Regen

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Ich sah weiterhin hinauf zum Himmel und konnte beobachten wie sich erste einzelne Tropfen aus der Wolkendecke lösten und Richtung Boden fielen. Eine davon zerplatzte auf meinem rechten Handrücken. Langsam hob ich meine Hand und sah auf die Reste des Tropfen, die langsam meine Hand entlang rannen und in meine Haut sickerten. Mehr und mehr Tropfe fielen von Himmel und begannen die ganze Umgebung in einen dunklen Schein zu hüllen. Ich sollte langsam wieder nach Hause gehen.

Ich erhob mich langsam aus dem mehr und mehr durchnässten Gras. Mein Zopf sog sich mit dem Regenwasser voll und hing schwer über meine Schulter. Das Regenwasser setzte sich ebenfalls in meiner Kleidung fest und ließ sie unangenehm an meinem Körper kleben. Ich begann zu rennen und versuchte so schnell es ging nach Hause zu kommen. Das Wasser spritze unter meinen Füßen und Matsch legte sich um meine Schuhsohlen. Der Regen prasselte ungehindert weiter auf meinen Kopf. An meinem ersten Abend ohne Gabriel hat es ebenfalls geregnet. Ich höre immer noch die Tropfen, die langsam gegen die Wand prasseln. Das Fenster stand offen und einwenig des Regens fiel in mein Zimmer, so dass die Fensterbank nasser und nasser wurde. Ich erhob mich aus meinem Bett und ging zum Fenster. Kalter, nasser Winde strömte mir entgegen und brachte zahlreiche Tropfen mit sich. Sie legten sich auf mein Shirt und sickerten in die Fasern. Ich streckte meine Hände nach den Fensterläden aus und versuchte sie trotz des starken Windes zu zuziehen. Lautstark klappten die Fensterläden aneinander.
Regen kann so befreiend sein.
Ich hatte die Stimme in den folgenden Tagen immer wieder mal gehört. Einer bestimmten Person konnte ich sie damals nicht zuordnen, doch ich wusste wo ich sie damals zum ersten mal gehört hatte. An meinem ersten Abend im Zirkus.

Ich hatte das Haus schon so gut wie erreicht, doch dann drangen vertraute Laute an mein Ohr. 
Hahahahaha

Ich blieb augenblicklich an Ort und Stelle stehen. Mein Hals wurde ganz trocken und ich drehte mich herum. Zuerst sah ich nichts, doch dann viel mein Blick auf eine Reihe von Bäumen, die ein Stück von unserem Haus entfernt standen. Ich ging zwei Schritte näher und kniff die Augen etwas zusammen, um einen Punkt zwischen zwei der Bäume an zu fokussieren. Es schien so, als stände zwischen den Bäumen jemand, zumindest meinte ich einen Schatten sehen zu können. Ich ging noch ein paar Schritte näher auf ihn zu.

Hahahahaha

„Schatz, da bist du ja endlich." Die Stimme meiner Mutter riss mich aus dem Fokus. Ich sah herum und erkannte meine Mutter die im Türrahmen stand und mich ansah. Schnell drehte ich meinen Kopf wieder herum und blickte zu den Bäumen, doch der Schatten war verschwunden. Also wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder meiner Mutter zu.

„Ja, tut mir leid Mama. Es... Ich wurde nur vom Regen überrascht." Schnell rannte ich zum Haus und stellte mich unter dem Überdachten Teil vor der Tür unter. 

„Ist schon gut mein Schatz." Sie musterte mich kurz und meinte dann:

„Ach Schatz, du bist ja ganz nass." Schnell trat sie zur Seite und ließ mich ins Haus. Meine nassen Sachen ließen Tropfen auf den Parkettboden fallen. Anita schien uns gehört zu haben und kam heran geeilt, als sie mich dann sah begann sie wie eine Maus durch das Haus zu laufen und mir Handtücher zu bringen. Scheinbar im vorbeigehen ließ sie dann auch noch ein Bad für mich ein. 

„Ach kleines, du bist ja völlig durchnässt. Komm mit ich lass dir ein schönes Bad ein, dann kannst du dich einmal aufwärmen." Mir ist eigentlich gar nicht kalt. Ich finde es sogar ganz angenehm.

Meine Mutter und Anita kamen mit hinauf in mein Zimmer und begutachteten das eingelassene Bad und halfen mir beim Ablegen ein paar der nassen Sache.

„Mama, Anita! Ich bin sehr wohl in der Lage mich selber auszuziehen. Ihr könnt jetzt wirklich gehen. Ich komm auch runter wenn ich fertig bin." Ich hatte es netter gesagt, als es vielleicht klang. Zumindest hatte ich es so geplant.

Meine Mutter und Anita entfernten sich daraufhin ein Stück von mir und nickten Beide. 

„Gut. Hetz dich aber nicht zu sehr mein Schatz, nicht dass du noch ausrutscht oder so." Ich lächelte meine Mutter und Anita an und deutete ihnen dann noch einmal mich in ruhe zu lassen. Kurz darauf verließen sie auch mein Zimmer. Mein Zimmer.
 
Es war schon komisch, aber seit dem wir wieder zurück waren, von unserem Osterurlaub, fühlte sich dieses Zimmer nicht mehr ganz so vertraut an. Irgendetwas ist anders.

Ich schüttelte den Gedanken ab und ging ins Badezimmer. Dort schälte ich mich dann aus meinen durchnässten Klamotten und stieg in die Wanne. Das Wasser war warm und der leicht nach Rosen riechende Dampf stieg mir in die Nase. Mein Körper begann sich durch die Wärme und den Duft etwas zu entspannen und ich sank ein Stückchen tiefer in die Wanne. Ich schloss meine Augen und ließ das warme Wasser in meine Poren fließen. Entspannung ist ja schön und gut, aber langsam brauche ich einen Plan. In mir wächst nun ein kleines Baby heran und für immer kann ich diese Tatsache nicht verdrängen und erstrecht nicht vor meinen Eltern verstecken. Ohhh verdammt meine Eltern! Die bringen mich wahrscheinlich um, wenn sie es rausfinden. Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass ich vorsichtig sein soll. 

„Gott!" Frustriert schlug ich auf die Wasseroberfläche. Nun wurde ich wieder nervös. Ich kann es meine Eltern unmöglich sagen, zumindest nicht, solange ich noch nicht wusste was ich nun machen sollte. 

Ich lag noch eine ganze Weile in der Wanne und starrte einfach nur an die Decke. Was soll ich denn nur machen?
Irgendwann ging ich dann raus, als ich bemerkte, dass meine Finger schon zu schrumpeln begannen. Willst du es abtreiben?

Der Gedanken kam schnell und unerwartet. Seitdem ich sicher war, dass ich Schwanger war, hatte ich kein einziges mal an diese Möglichkeit gedacht. Wollte ich es denn abtreiben?


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