Ruhe

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Um sie herum begann es plötzlich zu verschwimmen und ihr wurde schwindelig. Er wusste nun, dass sie da war und wollte sie allem Anschein hier nicht länger haben. Mit starker Gegenwehr begann er sich aus Miriams Geist zu bannen. Sie begann bereits zu spüren, wie der Boden unter ihren Füßen verschwand. Je mehr die Zeit verstrich desto schwächer und müder begann sie zu werden. Zunächst versuchte sie noch mit ganzer Kraft sich in dieser Welt zu halten und sich in Miriams Unterbewusstsein zu verankern, dass sie gar nicht bemerkte was er eigentlich mit ihr trieb. Als ihr Körper allerdings mehr und mehr begann den Dienst zu verweigern, wurde es ihr mit einem Schlag klar. Er versuchte nicht einfach nur sie aus Miriams Geist zu bannen, denn sie sollte auch nie wieder die Gelegenheit bekommen sich einzumischen.

„Du willst mich also absorbieren, aber so leicht mache ich es dir nicht." Sie begann ihre immer schwächer werdende Kraft zu mobilisieren und ihre Arme so schnell es ging aus Miriams Bewusstsein zu nehmen. Zwar würde sie ihm damit geben was er wollte, doch in diesem Moment musste sie vor allem an sich selbst denken, wenn sie nämlich jetzt dahin schied, dann hätte Raphael niemanden mehr der ihn zurück hielt und er würde ebenfalls zu Grunde gehen. Es war für Miriam allerdings aus Magarethas Sicht wichtig, dass sie ihr halfen, sonst könnte sie sich nicht mehr aus seinen Stricken befreien. 

Er begann immer mehr an ihrer Kraft zu ziehen und schon bald würde sie nicht mehr reagieren können, zum Glück allerdings war dies auch nicht mehr nötig. Sie hatte sich nun weit genug von Miriam gelöst und ihr Körper begann intuitiv wieder nach ihrem Geist zu rufen. Mit einem starken Ruck begann ihr Geist zurück zu wandern und er ließ von ihr ab.

Schwer atmend, als hätte ihr jemand mit aller Gewalt die Kehle zu gedrückt, wachte sie schließlich wieder aus der Trance aus. Sie lag in ihren vertrauten Gemächern und fand so wieder Erdung, diese half ihr seinen Geist komplett auszusperren. Er sollte nicht die Chance bekommen in einem unbeobachteten Moment sein Werk zu Ende führen zu können. So schnell es ihr also in diesem Zustand möglich war stand sie auf. Es war wichtig, dass sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchte. Ihr Körper war schwach und wenn sie nicht aufpasste konnte er in sich zusammenfallen. Ohne Hilfe wäre sie dann der Zeit schutzlos ausgeliefert.
Ihre Schritte waren träge und rutschten eher über den Boden, als dass sie sich hoben. Mit aller Kraft drückte sie schließlich die zwei schweren Türen auf. Sie war erst ein paar Schritte gegangen, dennoch blieb sie nicht unbemerkt. Einer der Wächter kam auf sie zu und er schien sofort zu bemerken, dass etwas mit ihr nicht Stimmte.

„Lady Magaretha!" Ihr Atem ging schwer und sie brauchte mehr Kraft als erwartet, um sich auf den Beinen zu halten. Sie hatte also nicht wirklich Zeit für lange Erklärungen. So gut sie es konnte behielt sie ihre Haltung und signalisierte ihm er solle für einen Moment still sein.

„Bitte bringen sie mich zu einem Arzt. Ich konnte gerade noch aus seinem Netz fliehen." Für jeden anderen mag dieser Satz keinen Sinn ergeben, doch der Wächter wusste genau von was sie sprach. Seine Gesicht verlor sofort an Farbe und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Magarethas Körper wartete allerdings nicht, bis er sich wieder gefasst hatte, er sackte stattdessen einfach in sich zusammen. Für den Wächter schien dies das gebrauchte Signal gewesen zu sein. Seine Körper reagierte sofort und fing den Körper der jungen Frau auf. So schnell es ging begann er sie in ihren Armen umzulagern und weg zu bringen.

Am nächsten Morgen saß ich bereits ziemlich früh wieder im Garten meiner Oma. Die Schaukel hatte seit gestern begonnen mich wieder magisch Anzuziehen. So recht weiß ich nicht wieso, doch nach dem ich an jenem Morgen aufgewacht war konnte ich einfach nicht mehr schlafen. Der Traum war zwar der Erste seit Wochen gewesen, der mich nicht mit einer halben Panikattacke aufwachen hatte lassen, eigentlich war er sogar richtig schön gewesen. Zwar hatte ich nicht sehr lange das Vergnügen mit Gabriel gehabt, da mein Körper einfach zu schnell beschlossen hatte mich aus dem Traum zu reißen. Trotzdem hatte ich damals das Gefühl gehabt, dass Träume meine einzige Möglichkeit gewesen seien mit Gabriel zu sprechen, was im Rückblick auch gar nicht unbedingt so falsch gewesen sein mag. Der einzige Irrglaube bei diesem ganzen Gedankengang war einfach die Tatsache gewesen, dass es sich dabei nur um Träume gehandelt hatte.

An diesem Morgen war es bereits ziemlich bewölk gewesen und immer wieder wehten mir kleine Windböen Haare ins Gesicht. Zu meinem eigenen Übel hatte ich sie nämlich offen gelassen und nicht wie gewohnt zusammengebunden. Irgendwann gab ich es dann auf und ließ die Haare einfach in meinem Gesicht. Mit meinen Füßen wippte ich währenddessen hin und her, so dass die Schaukel ganz leicht zu schwingen begann. Meinen Kopf lehnte ich dabei gegen die doppelt genommene Schnur und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Im Haus war noch kaum einer richtig wach, weshalb um mich ein unendlicher Friede zu herrschen schien. Ich war allerdings das einzige, was keinen inneren Frieden beherbergte. In mir schien alles aufgewühlt und unendlich vielen Gedanken rannten mir durch den Kopf. Angefangen mit Briseis, die sich immer noch in den Kopf gesetzt hatte Gabriel zu finden und zum Schluss kam dann noch mein Vater. Dazwischen tummelte sich der ganze Rest, von belanglosen Sachen, über die auch nur ich mir den Kopf zerbrechen konnte, bis zum ersten Schultag nach den Ferien. Schon allein bei dem Gedanken begann sich mir der Magen umzudrehen.

So gut es ging versuchte ich meine diese Gedanken wieder ganz nach hinten in mein Bewusstsein zu schieben und mich erst wieder damit zu beschäftigen, wenn es wirklich notwendig war. Um Moment hatte ich sowieso mehr als genug anderes zu tuen. 
Frustriert raunte ich einmal leise auf und richtete mich auf der Schaukel wieder auf. Mit ein paar schnellen, genervten Handbewegungen wischte ich mir die Haare wieder aus dem Gesicht und stützte meine Ellbogen auf meine Knie. Ein paar Mal rieb ich mir wieder über meine Gesicht, um irgendwie einen anderen Gedanken in die vorderste Reihe zu stellen. Irgendwie schaffte ich es dann sogar, die Alternative war allerdings nicht sehr viel besser. 


Mit einem Mal kam mir dann wieder dieses Kinderlachen in den Sinn und mit ihm tauchten wieder die Bilder des kleinen Mädchens auf der Schaukel auf. Ich hielt es zwar damals nur für eine Halluzination oder einen Streich, den mir mein Unterbewusstsein gespielt hatte, dennoch wollte ich nur zu gerne Wissen, wer dieses Mädchen genau war. Sie schien mir nämlich irgendwie so vertraut und dennoch konnte ich sie beim besten Willen nicht einordnen. Ähnlich wie bei diesem Wald. 
Meine Gedanken begannen ungehindert weiter zu wandern und irgendwann landeten sie schließlich wieder bei meinem Baby. Augenblicklich richtete ich mich dann auch wieder auf. Ich sah zu meinem Bauch hinunter. In meiner Erinnerung begann Gabriel wieder aufzublitzen, wie er vor mir auf den Knien stand und ganz zärtlich meinen Bauch küsste. Wie in einer zarten Umarmung legte ich meine Arme um meinen Bauch. So klein und richtet schon so ein Chaos an, dabei hast du noch nicht einmal einen Namen. 


Zu gerne hätte ich diesem kleinen Wesen schon einen Namen gegeben, doch so recht wollte mir im Moment einfach keiner einfallen. Ich wusste auch das Geschlecht des Babys noch nicht und ich wollte keinen geschlechtsneutralen Namen auswählen. Der Name sollte einfach zu dem Kind passen, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie ich das bestimmen sollte. Ich konnte es ja nicht einfach die erste Zeit ohne Namen lassen. Zu der Zeit hoffte ich einfach, dass ich eines Tages diesen Moment erleben würde und mir schlagartig ein Name für diese kleine göttliche Schöpfung einfallen würde. Hoffentlich fällt mir ein schöner Name für dich ein.

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