Gefühle

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Nina kam mit Sarah erneut auf mich zu, doch bevor sie mich ein weiteres Mal anfassen konnten, surrte plötzlich laut der Motor des Wagens auf, in dem Lucifer saß. Die Beiden schreckten zusammen und machten sich dann lieber auf den Weg. Ich war so erleichtert gewesen, dass jemand da gewesen war....ich wusste ja nicht.

„Warum zeigst du mir das alles?" Etwas in meiner Brust begann sich mit Schmerz zu füllen, es wurde ganz schwer und machte es mir schwer noch länger gerade zu stehen.

„Du wolltest doch die ganze Wahrheit wissen. Warum er dich nicht einfach in Ruhe lassen konnte. Hier hast du deine Antwort."

Du bist auch nur eine Puppe in meinem Spiel...bildete dir nicht ein, dass du zu wichtig für mich seist.

„Du lügst..." Die Worte begannen in meiner Brust zu brennen. Ich darf für ihn keine Gefühle haben. Er ist ein Monster, außerdem hat er mich sowieso nur benutzt.

„Gesteh dir doch selbst ein, dass er dir nicht egal ist. Fällt es dir nicht auch deshalb so schwer den Packt mit ihm einzugehen...,weil er dir das Gefühl gibt nur ein weiteres Stück in seiner Sammlung zu sein." Ich hielt das Gewicht nicht mehr in meiner Brust. Meine Knie gaben nach und ich sank zu Boden. Weiterhin tanzten vor mir auf der Wand die Bilder. Lucifer, wie er Menschen umbrachte und gleichzeitig immer auf mich aufpasste, wie sich seine Arme ganz fest um mich schlangen und sich sein Kopf zu meinem hinab beugte. Warum kann ich ihn nicht einfach hassen? Diese ganzen Gefühle...es fühlt sich an, als würden sie mich von innen heraus auffressen.

„Er hat dich die ganze Zeit nie allein gelassen." Es war immer noch meine eigene Stimme, die von hinten an mein Ohr drang, doch es war dennoch nicht die selbe wie zuvor. Langsam drehte ich meinen Kopf nach hinten und bemerkte so erst richtig, dass sich kleine Tränen über meine Wange schlichen.

„Lu hat uns doch versprochen immer auf uns aufzupassen." Nur wenige Schritte hinter mir stand nun das kleine Naive Mädchen, gegen das ich die ganze Zeit in mir ankämpfte. 

„Aber er hat schreckliches getan." Ich konnte sehen wie meine eigenen Augen begannen sich mit Tränen zu füllen.

„Doch nur um uns zu beschützen." Sie kam etwas näher.

„Wieso hasst du ihn so? Er hat dir doch auch geholfen." Tränen begann langsam über ihre Wangen zu laufen. 

„Er hat uns benutz! Seine Gefühle waren nicht echt!" Mehr und mehr Tränen begannen nun auch über meine Wangen zu laufen. In diesem Moment fühlte ich mich wahnsinnig verletzlich und hätte mich am liebsten einfach nur verkrochen. 

„Doch!" Das Gesicht des kleines Mädchens lief vor Wut rot an.

„Er hat für uns seinen Freund beinahe umgebracht und uns sogar vor diesem Typen im Zirkus gerettet!" Sie begann nun ebenfalls Hemmungslos zu weinen.

„Warum hat er mir dann nicht schon früher geholfen! Warum hat er mich nicht geholt, wie er es uns versprochen hatte, sondern mich weiter leiden lassen?!" Zu spät realisierte ich, was ich da gerade eben gesagt hatte. Ich drückte eine Hand auf meinen Mund und wand mich wieder ab. Stumm schluchzte ich und neigte meinen Kopf immer tiefer, so das niemand mein Gesicht sehen konnte.

Um mich herum wurde es still und die weißen Wände färbten sich schwarz. Das einzige was ich nun noch hörte war mein eigenes unterdrücktes Schluchzten. Es war die Stimme meiner Mutter, die mich wieder zurück holte.


„Schatz, wach auf!" Mein Körper wurde mit großer Wucht aus dem Meer voller Gefühle gezogen. Langsam begannen meine Lieder zu flackern und Licht begann den schwarzen Raum wieder zu fluten. Das Gesicht meiner Mutter tauchte vor mir auf.

„Mama?" Sie begann beinahe schon erleichtert zu lächeln. Mein Körper wurde langsam wieder wach und ich rappelte mich schnell wieder auf.

„Mama! Seit wann bist du denn wieder da?" Ein kühler Wind wehte plötzlich um meine Schultern und ließ mich die getrockneten Tränen auf meiner Wange spüren. Ich hab ihm also wirklich nachgeweint. Selbst nach alle dem bin ich noch nicht lernfähig. Warum bin ich nur so dumm?

„Schatz hörst du eigentlich zu?" Erneut riss mich die Stimme meiner Mutter aus den Gedanken. Ich sah an und bemerkte ein Sackerl in ihrer Hand.

„Was hast du da?" Ich versuchte so gut es ging von den Tränen auf meiner Wange abzulenken. Meine Mama schien zunächst etwas verwirrt, erinnerte sich aber dann mit einem mal und reichte mir das Sackerl.

„Ich war noch etwas besorgen und da hab ich das hier gefunden." Leicht verunsichert sah ich von dem Sackerl zu meiner Mutter. Sie deute mir allerdings nur es zu öffnen. Meine Hand glitt langsam in das Sackerl. Lange spürte ich nichts, doch dann stießen meine Fingerspitzen gegen etwas kaltes. Reflexartig zuckte ich von der Kälte etwas zurück, dann schlangen sich allerdings meine Finger um das Metall und zogen etwas heraus. Zu meiner Überraschung hielt ich nun ein Stethoskop in den Händen.
Ich legte das Sackerl beiseite und betrachtete für einen Moment das Objekt in meiner Hand etwas genauer, bevor ich etwas skeptisch zu meiner Mutter sah.

„Ich dachte es muntert dich vielleicht etwas auf, wenn du Herzschlag deines Kindes hörst. So als kleiner Ansporn." Bei den Worten lächelte sie, doch es schien beinahe so, als wollte sie etwas vor mir verstecken, wahrscheinlich bemerkte sie, dass ich etwas neben mir stand.

„Danke..." Langsam und etwas vorsichtig steckte ich mir das Stethoskop in meiner Ohren und begann mein Shirt etwas nach oben zu ziehen und meinen sättig wachsenden Babybauch freizulegen. Meine Mutter schien angespannt. Mit dem kalten Metallkopf des Stethoskops für ich dann über die Kugel und suchte nach dem Herzschlag. 

Bum Bum Bum...

Als das gleichmäßige Schlagen an mein Ohr drang begann mein eigenes Herz im beinahe selben ruhig Tackt zu schlagen, nachdem es zunächst noch aufgeregt geflattert hatte. Was für eine unglaublich schöne Melodie. 

„Es hört sich so schön an." Flüsterte ich leise vor mich hin, während ich dem dumpfen Schlagen weiter lauschte. Meine Mutter begann zu lächeln.

„Weist du ich hab mir gedacht,..dass wir morgen ja einwenig bummeln gehen könnten. Langsam sollten wir nämlich vielleicht beginnen Sachen für das Kind zu besorgen. Briseis will vielleicht auch gerne mitkommen." Der Vorschlag meiner Mutter machte mich etwas nervös. Um einkaufen zu gehen müssen wir in die Stadt und dort könnte ich auf Klassenkameraden stoßen...wenn die nun Wind von der Sache bekommen?

Ich versuchte mir gegenüber meiner Mutter meine Nervosität nicht anmerken zu lassen und willigte ein.

Am nächsten Tag bereits um halb elf standen meine Mutter, Briseis und ich in einer kleinen Boutique, die damit warb, dass sie Kleidung für das Baby und die Mutter vertrieb. Ich fühlte mich irgendwie etwas fehl am Platz. Der restliche Laden füllte sich mit Paaren und Müttern die mindestens über 23 waren. Ein, zwei kritische Blick ernte ich auch von den Kunden und auch von der Verkäuferin, diese fing sich allerdings relativ schnell wieder und begann uns zu beraten.

Ab einem gewissen Punkt hörte ich dann nicht mehr zu und begann mich mit Briseis selbständig im Laden zu bewegen. Mama wird schon etwas gutes aussuchen.

Viele verschiedne winzige Kleidungsstücke hingen an einzelnen Harken. Darunter fand ich sogar eine Lederhose. Ich blieb davor stehen und begann zu schmunzeln. Langsam griff ich danach. Kurz spielte ich wirklich mit dem Gedanken sie zu kaufen, doch dann erschien es mir etwas unpassend. 

„Die ist ja urr süß!" Mit einem Mal stand Briseis neben mir und griff mit einer Hand ebenfalls nach der kleinen Hose. Sie musste ebenfalls lächeln, was für mich eine willkommene Abwechslung zu ihrer trüben Aura war, die sie seit dem Vorfall mit ihrem Bruder, umgab.

„Wäre das nicht etwas?" Zwar gefiel sie mir irgendwie, doch ich schüttelte.

„Es wird ein Mädchen,...da ist eine Lederhose nicht ganz so passend." Kaum hatte ich zu Ende gesprochen spürte ich zwei Hände an meinen Schultern, die mich herum drehten.

„Es wird ein Mädchen?" Ich nickte. 

„Die Ärztin hat es bestimmt." Briseis Arme schlangen sich um mich und zogen mich in eine mehr als spontane Umarmung. 

„Herzlichen Glückwunsch!" Briseis wusste es ja nicht, doch mir war ja bereits klar, dass das Kind nur auf diese Welt kommen konnte, wenn es ein Mädchen werden würde. Der Packt lässt ja nichts anderes zu.


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