Das geht dich nichts an

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Zuerst geschah nichts. Ich hatte schon die Hoffnung, dass er wieder verschwunden wäre, doch dann spürte ich eine zarte Hand, die sich vorsichtig, schon beinahe zaghaft auf meine Schulter legte. Es fühlte sich gar nicht so unangenehm an, wie zuerst gedacht, weshalb ich beschloss aufzublicken. Mein Blick war noch von den Tränen verschleiert und sie liefen einfach weiter. Ich presste die Augen noch einmal fest zusammen und versuchte den Tränenfluss zu stoppen, doch es wollte nicht so recht.

„Alles in Ordnung bei dir?" Seine Stimme war angenehm und warm, dennoch meinte ich etwas böses in ihr zu hören. Ich atmete ein paar mal tief ein, um ihn zu Antworten. Ihn zu versichern, dass alles okay sei, doch mein Atem stockte nur und die Tränen begannen noch stärker zu fließen. Mein ganzer Körper fühlte sich schrecklich an und ich ekelte mich vor mir selbst.

„Du siehst gar nicht gut aus...." Er machte eine Pause, schien seine nächsten Worte genau zu bedenken.

„Komm mit rein. Da kannst du dich etwas erholen. Ist auf jedenfall besser als hier draußen." Auf seine Aufforderung hin rührte ich mich nicht. Ich blieb einfach weiter sitzen und ließ die Tränen laufen.

„Ich weiß..." Er hielt kurz inne und überlegte wieder. Er wirkte etwas verunsichert.

„Ich weiß, dass das jetzt vielleicht nicht das ist was du nach der ganzen Sache willst. Nur... ich verspreche ich tue dir nichts. Nur lass mich dir helfen. Okay?" Ich tat einfach gar nichts. Blieb einfach sitzen und weinte still vor mich hin. Vorsichtig nahm er mich an meinen Armen und half mir auf die Beine. Ich ließ es geschehen. Es wäre mir egal, wenn er irgendetwas mit mir machen würde. Der Ekel war bereits da und ich spürte wie er sich ausbreitete. Es war einfach unerträglich. Wir gingen nur ein paar Schritte, dann ein kleines Treppchen hoch. Eine quietschende Holztür öffnete sich und wir gingen hinein. Ich trotte dem Fremden einfach hinter her. Mein Körper war schlapp. Ich wollte einfach nicht mehr. Ich war am Boden, zerstört, zu einem normalen Leben nicht mehr fähig.

Seine Hände drückten gegen meine Schultern und ließen mich in einen Stuhlsinken. Es war ein Holzstuhl, der zu knarren begann als ich mich drauf setzte. Meine Beine zog ich wieder gegen meine Brust und legte meinen Kopf auf meine Knie.

„Ich hol dir etwas zu trinken. Willst du was bestimmtes?" Er bemerkte wohl, dass ich nicht vorhatte ihm zu antworten und meinte dann nur:

„Ich hol dir ein Glas Wasser. Du bleibst hier." Er verschwand wieder aus der Tür. Langsam hob ich wieder meinen Kopf und blickte mich um. Der Raum war nicht sehr groß. Es befanden sich ein Stuhl, ein Tisch, ein Bett und ein mobiler Reiseschrank darin. In dem Raum lagen Kleidungsstücke verteilt und praktisch neben mir ein großer Koffer mit Make-Up. Ich selbst saß auf einem Stuhl vor einem Spiegeltisch. Mein Stuhl stand seitlich, so dass ich nicht in den Spiegel sah. Ich drehte meinen Kopf und blickte meinen Spiegelbild direkt in die Augen.

Der Ekel begann nun schnell stärker zu werden und sich über meinen ganzen Körper zu verbreiten. Meine Haut begann leicht zu brennen und schrecklich zu jucken. Es fühlte sich an wie die Schritte tausender kleiner Insekten, die über meine Haut liefen. Quälend langsam. Sanft legte ich meine Hand auf meinen Arm. Fuhr sanft mit meinen Fingerspitzen über die Haut. Langsam senkte ich die Finger spitzen einwenig und spürte nun meine Nägel. Ich blickte nicht auf meinen Arm, stattdessen blickte ich die ganze Zeit in diese zwei verstörten Augen, die mich aus dem Spiegel heraus ansahen. Das können doch nicht meine Augen sein. WARUM ICH!?!?!?

Immer fester und fester. Mein Arm wurde wieder warm, das Blut floss in schmalen Rinnsalen. Tiefer, mehr Blut.

Die Tür ging wieder auf und ich vermutete, dass er wieder da war, doch ich achtete nicht darauf. Ich fuhr weiter über meinen Arm, als sie plötzlich jemand von einander Weg riss. Schnell wandte ich meinen Blick wieder nach vorne und blickte in zwei blass blaue, leicht rote Augen. Sie wirkten beinahe übernatürlich. Ich brachte kein Wort heraus, nur mein Herz schlug stark gegen meine Brust. Scheiße!

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