Nur ein Traum? II

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Immer wieder zuckte ich dabei zusammen. Das tut vielleicht weh.

Langsam drehte ich mich dann um, so dass ich mit dem Rücken zum Spiegel stand. Ich drehte den Kopf etwas herum, so dass ich im Spiegel zumindest einen Teil meines Rückens sehen konnte. Wie auch mein Bauch war er von blauen Flecken, Kratzern und kleineren Schwellungen übersehen. Wie kann das nur passiert sein?
 
So gut es ging versuchte ich es zu verdrängen. Ich wollte nicht einsehen, dass etwas davon war sein konnte. So gerne wollte ich glauben, dass alles nur ein Traum gewesen war, doch schon damals hatte ich begonnen zu ahnen, dass es nicht so war. Irgendwie ahnte ich, dass ich diesem Traum vielleicht mehr Bedeutung geben sollte, doch ich begann in diesem Moment einfach nur Panik zu schieben. 
Nein! Das darf nicht sein. Es kann einfach nicht sein. Das alles kann nicht war gewesen sein.
Noch immer ohne T-Shirt stürmte ich wieder aus dem Badezimmer. Nein. Nein. Nein, nein, nein, nein!!!

Ich drückte zwei Hände rechts und links gegen meine Schläfen. Durch die Panik und die in mir herum schwirrenden Gedanken begann sich in meinem Kopf ein wahnsinniger Druck aufzubauen. Nein, nein, nein, nein! Das kann einfach nicht wirklich sein...

Wie wild begann ich mich durch den Raum zu bewegen. Meine Hände verkrallten sich in meinen Haaren und begannen schon beinahe daran zu ziehen.
„Miriam, du musst dich beruhigen." Was?

Plötzlich gaben meine Beine ihren Dienst auf und ich sank zu Boden. Gerade rechtzeitig zog ich meine Hände aus meinen Haaren und stützte mich auf den Boden. Schwer atmend lag ich dann halb am Boden und hielt meinen Oberkörper mit meinen Armen in der Luft. Ich keuchte. Ich muss mich jetzt beruhigen. Nicht durchdrehen. 

Mein Körper begann sich leicht zur Seite zu lehnen und schließlich glitt ich langsam endgültig zu Boden. Eine ganze Weile lag ich auf dem Boden und starrte einfach nur an die Decke. Ich versuchte einfach an nichts zu denken, dass einzige was mir in diesem Moment durch den Kopf ging war die Tatsache, dass der Boden immer noch wirklich kalt war. Es war nun schon Anfang Juni und die Temperaturen begannen täglich zu steigen, auch mein Zimmer begann sich auch immer mehr anzuheizen. Ich schloss etwas meine Augen und versuchte mich etwas mehr zu entspannen, auch wenn ich immer noch nicht sicher wusste woher diese Flecken kamen. Ich gestehe mir sicher nicht ein, dass ich in einem Traum verwundet wurde.

Um mich herum war es ganz ruhig. Und wieder bin ich allein - Wieso denkst du jetzt schon wieder daran?

Frustriert fuhr ich mir mit meinen Händen über das Gesicht. Gott! Kann ich nicht einfach mal entspannt am Boden in meinem Zimmer liegen ohne schon wieder in Selbstmitleid zu Baden! Ist was wirklich zu viel verlangt?

Wieso gibst du ihn nicht einfach auf? Es würde dir dann sicher besser gehen.
Diese Stimme!
Ich hatte sie zwar nun schon etwas länger nicht mehr gehört, dennoch bereitete mir ihre Anwesenheit schon Unbehagen.
 Was meinst du damit?

Mir kam es so vor, als würde ich sie lachen hören.

Ich glaub das weist du ganz genau. Ihn! 


Natürlich hatte ich gleich gewusst wen oder was sie gemeint hatte. Ich wollte es mir nur vielleicht nicht so recht eingestehen oder ich wollte einfach nicht, dass sie es wusste. 
Wieso sollte ich ausgerechnet auf DICH hören?

Miriam. Ich kenn dich besser als du denkst, immerhin spuk ich jetzt schon eine Weile in deinem Geist herum
.

Ich hasste es wie sie es sagte. Herum spuken.

Du bist sowieso nur Einbildung, also lass mich lieber in ruhe.

Wieder hörte ich sie lachen.

Wenn du meinst.

Mit diesen Worten war es wieder still, allerdings nicht für lange. Kurz darauf hörte ich nämlich Schritte, die zu meinem Zimmer kamen. Ich drehte meinen Kopf schnell zur Seite und sah, dass meine Tür nicht ganz geschlossen war. Scheiße!
Schnell sprang ich vom Boden auf und krallte mir ein T-Shirt von meinem Stuhl, der nicht weit von mir entfernt stand. Gerade noch rechtzeitig zog ich es mir über meinen Oberkörper, bevor sich die Tür ganz öffnete, doch anstatt meiner Mutter, wie ich es eigentlich erwartet hatte, stand nun mein Vater in der Tür. In seiner Hand ein kleiner Teller gefüllt mit Reis und Gemüse. Ich drehte mich ganz zu meinem Vater und für einen Moment sahen wir uns einfach nur an, dann begann mein Vater zu sprechen:
„Ich hab hier etwas zu essen für dich, nachdem du ja zuvor fast gar nichts gegessen hast." Er redet wieder mit mir!

„Danke." Mein Vater nickte zustimmend und stellte den Teller neben sich auf den kleinen Schrank. 

„Am Besten du isst es möglichst auf. Immerhin musst du ja jetzt zwei versorgen." Mit diesen Worten verließ er dann wieder mein Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Ein paar Minuten blieb ich noch dem Stuhl stehen und starrte auf die Tür. Das war zwar noch nicht viel, aber ein Vorschritt. Er hat sich sogar sorgen um das Kind gemacht!

Langsam löste ich mich aus der Starre und ging zu dem Teller, auf der Kommode. Der Reis auf dem Teller dampfte noch und roch einfach köstlich. Ich hatte das zwar zuvor gar nicht gesehen, aber mein Vater hatte auch Besteck und eine Serviette neben den Teller gelegt. Der Teller war noch ganz heiß, also nahm ich den Saum meines T-Shirts und hob den Teller damit an. Es war zwar immer noch wirklich warm, aber zumindest etwas angenehmer. Mit dem Essen und dem Besteckt bewaffnet ging ich auf das Bett zu. Vorsichtig robbte ich mit den Knien darüber zum Fenster. Das Fensterbrett war zum Glück breit genug, so dass ich den Teller darauf stellen konnte.
Ich kniete mich vor das Fenster, so dass es halbwegs bequem war, dann schob ich mir die erste Gabel in den Mund. Gott, ich wusste ja gar nicht wie hungrig ich war.

Ich genoss die Aussicht aus meinem Fenster, während ich mir eine Gabel nach der anderen in den Mund schob. Es war ein wirklich schöner Abend. Der Himmel war mal wieder Wolkenfrei und man konnte Sterne sehen. Das ist wirklich schön. So etwas hat man direkt in der Stadt wieder nicht.

In kürzester Zeit war der Teller leer und ich ließ mich wohl gesättigt zurück ins Bett fallen. Ahh, das war jetzt gut. Allerdings sollte ich den Teller runter bringen.

Langsam erhob ich mich also wieder aus meinem Bett und sammelte alles ein. Doch etwas nervös verließ ich dann mein Zimmer und ging nach unten. Es war im unteren Stock sehr still, nur das dumpfe Geräusch des Fernsehers war zu hören. Ich wollte nicht wirklich Aufmerksamkeit auf mich lenken, also schlich ich mich ganz langsam und leise in die Küche. Dort stellte ich den Teller und das Besteck dann auf den Tresen und schlich mich dann schnell wieder raus. Mit schnellen tapsigen Schritten rannte ich wieder die Treppen hinauf und verschwand in meinem Zimmer. Mission erfüllt.
Müde schmiss ich mich dann in mein Bett. Nun gut. Die letzten Tage und vor allem Stunden waren ziemlich anstrengend....am Besten ich geh gleich ins Bett. 

Langsam kroch ich über mein Bett und glitt unter die Decke. Der Polster war ganz weich und machte es mir schwer noch lange die Augen offen zu halten. Hoffentlich hab ich jetzt bessere Träume....

Raphael konnte nur an die Decke starren und es begann ihn schon jetzt zu langweilen. Er war zwar noch nicht lange wieder bei Bewusstsein, dennoch verspürte er jetzt schon den drang sich wieder zu bewegen. Ihm war aber klar, dass er sich nicht mehr als nötig bewegen durfte, wenn er bald wieder einsatzfähig sein wollte. Magaretha hatte schon recht gehabt, was seine Wunden anging. Sie waren wirklich fatal gewesen und hätten ihn sicher das Leben gekostet.
Raphael schloss wieder seine Augen, in der Hoffnung, dass wenn er nun viel Schlafen würde, seine Wunden auch schnell wieder heilen würden. 
Er konnte immer noch nicht wirklich glauben, was er vor dem Kampf gesehen hatte. Eigentlich war er sich sicher gewesen, dass er sie alleine Antreffen würde. Mit seinem Erscheinen, war aus Raphaels Sicht nicht zu rechnen. Was ihn aber noch mehr erstaunte war die Verwandlung die Miriam vor seinen Augen vollzogen hatte. Ihre ganze Körperhaltung hatte sich verändert und ihr Blick wurde starrender, während ihre Iris so gut wie komplett schwarz war. Nur außen sah man noch einen ganz dünnen Ring in der Farbe ihrer Iris. Alles war einfach von ihr Abgeprallt und Raphael war so überrascht gewesen, dass er zu spät reagiert hatte, sonst hätte er es vielleicht länger durchgehalten.  

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