Warmer Atem glitt an meinem Ohr und an meinen Hals vorbei. Währenddessen bewegte sich die Spinne weiter über mein Gesicht und ich traute mich nicht auch nur einen kleinen Muskel zu bewegen, geschweige denn den Mund zu öffnen.
Orientur parva, veniat ad me.
Die Spinne blieb nun plötzlich stehen. Ich hielt augenblicklich den Atem an. Zunächst geschah nicht, doch dann spürte ich wie die Spinne ihren Körper auf meinem Gesicht niederließ und sich dann von mir abstieß. Auch Gabriel verschwand, ich konnte seine wärme nicht mehr spüren.
Ich schlug meine Augen auf und sah wie die Spinne durch die Luft glitt. Im Flug zog sie die langen Beine wieder ganz nahe an ihren Körper und schoss dann einen weißen Faden ab. Der Faden zog sie mit sich und wickelte sich um Gabriel's Arm. Zwei, drei mal drehte sich um ihn herum, bevor sie den Faden losließ und auf seiner Hand landete. Seine Finger krümmten sich wieder leicht um die schwarze Kugel.
„Es war ein komisches Gefühl. Irgendwie,...."
„Beängstigend, ekelig,.... zärtlich." Sein Blick lag wieder auf mir und es schien beinahe so, als würde er meine Gedanken lesen können. Ich nickte leicht und ließ meinen Blick unbeabsichtigt hinunter auf seine Hand gleiten.
Wie am Anfang lag sie zusammengerollt da und rührte sich nicht. Gabriel stand nun auch wieder vor mir. Es wirkte beinahe so, als wären die letzten Minuten nur ein Traum gewesen, als hätte Gabriel die Spinnen gerade erst aus ihrem Käfig geholt. Aus ihrem Gefängnis.
„Viele Menschen empfinden es zunächst als ekelig. Sie würden gerne wegsehen, wenn meine kleine Tänzerin über mein Gesicht läuft." Er sah mich an und schien auf eine Reaktion meinerseits zu warten, doch ich erwiderte nichts.
Gabriel senkte nun auch wieder seinen Blick und schaute das kleine schwarze Etwas in seiner Hand an, dann begann er sich in Bewegung zu setzen. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und blieb direkt vor dem Käfig stehen. Ich konnte nun nur noch seine Rückenansicht bewundern.
„Du doch sicher auch, oder nicht?" Er drehte sich nun leicht wieder zu mir und wartete erneut auf meine Antwort, als plötzlich eine Stimme den Zauber zerbarsten ließ.
„Da bist du ja endlich." Ich drehte meinen Kopf etwas zur Seite und sah wieder den Jungen, der uns zuvor im Zelt schon einmal gestört hatte. Wenn ich mich recht erinnere nannte Gabriel ihn Lysander.
„Was ist nun wieder, Lysander." Ha!!!
„Dein Auftritt ist in ein paar Minuten." Gabriel nickte zustimmend, doch sah die ganze Zeit immer noch mich an. Lysander schien zu bemerken, dass er im Moment hier nicht erwünscht war und begann wieder in der Menge zu verschwinden. Mit ihm begann auch die Stimmen um uns wieder lauter zu werden. Es waren lang nicht mehr soviel wie am Anfang, dennoch ließ es auch den letzten hauch des Zauber, der sich über uns gelegt hatte verschwinden. Gabriel kam noch ein Stück auf mich zu und blieb knapp vor mir stehen, dennoch schien es so, als wäre nun ein wahnsinnig großer Spalt zwischen uns.
„Ich muss dann los." Mit diesem Worten drehte er sich weg und brachte noch mehr Abstand zwischen uns, doch dann blieb er wieder stehen.
„Ich warte dann bei meinem Wagon auf dich." Mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung und verschwand. Ich blieb allein beim Tisch stehen, denn den Käfig hatte er mit genommen. Wieder kam dieses eigenartige Gefühl in mir auf. Ich konnte es nicht so recht einordnen, doch es gefiel mir gar nicht. Es fühlte sich kalt und leblos an, doch gleichzeitig begann in mir etwas zu rasen. Nun tu doch nicht so, als ob du nicht wüsstest was dieses Gefühl bedeutet. Du hast es heute schon einmal in dir Gespürt. Du bist eifersüchtig.
Ich begann den Kopf zu schütteln und versuchte meine eigenen Gedanken zum schweigen zu bringen, denn auch wenn mir jetzt klar ist, dass es stimmte, doch damals wollte ich es einfach nicht hören. Es fühlte sich einfach wahnsinnig falsch an. Ich verbot mir selbst so zu fühlen, Gefühle für ihn zu haben.
„Hey, kleiner Schatten!" Die tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich suchte die Umgebung ab und fand dann auch ziemlich schnell die Quelle. Ein Stück von mir befand sich Markus und er kam immer näher auf mich zu. Ich musste wirklich verzweifelt aussehen, denn er blieb vor mir stehen und hatte einen fragenden, doch auch traurigen Blick.
„Hey Markus."
„Wieso so bedrückt kleiner Schatten?"
„Ich bin nicht.... Wieso eigentlich kleiner Schatten?" Jetzt war sein Blick fast nur noch fragend.
„Wie meinst du das?"
„Naja,.... wieso nennst du mich so. Ich hab auch einen Namen." Er schien kurz nachzudenken. Schon komisch, dass er jetzt schon so einen eigenartigen Namen für mich hat, obwohl wir doch noch kaum miteinander Gesprochen haben...... Eigentlich haben wir noch gar nicht wirklich miteinander gesprochen. Ich wusste über ihn auch nicht mehr als seinen Namen und den hatte ich nur zufällig bei einem Gespräch aufgeschnappt.
Markus begann nun zu lächeln und kam kaum merklich ein Stück näher auf mich zu.
„Dein Name hat einen ganz einfachen Grund. Ich kenn dich zwar nicht wirklich lange, aber seit ich dich zum ersten mal getroffen habe bist du eigentlich dauernd irgendwo in Gabriel's nähe. Du stehst dann wie ein Schatten hinter ihm und folgst ihm, wohin er auch geht." Seine Augen funkelten mich an und er lächelte mir freundlich zu.
„Du gehorchst ihm wie sein Schatten."
„Ich gehorche niemanden!" Pfffff, wie konnte er so was nur behaupten, ich....
Er begann nun noch breiter zu lächeln.
„Sicher, also wirst du nachher nicht zu seinem Wagon gehen?" Woher wusste er denn jetzt davon!?
„Ich,....also...DAS geht dich nun wirklich nichts an! Ich kenn dich doch gar nicht!"
„Und Gabriel kennst du besser?" Wie ich diesen herausfordernden Ton hasse!
„Ja, wir...." Ohhhh Nein! Lass ihn jetzt bloß nicht gewinnen!
„Hahahahaha!" Markus begann auf meine wage Erwiderung laut zu lachen.
„Ist schon okay. Du..." Er musste wieder leicht schmunzeln, doch hatte sich dann halbwegs unter Kontrolle.
„Du musst dich wirklich nicht rechtfertigen. Ist schon okay,..aber wieso bist du nun so bedrückt."
„Ich sagte doch, ich bin nicht.....Ich weiß es selbst nicht so genau." Er begann nachzudenken und begann eigenartige Schnuten zu ziehen. Was für ein schräger Typ. Eigentlich sind alle hier etwas eigenartig.
Plötzlich begann er seine Augen weit zu öffnen und etwas begann darin auf zu funkeln. Dann legte er eine Hand sachte um mein Handgelenk.
„Komm mit, kleiner Schatten. Ich hab eine tolle Idee." Ohhhh man! Das kann aber nicht gut ausgehen.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini