klirrende Scheibe

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Die restliche Woche verlief nicht unbedingt besser. Nina ließ mich nicht in ruhe und irgendetwas an Briseis kam mir komisch vor. Wie ich war sie jeden Tag schon früh da und sie grüßte mich auch immer wenn sie mich sah. Wir sprachen allerdings sonst kein Wort miteinander. Sie saß dann immer ganz still im Klassenzimmer und kritzelte meistens in einem schwarzen Block herum. So richtig was kann ich nicht mit ihr anfangen.
 

Bis zum Ende der Woche war ich mir nicht sicher, ob sie nun freund oder feind war. 

Mit Dr. Birgt hatte ich nicht mehr gesprochen, denn auch wenn ich anfangs der Meinung war, dass es vielleicht das Beste war im davon zu erzählen, da er ja Arzt war und mir vielleicht einen guten Rad gegeben konnte, so konnte ich mich die ganze Woche nicht mehr dazu durchringen mit ihm zu sprechen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich die ganze Woche noch über diese eigenartige Spannung zwischen Dr. Brigt und Briseis nachgrübelte. So richtig einen Reim konnte ich mir darauf nämlich nicht machen.
 
Am Freitag war ich dann erleichtert, dass endlich Wochenende war, auch wenn ich weiter versuchen musste mein Geheimnis vor meinen Eltern zu bewahren, zumindest bis ich mir einen Plan zurecht gelegt hatte. Was sich allerdings zumindest am Freitag als sehr einfach herausstellen sollte, da meine Eltern beide lange arbeiten mussten. Mein Vater war etwas überstürzt zu einer Geschäftsreise abgereist und würde voraussichtlich 3 Tage bleiben und meine Mutter hat schon seit längerem Geplant an diesen Abend zu eine Veranstaltung zu gehen. Keine Ahnung was für eine.

Sie hatte angeboten da zu bleiben, doch ich hatte abgelehnt und ihr gesagt sie solle gehen, da sie sich schon seit langem auf das Event vorbereitet hatte. Also verbrachte ich den Abend alleine. Eigentlich wollte ich mich vor den Fernseher setzen und mir irgendwelche Filme anschauen und Chips in mich reinstopfen, doch es kam einwenig anders.

Der Fernseher lief schon und ich war noch einmal schnell in die Küche gegangen um Chips und was zu trinken zu holen. Ich ging auf das Sofa zu, als plötzlich etwas hinter mir zu rascheln begann. Ich sah einmal kurz über meine Schulter, doch da war nichts, also ging ich einfach weiter zu der Couch und schmiss mich darauf. Das kalte Leder gab unter meinem Gewicht etwas nach und ich sank tiefer hinein. Jetzt bin ich mir nicht mal mehr sicher welcher Film damals im Fernsehen lief. Ich weiß aber noch sehr genau, dass er wirklich langweilig war und ich schon kurz davor war auf dem Sofa einschlafen. Meine Augenlieder wurden schwer und ich ließ sie auch schon langsam zu gleiten, als plötzlich das klirren von Glas ganz deutlich zu hören war. Ich öffnete meine Augen wieder und setzte mich langsam auf. Wo konnte das nur hergekommen sein.

Ich sah auf den Tisch, doch mein Glas stand noch am selben Fleck und das unversehrt. Langsam erhob ich mich und beschloss einmal in die Küche zu sehen. Vielleicht hatte ich ja das Fenster vorhin offen gelassen und das Fenster war zu geschwungen und dabei zu Bruch gegangen. 
Aber nein so war es nicht.
Als ich in die Küche kam war das Fenster unversehrt und es war auch kein Glas oder etwas dergleichen zu Bruch gegangen. Hatte ich es mir doch nur eingebildet, aber ich hatte es ganz deutlich neben meinem Ohr klirren hören, als hätte jemand oder etwas gegen ein Fenster geschlagen.
Einen kurzen Blick warf ich noch in die Küche und ging dann wieder hinaus. Ich sah mich auch nochmals in unserem Wohnzimmer um, doch da war noch alles heil. Der Fernseher lief auch immer noch. Es lief irgendein eigenartiger Komedieparodie eines großen Hollywood blockbusters, also beschloss ich den Fernseher auszuschalten. Ich ging um die Couch herum und griff nach der Fernbedienung, die auf dem Couchtisch stand. 
Hastig zog ich die Hand allerdings wieder zurück. Auf der Fernbedienung saß ein dicke Spinne. Ich schwarzen Beine hatten sich um die Fernbedienung gelegt, als wollte sie mich davon abhalten sie ihr wegzunehmen. Na toll und wie soll ich jetzt den Fernseher ausschalten. 
Vorsichtig nahm ich das TV-Programm, dass neben der Fernbedienung lag und versuchte mit dessen Hilfe die Spinne von der Fernbedienung zu schieben. Zuerst geschah nicht und die Spinne hielt weiter an der Fernbedienung fest, doch dann begann sich der Griff ihrer Beine zu lockern und sie ließ sich etwas wegschieben. Sie war schon fast von der Fernbedienung runter, als sie plötzlich beinahe aufsprang und auf das Programmheft kletterte. Ich erstarrte. Was jetzt?

Ruckartig ließ ich das Programm fallen. Langsam glitt es zu Boden. Die Spinne kletterte von dem Programm und auf mich zu. Ich blieb erstarrt stehen und beobachtete die Spinne bei jedem Schritt das eins ihrer vielen Füßchen machte. Sie bewegte sich ganz langsam und ruhig. Ihre dünnen Beine bewegten sich immer im perfekten Einklang und es wirkte schon beinahe so, als würde sie sachte über den Boden schweben. Kurz bevor ihre dünnen Beine dann meine Füße berührten blieb sie stehen und schaute mit ihren dunklen Augen zu mir hinauf. Auf was wartet sie denn?
Als sie sich länger Zeit nicht rührte ging ich in die Hock und sah sie mir genauer an. Sie war ganz schwarz, mit vereinzelt roten Linien über ihren ganzen Körper. Sieht aus wie Adern.

Um besser in dieser Position verharren zu können stützte ich mich mit beiden Händen am Boden ab. Die Spinne schien das zu bemerken und begann nun zu meinen Händen zu krabbeln, noch ehe ich mich versah berührten die ersten Beine der Spinne meine Hand. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. 
Immer weiter kletterte die kleine Spinne meinen Arm hinauf. Ihre Beine bewegte sie dabei ganz sanft, so dass ich sie kaum wirklich wahrnahm. Ich saß währenddessen die ganz Zeit still da, ob aus Panik oder aus Faszination kann ich nicht sagen. 
Plötzlich schallte das klirren von Glas erneut in meinen Ohren und ich zuckte zusammen. Die Spinne spürte die kleine Erschütterung und sprang von meinem Arm ab. In Windeseile sprintete sie über den Wohnzimmerboden in Richtung Flur. Einen Moment beobachtete ich sie nur mit meinen Augen, doch dann sprang ich vom Boden auf. Schnell nahm ich die Verfolgung auf. Ich sprintete um die Ecke und sah wie die schwarze Spinne zu der Tür lief, davor blieb sie allerdings stehen. Mit eine schnellen Drehung stand sie nun mit ihren Augen zu mir und ich meinte fast so etwas wie ein Aufforderung in ihnen leuchten zu sehen. Ich war auch kurz stehen geblieben und ging nun einmal erneut auf die Spinne zu. Langsam streckte ich meinen Arm zu ihr hinunter und berührte sie schon fast, als plötzlich wieder dieses laute klirren in meinem Ohr widerschallte.
Ich schreckte zurück und drückte meine Hände fest auf mein Ohr. Es begann immer lauter in ihnen zu klirren. Ich ging wieder auf die Tür zu und drückte die Klinke hinunter. Die Spinne flüchtete nun mit mir aus dem Haus. 
Eigentlich hatte ich gehofft, dass das klirren leiser oder ganz verschwinden würde, wenn ich das Haus verlassen hätte doch dem war nicht so. 


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