Wind begann sanft um mich herum zu fliegen und seine Kreise um meinen Körper zu ziehen. Der Wind war eigentlich noch ziemlich kühl und dennoch wurde mir dabei ganz warm. Für einen Moment schloss ich meine Augen und gab mich der Illusion hin, dass Gabriel hinter mir stand und seine Arme um mich legte. Für diesen einen kurzen Moment konnte ich mir einreden, dass er damals nicht gegangen war und wir nun so etwas wie ein glückliches Leben führten. Wir beide freuten uns auf die Geburt des Kindes und auf irgendeine absurde Art und Weise würde alles gut werden.
„Miriam!" Die Stimme meiner Oma ließ diese Blase allerdings zerplatzen. Als hätte man meinen Kopf mit einem Mal ins kalte Wasser getauchte schreckte ich nun aus meiner Fantasy auf. Ich blinzelte und sah zu meiner Oma. Sie war gerade erst um die Ecke gegangen. Wieso schreit sie den gleich so?
„Ja, Oma?" Nach einem kurzen Moment, in dem sie wie angefroren da stand, kam sie mit schnellen Schritten auf mich zu und stellte sich vor mich. Ich blieb währenddessen auf der Schaukel sitzen und versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie sehr ich meiner Traumblase nachtrauerte.
„Geht es dir gut?" Die Frage irritierte mich etwas.
„Ja." Was soll die Frage?
Ihre Gesichtszüge wurden mit einem mal weicher und sie begann sich wieder zu entspannen. Ich versuchte gar nicht erst herauszufinden was es damit auf sich hatte, da meine Oma noch nie eine war, die ihre Gefühle großartig mit der Welt teilte. In diesem Punkt waren wir uns sehr ähnlich. Meine Oma ließ ihren Blick schließlich noch einmal über den Baum wandern, bevor sie mir wieder ihre volle Aufmerksamkeit schenkte.
„Willst du nicht vielleicht reinkommen etwas Frühstücken? Sogar deine Eltern haben sich runter bewegt." Nicht unbedingt ein Anreiz.
Ich willigte aber dennoch ein, auch wenn ich nur minder Lust und Hunger hatte. Für die Leute um mich herum sollte es ja weiter so aussehen, als wäre mit mir alles in bester Ordnung, auch wenn es nicht so war. So alltägliche Sachen durfte ich dann einfach nicht auslassen.
Langsam erhob ich mich also wieder von der Schaukel und folgte meiner Oma zurück ins Haus, wobei ich es dann doch nicht lassen konnte mich noch einmal umzudrehen. Der Baum und alles um ihn herum schien aber unverändert. Wieso auch?
Das Frühstück verlief dann auch eher minderangenehm. Mein Vater haute ziemlich schnell nach meinem erscheinen ab, einerseits, weil er schon mit seinem Essen fertig war und andererseits, weil ich an den Tisch gekommen war. Ich hatte das zumindest damals vermutet. Meine Mutter hingegen blieb sogar noch länger als nötig und versuchte ein Gespräch mit mir zu beginnen, was auch nur geringfügig gut funktionierte, das lag aber mehr an mir, als an ihr.
„Hast du nicht gut geschlafen? Du warst heute schon so früh wach, sogar vor Oma." Ich schüttelte nur den Kopf.
„Eigentlich hab ich sogar sehr gut geschlafen. Ich bin nur sehr früh eingeschlafen und war deshalb einfach früher ausgeschlafen." Meine Mutter nickte. Sie hatte sich wahrscheinlich eine längere Konversation erhofft. Nach einer Weile, in der ich mit mir selber rang, beschloss ich schließlich zumindest so zu tuen und versuchte erneut ein Gespräch loszutreten.
„Im Wetterbericht heute haben sie gesagt, dass die Temperaturen heute noch auf 38 Grad steigen sollen. Wir werden nur so dahin schmelzen." Das Gesicht meiner Mutter begann sich sofort etwas zu erhellen, auch wenn unser Gesprächsthema nur das Wetter war.
„Der Dachboden bekommt dann sicher wieder ein tropisches Klima." Meine Mutter musste schmunzeln und auch ich tat so, als wäre das amüsant. Ich werde auf dem Zimmer zerrinnen wie ein Stück Schokolade.
Plötzlich begann meine Mutter breit zu lächeln und ich erkannte sofort, dass ihr grad etwas in den Kopf gekommen war, dass sie für eine grandiose Idee hielt. „Wir könnten ja heute ins Schwimmbad gehen. Unter der Woche ist vielleicht nicht ganz soviel los und jetzt kannst du ja noch einen Bikinitragen ohne, dass es groß auffällt." Bei dem Gedanken musste ich husten. Ich halte das ja nicht unbedingt für so eine gute Idee.
Meine Mutter hatte es zwar wahrscheinlich noch nicht gemerkt, doch seit unserem letzten Gespräch hatte mein Bauch schon etwas an Umfang zugelegt. Es zwar nicht übermäßig viel und man könnte vielleicht behaupten, dass ich einfach nur etwas zugenommen hätte, dennoch war schon allein der Gedanke meinen Bauch in der Öffentlichkeit zu zeigen etwas unangenehm. Ich war zwar vor einiger Zeit mit Briseis im Schwimmbad gewesen und es war auch lange nicht so schlimm gewesen wie gedacht, auch wenn ich mit einem dicken Verband schwimmen musste und mich der Bademeister immer wieder ansprach und fragte, ob mit meinem Arm eh alles okay sei. Ich hatte darauf nur gelächelt und genickt.
Mit meiner Familie war das allerdings was ganz anderes, da sie alle nicht sehr begeistert waren vom Baby. Sie versuchten es zwar so gut wie sie konnten zu verstecken, doch ich konnte es ihnen immer noch ansehen. Meine Mutter konnte dabei die Begeisterung noch am ehesten vortäuschen und vielleicht hatte sie sich zu einem kleinen Teil wirklich auf dieses Kind gefreut.
„Ich weiß ja nicht..." Viel weiter kam ich mit meiner Absage nicht, als ich den Blick meiner Mutter sah. Man konnte wirklich beobachten, wie das Strahlen mit jeder Sekunde mehr aus ihrem Gesicht wich.
„Es wäre aber sicher ne schöne Abkühlung bei dem Wetter..." So recht konnte ich mich immer noch nicht überwinden, als ich allerdings sah wie meine Mutter wieder mehr begann zu strahlen gab ich schließlich nach.
„Ja, warum nicht." Ehe ich mich also versah hatte ich mich mit meiner Babybeule in einen Bikini gequetscht, der gerade so noch meine etwas gewachsenen Brüste in Zaum halten konnte. Ich hatte eigentlich immer ein mittleres bis kleines B Körpchen gehabt, doch die Schwangerschaft machte sich in diesem Sinne bereits bemerkbar. Der Bikini, der mir letzten Sommer noch nicht so recht gepasst hatte und den ich eigentlich nur wegen seiner schönen dunkelblauen Farbe gekauft hatte, passte nun wie angegossen. Schnell warf ich mir noch ein möglichst weites T-Shirt über, dessen Kragen etwas über meine Schulter rutschte und verließ schnell mein Zimmer. Im Eingangsbereich standen bereits meiner Mutter und meine Oma, mein Vater fehlte allerdings, da er noch etwas wichtiges für die Arbeit fertigstellen musste. Mir war zwar klar, dass das nur ein Vorwand war, doch ich versuchte mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen.
„Da bist du ja endlich Schatz."
„Tut mir leid Mama. Hat etwas länger gebraucht als ich dachte."
Kaum zwanzig Minuten später lag ich dann auch schon mit meiner Mutter und mit meiner Oma zusammen auf einer großen Grasfläche. Unter unseren Hintern hatten wir unsere Handtücher ausgebreitet und ließen nun noch etwas die Sonne auf uns scheine, bevor wir uns ins Wasser begaben. Irgendwie schafft es in letzter Zeit jeder mich gegen meinen Willen ins Bad zu befördern. Ich sollte an meinem Durchsetzungsvermögen arbeiten.
„Schatz, Kommst du?" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Schnell richtete ich mich schließlich auf und folgte ihnen. Das Wasser war angenehm warm und ich begann sofort herum zu schwimmen. Meine Mutter schwamm relativ wenig und ließ sich mehr auf einer dieser Schaumstoffwürste treiben, beine Oma tat es ihr gleich. Ich nutzte allerdings die Chance, um mich etwas auszupowern. Es tat wahnsinnig gut einmal diese Energie nicht in mich zu fressen, sondern zumindest etwas davon raus zu lassen. Heute schlaf ich sicher gut.
Nach einer Weile im Wasser beschlossen wir bei einstimmigen Magenknurren, dass es nun Zeit war für etwas zu essen. Wir machten uns also zurück auf unseren Platz und begannen uns mit den Handtüchern abzutrocknen. Meine Oma und meiner Mutter wickelten sich dann die Handtücher wie Kleider um ihre Körper. Ich ließ meins im Gras liegen und zog mir lieber mein Leibchen an, mit dem ich auch her gekommen war. Zusammen gingen wir dann zu einer dieser Strandbadrestaurants, wo wir uns dann ein klassisches Schwimmbad essen bestellten. Für jeden eine Portion Fritten und einen großen gemischten Salat von der Salatbar, den wir uns dann teilten.
Ich war die Erste, die mit ihrem essen fertig war und beschloss die gewonnene Zeit zu nutzen, um aufs Klos zu gehen, da ich erwartete eine große Schlange vorzufinden. Es war nicht weit bis zu den Toiletten und zu meiner eigenen Überraschung waren kaum Frauen auf den Toiletten. Ich wartete nur einen Moment und konnte dann auch schon in die Kabine. Kurz darauf war ich auch schon fertig und verließ das Klo. Dämliche Schwangerschaftsblase.
Während ich mich weiter im Geiste über meine nun schwächere Blase beschwerte achtete ich nicht wirklich auf andere Personen, was zur folge hatte das ich früher oder später mit einer kollabieren musste.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini