals war es aber eh schon zu spät um etwas an alle dem zu ändern.


Ich weiß nicht wie lange ich brauchte um dann nach Hause zu kommen, doch es schien einiges an Zeit vergangen zu sein und es begann kühler und kühler zu werden. Mit schon leicht zitternden Händen öffnete ich die Haustür und versuchte dabei möglichst leise zu sein. Allerdings rechnete ich nicht damit, dass sich jemand in der Küche befinden würde.

„Mein Schatz, wieso bist du so spät denn noch auf?" Ich erstarrte. Ohhhh man! Schlechter Zeitpunkt.

Mein Vater stand in dem Türrahmen Richtung Wohnzimmer. In seiner Hand befand sich eine Flasche Cola. Er hatte wahrscheinlich wieder vor durchzuarbeiten, dass würde Mama gar nicht gefallen. Vor allem, weil sie ja morgen schon unbedingt früh los wollte.

„Ähm....also...Ich konnte nicht schlafen." Er sah mich nur skeptisch an.

„Und deshalb rennst du angezogen, durch das Haus?"

„Äh... Ich war nur kurz draußen. Um den Kopf frei zu kriegen." Er schüttelte leicht den Kopf, doch lächelte leicht. Einer seiner Arme legte sich um meiner Schulter und er zog mich an sich, dann gab er mir einen Kuss auf den Kopf.

„Ist gut. Wir behalten das für uns, okay?" Ich nickte und er gab mir noch einen Kuss.

„Nun gut....So aber geh jetzt ins Bett." Ich nickte erneut und wir lösten uns wieder voneinander. Langsam, ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich hinauf. In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür und blieb einfach stehen. Morgen geht es wieder heim....

Schon der Gedanke daran, dass bald wieder der Alttag antrat sorgte für ein mulmiges Gefühl in meinem Magen. Alles würde einfach weiter gehen, wie schon zuvor. Du musst stark sein. Reis dich zusammen!

Schnell machte ich mich fürs Bett fertig und ließ mich hinein fallen, allerdings lag ich noch eine halbe Ewigkeit wach und drehte mich in meinem Bett. Mit aller Macht versuchte ich einzuschlafen, doch zuviel schwirrte mir im Kopf herum.

„Wah!" Es war einfach so frustrierenden, also stand ich irgendwann auf und ging zum Fenster. Langsam glitt ich auf die Fensterbank und lehnte mich zurück. Mein Blick auf den Mond wurde nun von Wolken versperrt. Dieser Anblick stimmte mich traurig. Irgendwann sank mein Kopf dann gegen die Fensterscheibe und nach langem Kämpfen schaffte ich es dann auch einzuschlafen.

Am nächsten Morgen schmiss mich meine Mutter schon sehr früh aus dem Bett und so schafften wir es, dass wir um acht schon im Auto saßen und los fuhren. Den Großteil der Fahrt verbrachten wir schweigend. Meine Eltern hatten wie auch bei der Anreise ihr Handy ausgeschaltet und waren nun etwas nervös, vor allem meine Mutter. Wahrscheinlich lag das an den vielen Problemen, die ihr Geschäft in den letzten Tagen hatte. Ich konnte beinahe schon sehen wie sie sich vorstellte, wie wir zuhause angekommen. Sie würde natürlich sofort einen kurzen Abstecher zu ihrem Geschäft machen und dann würde alles in Flammen stehen. Fragt mich nicht wieso, aber meine Mutter stellt sich immer als schlimmstes Szenario ein Flammeninferno vor.

Mein Kopf lag gegen die Autoscheibe gelehnt, so dass mein Blick noch über die vorbeiziehende Landschaft schweifen konnte. Der General eher kleine Ort, begann mehr und mehr in nur noch ein paar kleine Einfamilienhäuser auszulaufen. Wir kamen auch wieder an der Tafel vorbei, wo bei unserer Ankunft noch das Plakat des Zirkus gehangen hatte. Nun stand dort ein Mann, der gerade dabei war ein neues Plakat über das des Zirkus zu kleben. Bald wird nichts mehr daran erinnern, dass der Zirkus einmal da war.

Irgendwann wurden dann allerdings meine Augenlieder schwer und ich sank in einen unruhigen Halbschlaf.


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