schwarze Witwe

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„Was ist den Miriam? Sag bloß du hast angst vor mir." Langsam trat sein zarter Körper aus dem Schatten heraus und ich konnte sicher gehen, dass ich mich nicht geirrt hatte. 

„Gabriel." Er begann zu lächeln und den Kopf leicht schief zu legen. Ich sah in mir genauer an und wollte so etwas finden, dass mir bewies, dass er es nicht war. Er trug, wie eigentlich so oft eine schwarze Hose mit dicken dunklen Lederboots, darauf dann ein langärmliches schwarzes Leibchen. Durch seine Kleidung schien er fast mit dem Schatten hinter sich zu verschmelzen, nur seine helle Haut und seine silbernen Haare hoben sich vom Schatten direkt ab.
„Willst du jetzt nichts mehr sagen." Mein Herz begann noch schneller zu schlagen und ich war mir eigentlich sicher, dass es gleich in meiner Brust explodieren würde. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob das ein gutes Zeichen war. Ich begann wieder zu zappeln und versuchte mich zu befreien. Zunächst tat sich nichts, doch dann rissen die Klebefäden mit einem Mal und ich konnte aufstehen. 

„Miriam." Seine Stimme löste ein warmes Gefühl in meiner Brust aus, doch ich versuchte es zu unterdrücken, da ich mir nicht sicher war, was er nun vorhatte. Ich wollte ein Stück zurück weichen, doch meine Füße klebten immer noch an dem Netz. Scheiße!

„Weißt du was das tolle an so einem Netz ist?" Ich wurde stutzig und behielt im ganz genau im Auge, während er sprach.

„Die Spinne webt ihr Netz so, dass manche Fäden mit eine klebrigen Substanz beschichtet sind und andere nicht. Nur die Spinne, die das Netz gesponnen hat weiß welche Fäden die Richtigen sind." Kommt Beine, löst euch.

Gabriel ging ohne ein weiteres Wort näher auf mich zu. Er musste sich ja nicht beeilen, da ich mich ja eh nicht bewegen konnte. Ein paar Schritte von mir entfernt blieb er dann stehen und sah mich weiterhin an, als würde er mich wie ein Ausstellungsstück studieren. Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus, weder seine Blicke noch die Ruhe.

„Und was passiert jetzt mit mir? Willst du mich fressen?" Bei meinen Worten begann etwas in seinen Augen aufzublitzen, doch er tat vorerst einmal nichts. Er sah mich weiterhin an und ich wusste nicht so recht was ich damit anfangen sollte. Irgendwann begann er allerdings dann zu lächeln.

„Das ist zwar ein verlockendes Angebot, doch du weißt genauso gut wie ich, dass ich dich bereits gefressen habe." Mit diesen Worten kam er nun näher auf mich zu und in mir begann ein Gefühl aufzusteigen, dass sich nur sehr schwer beschreiben lässt. Es war so etwas wie ein Gemisch aus Angst oder Furcht zusammen mit einem sehr tiefsitzenden Bedürfnis ihm näher zu kommen. Ihn wieder zu berühren und seinen Körper an meinem zu spüren. Diese Mischung gefiel mir allerdings nicht besonders und ich versuchte es zu unterdrücken. Ich musste mir im klaren darüber sein, dass dieser Junge nicht dieser Gabriel war, in den ich mich verliebt hatte. Irgendetwas stimmte einfach mit diesem Typen nicht.

„Ich weiß nicht, was du damit bezweckst, doch so leicht kriegst du mich nicht!" Nun stand er ganz knapp vor mir, was dieses Gefühl in mir nur noch stärker machte und es für mich immer schwerer wurde dagegen anzukämpfen.

„Erstaunlich. Als wir uns kennen gelernt haben, hast du keinen geraden Satz raugebracht und jetzt meinst du dich mir so leicht widersetzen zu können." Er trat den letzten Schritt näher, so dass sich unsere Körper beinahe schon berührten. Mein Atem wurde immer schneller und schaukelte mich so noch mehr hoch, als eigentlich nötig gewesen. Gabriel beugte sich etwas zu mir nach vorne, so dass ich seinem leichten Atem auf meiner Haut spüren konnte.

„Weißt du, es gibt da noch eine Besonderheit an den Netzen. Die Spinne kann ihren Faden mit einem speziellen Pheromon versehen, dass unter anderem dazu dient, dass die männlichen Spinnen erkennen, dass die Spinne paarungsbereit ist." Bei seinen Worten weitete sich mein Blick und ich hielt für einen Moment die Luft an. Was will er mir jetzt damit sagen?

Ich wollte zurück weichen und mich so etwas aus seinem Bann lösen. Zu meiner Überraschung funktionierte es diesmal auch. Ich konnte einen Schritt zurück weichen, doch sehr weit würde ich nicht kommen, den Gabriel hatte schon Vorkehrungen getroffen. Als ich mich allerdings wieder richtig bewegen konnte begann ich mich schnell rückwärts zu bewegen und zu meiner erneuten Überraschung blieb ich nun nirgendwo kleben. Gabriel sah zu wie ich praktisch vor im weglief und tat nichts um mich zu hindern, zumindest dachte ich das.

„Warum läufst du Weg Miriam?" Diese Worte riefen Erinnerungen in mir wach, doch ich drückte sie schnell wieder weg. Nein! Ihr habt hier jetzt nichts verloren.

„Nein du kannst mich nicht so einfach bezirzen. Ob mit Pheromone oder ohne. Ich weiß das du etwas böses im Schilde führst." Gabriel legte seinen Kopf wieder schief und begann wieder breit zu lächeln. Dieses Lächeln.

„Miriam. Du hast mir nicht zugehört. Nur die weibliche Spinne sondert dieses Pheromon ab. Ich bin es nicht, der Männer mit seinem Duft anlockt." Was!

Noch schneller begann ich mich nach hinten zu bewegen, während die Zahnräder in meinem Kopf wild anfingen zu rattern. Was meint er mit nur die weibliche Spinne sondert diese Pheromone ab. Er hat doch das Netz gebaut und er ist der einzige der weiß, wo die Richtigen Fäden sind.

„Du solltest mehr auf deine Umgebung achten Miriam. Ich bin nicht der einzige der auf diesem Netz laufen kann." Auf seine Worte hin begann ich mich langsam umzusehen, bis mir schließlich klar wurde, was er gemeint hatte. Langsam sah ich an mir hinunter und beobachtete, wie sich meine Beine bewegen. Ohne das sie am Netz kleben bleiben.

„Es war nicht nur Glück, dass du dich aus diesem Netz befreien konntest." Unmöglich. Wann hätte ich denn...

„Was redest du da! Ich könnte niemals..." Seine laute Stimme störte meine Worte.

„Ein Netz spinnen, in dem du unschuldige Wesen fängst und bei lebendigen Leibe frisst." Die Worte klangen so abgrundtief böse und dennoch schien etwas in mir ihre Wahrheit nicht anzuzweifeln, was meine Panik noch mehr schürte.

„Hör auf!" 
„Sie es ein Miriam. DU bist nicht so unschuldig, wie du gedacht hattest. Ohhhh nein. Man könnte dich eher als schwarze Witwe bezeichnen." In meinem Körper schien sich diese eigenartige Gefühl immer weiter auszubreiten. Ich begann mir meine Hand auf meinen Mund zu drücken, um zu verhindern, dass was auch immer in mir war, nicht nach draußen gelangen konnte.

„Du musst deine wahre Natur anerkennen, Miriam." Seine Worte hallten in meinem Kopf immer wieder und auch, wenn ich nicht wusste, was er mir mit alle dem sagen wollte, so schienen sie doch etwas in mir zum klicken zu bringen.

„Was willst du von mir?" Ich schrie ihm die Worte entgegen, hielt mir aber gleich wieder den Mund zu. Er lächelte mich allerdings nur zuckersüß an und wenn man nur ihn so sah, dann könnte man glauben, dass er kein Wasser trüben könnte. Ich hatte zunächst gar nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben war. Erst als ich Gabriels nähe spürte wurde ich mir dem so richtig bewusst. Ich sah Gabriel an, doch anstatt eines Gegners sah ich in ihm plötzlich wieder den Jungen, den ich so nahe an mich heran gelassen hatte.

Eigentlich wollte ich ihm etwas an den Kopf werfen, doch dann tat er etwas sehr unerwartetes. Wir standen uns nun ganz nahe gegenüber und er legte seine Kopf ganz sachte auf meine Schulter. Ich rührte mich keinen Zentimeter weiter, obwohl ich ihn eigentlich am liebsten weggeschubst hätte, doch gleichzeitig gab es da einen Teil, der immer größer wurde, der es genoss ihn so nahe bei sich zu haben. Gabriels Kopf begann sich dann plötzlich auf meiner Schulter zu bewegen und etwas näher an meinen Hals zu rücken. Dort blieb er eine Weile und wanderte dann meinen Hals entlang.

„Ach Miriam." Etwas an seiner Stimme ließ mich in diesem Moment zittern.

„Du riechst so unsagbar gut." Mein Körper begann sich von selbst zu bewegen und legten sich langsam um seinen Körper. 

„Du kannst es spüren oder? Diesen unsagbaren Drang." Ein immer stärker werdender Geruch begann mir in die Nase zu steigen. Ich kann ihn nicht so recht beschreiben, doch in diesem Moment roch er für mich unbeschreiblich gut. Ich spürte wie er mich begann magisch anzuziehen und sich sogar begann Speichel in meinem Mund zu sammeln. Ich musste schlucken, damit er mir nicht aus dem Mundwinkel rann.

„Wusstest du, dass die schwarze Witwe ihren Partner nicht absichtlich umbringt? Sie geriet so in Ekstase, dass sie das Männchen unabsichtlich beißt und ihn oftmals damit umbringt, wenn sie zuviel ihres Giftes in seine Körper rammt. Er kann sich dann nicht mehr bewegen." Seine Worte gefielen mir zwar gar nicht, doch ich konnte mich nur schlecht auf sie konzentrieren, da ich mich zu sehr auf dieses Geruch fixierte. Jeder rationale Gedanke wurde in meinem Kopf langsam ausgelöscht und alles was blieb war ein leichter Nebel. 

Gabriels Arme legte sich nun auch um mich und drückte mich noch näher an sich heran. Sein Kopf löste sich wieder etwas von meinem Hals und er sah mich wieder an. Langsam bewegte er sich wieder auf mich zu und ich konnte spüren wie sich seine Lippen langsam auf meine legten. Sie waren ganz weich und zum ersten Mal viel mir der Geschmack auf die an ihnen klebte. Ich kann mich noch erinnern, dass sie leicht süßlich geschmeckt hatten und mich gierig nach mehr werden ließen. Zu schnell lösten sie sich allerdings wieder von meinen und wanderten meine Wange entlang nach unten. Als nächste spürte ich seinen warmen Atem an meinem Ohr.

„Willst du dir nicht holen, was du so begehrst?" Von diesem Moment an, kann ich mich nicht mehr genau erinnern was passiert war. Der Schock war wahrscheinlich zu groß oder es war auch die Gier, die mich übermannte. Was allerdings in meinem Kopf hängen geblieben ist, ist dieser unglaublich gute Duft und eine leicht säuerliche Flüssigkeit die meine Kehle hinunter floss. Mein Mund füllte sich regelrecht mit Speichel und ich ließ ihn ungehindert aus meinem Mund fließen, dann waren da allerdings noch Gabriel Lippen. So gut...

Was ich allerdings als nächstes sah drehte mir dann aber den Magen um. Vor meinen Füßen auf dem riesigen Spinnennetz lag nun Gabriel lascher, lebloser Körper. Wie eine leere Hülle lag er da, zusammen mit einer Flüssigkeit, die aus seinem Mund tropfte. NEIN! Niemals, dass kann nicht war sein. Er kann nicht wirklich.

Verzweifelt sank ich zu Boden, genau neben den Resten seines Körpers. Erste Tränen begannen mir über die Wangen zu laufen, gefolgt von tausenden. Ich hab ihn umgebracht.


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