Ein verlockendes Angebot

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Das Wochenende verbrachte ich großteils mit schlafen, dazwischen hing ich immer wieder mal über der Kloschüssel, aber ich konnte spüren, wie sich in mir langsam etwas zu beruhigen begann.
Trotzdem verfolgte mich beinahe jede Nacht von neuem diese Kinderstimme. In meinen Träumen lachte sie meist oder sang mit zarter Stimme ein mir unbekanntes Lied. Mein Körper wär dadurch in der Früh meist bis zum zerreißen gespannt und so auch mein Geduldsfaden. So gut es ging versuchte ich es zu unterdrücken und so zu vermeiden jemanden oder mir selbst Probleme zu bereiten. Für einige Tage ging das auch gut und selbst Nina und Sarah ließen mich eine Zeitlang in ruhe.
Was ich zuerst für Mitleid oder etwas dergleichen gehalten hatte, sollte sich später als Schonfrist herausstellen. An jenem Donnerstag wurden nämlich die Teilnehmer für den bundesweiten Leichtathletikwettbewerb ausgewählt. Nina war wie immer dabei und Sarah stand ihr als Cheerleader und beinahe schon Leibeigene zur Verfügung. Man erkannt Nina während dieser Tage förmlich an, wie sehr sie diese Art von Aufmerksamkeit liebte. Der Jubel, der an ihr Trommelfell schlug und die bewunderten Blicke von Lehrer und Mitschülern, waren nur einige Faktoren die zu dieser Freude beitrugen. Zusätzlich wurde ihr Ego während dieser Zeit noch von der Tatsache gefüttert, dass diese Disziplin eine weitere war, in der sie mich schlagen konnte. In den meisten der theoretischen Fächer war ich besser als sie, bis auf Naturwissenschaften. Sie lagen mir einfach nicht so und sie interessierten mich auch nicht wirklich. In Sport und generellen sportlichen und Gruppenaktivtäten, schnitt sie oftmals besser ab als ich, wieso liegt ja wohl auf der Hand.
Doch Leichtathletik war das einzige in Turnen, was ich wirklich gut konnte und wofür ich auch über die Jahre einen gewissen Ehrgeiz entwickelt hatte. Als Nina das allerdings mitbekommen hatte, hatte sie es sich sofort zur Aufgabe gemacht mir auch dies zu nehmen. Sie begann privat zu trainieren und strengte sich auch im Unterricht noch mehr an als sonst, der Lehrerin fiel das natürlich auf und so nahm dann alles ihren Lauf. Mit diesem Jahr sollte es dann das vierte mal sein, dass sie ins Team kam und ich wieder vorweg blieb, zumindest hatte ich das damals angenommen...
"Ah, Miriam, gut das du noch da bist." Ich blieb mitten im Gang stehen, als Ms. Librer auf mich zu kam. Trotz ihrem mittleren Alter, ich schätzte sie auf Ende vierzig, hatte sie eine ziemlich gute Figur. Ihre Beine mussten von jeher schlank gewesen sein und auch relativ lang.
Wie meist in einer engen Hose und einem einfachem Top, dass gerade etwas aber nicht zuviel Dekolte zeigte, bekleidet, kam sie auf mich zu.
"Guten Tag Ms. Librer." Ich war über ihr plötzliches erscheinen überrascht und grüßte nur zögerlich. Sie grüßte mich enenfalls, fuhr aber schnell fort:
"Guten Tag, Miriam. Ich wollte mit dir nur mal kurz über den Leichtathletikwettbewerb reden. Wie du vielleicht bereits mitbekommen hast liegt Paula wegen Fieber krank im Bett und kann auch wegen ihrem kürzlich verstauchte Handgelenk wahrscheinlich nicht am Wettbewerb teilnehmen. Es ist zwar sehr kurzfristig, aber ich hätte dich gerne in meinem Team." Ihr Stimme klang in Ruhe im Raum aus, denn ich schwieg einfach und stutze. Sie wollte dich seit drei Jahren nicht mehr im Team haben und jetzt braucht sie auch nur einen Platzhalter für Paula.
Ich rang in diesem Moment sehr stark mit mir selbst, da mir sehr wohl bewusst war, dass diese zwei Tage mit Nina nicht einfach werden würde. Ich war zwar schon einmal mit Nina auf das Turnier gefahren, aber damals hatte ich noch Sarah, die mir den Rücken stärkte. Diesmal wäre ich allerdings auf mich allein gestellt, ohne jemanden, der mit vollem Herzen hinter mir stand.
"Ähm...also...Ms Librer, ich weiß diese Chance sehr zu schätzen, aber..." Ms. Librer fiel mir allerdings sofort ins Wort, was es mir unmöglich machte abzusagen. Ich hatte damals auch nicht wirklich eine andere Wahl als Mitzumachen, doch dass es so viel schlimmer werden sollte als in meinen Vorstellungen, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ms. Librer redete noch eine ganze Weile auf mich ein bevor ich dann schließlich einwilligte. 

 Bereits am nächsten Tag musste Ms. Librer das gesamte Team über mein einspringen informiert haben, da mich Nina noch schnell bevor ich das Schulgebäude verließ abfing. Mit vor Wut Funken sprühenden Augen baute sich Nina im Gang vor mir auf und versperrte mir so erfolgreich den Weg.
„Miriam!" Beim Aussprechen meines Namens knirschte sie laut mit ihren Zähnen.


„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du an Stelle von Paula im Wettbewerb antrittst" Sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken und hinter einem sarkastischen Lächeln zu verstecken. Nina spielte die ganze Zeit angespannt mit ihren Fingern und als sie merkte, dass ich nicht die Intention hatte ihr zu antworten, hob sie bedrohend ihre Hand und ich konnte im Geiste bereits einen festen Schlag spüren. Meine Haut blieb allerdings unangetastet. Hä?

Anstatt eines Schlages streckte mir Nina nur ihre Hand hin. Dazu hatte sie ein noch größeres falsches Lächeln aufgesetzt.


„Auf eine gute Zusammenarbeit." Und was soll das jetzt?

Ich dachte zunächst nicht einmal annähernd daran diese Hand zu schütteln. Generell konnte ich mir nicht wirklich einen Reim auf die ganze Situation machen, doch dann entdeckte ich den Grund für diese Scharade. Direkt neben uns ging in diesem Moment nämlich Ms. Librer vorbei. Nina muss sie gesehen haben, als sie um die Ecke kam.
 Sie schenkte uns nur geringfügig Beachtung, doch das reichte für Nina bereits, um ihre falsche Fassade wieder aufzuziehen. Ich wollte all dies zwar nicht unterstützen, doch Nina griff einfach nach meiner Hand und schüttelte sie kurz. Bei ihrer Berührung fuhr mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und durch jede Pore meines Körpers. 
Noch mit meiner Hand fest im Griff versetzte mir Nina einen kleinen Ruck und zog mich etwas näher an sich rann. Ein stückweit lehnte sie sich vor und flüsterte:


„Glaub ja nicht, dass ich dich besser behandele, nur weil du in MEINEM Team bist. Du hältst dich so gut es geht im Hintergrund und wehe du versaust etwas!" Mit diesen Worten stieß Nina meine Hand wieder weg und verschwand.Die darauf folgende Woche wurde hart. Beinahe täglich stand Training für den Wettbewerb an und zusätzlich musste ich mich auch noch mit Nina rumschlagen, die an diesen Tagen kein gutes Haar an mir ließ. Zu den beinahe schon alttäglichen „Dingen" kamen nun noch die Trainingseinheiten. Nina nützte sie aus um alles an mir schlecht zu machen was ging, wobei sie aber nie Handgreiflich wurde. 
Was noch zusätzlich erschwerend zu alle dem dazu kam, war die immer noch andauernde Übelkeit, mit der ich noch zu kämpfen hatte. So richtig wollte sie nämlich nicht verschwinden, weshalb ich am Freitag beschloss noch einmal zum neuen Schularzt zu gehen. Vielleicht hat der ja was gegen meine Übelkeit.


Das Training war an dem Tag nämlich früher vorbei gewesen, damit wir uns noch fertig auf den Wettbewerb vorbereiten konnten. Ich nützte diese Chance und schlich mich schnell und leise aus dem Turnsaal, noch bevor mich Nina oder sonst wer bemerken konnte.Vor dem Schularztzimmer blieb ich aber ein paar Sekunden lang stehen. Ich rang immer noch mit mir und versuchte einwenig meine soziale Scheu runter zu drücken. Schließlich überwand ich mich dann und drückte die Linke hinunter. Sofort stieg mir der Geruch von Desinfektionsmittel und verschiedenen Salben in die Nase, doch von dem jungen Schularzt fehlte jede Spur.


„Ähm,...Hallo?" Zögerlich wagte ich mich noch ein paar Schritte weiter in den Raum, als es plötzlich in einer Ecke des Raumes laut krachte. Ich zuckte zusammen und spannte meine Muskeln an. Hastig drehte ich mich in Richtung der Lärmquelle.


„Auh, scheiße!" Ein paar Meter vor mir lag nun Dr. Birgt und auf seinem Schoß verteilten sich diverse Salben, Verbände und Medikamente. Mit einer Hand hielt er sich den Kopf. Hastig rannte ich hin und half ihm sich aus dem Haufen von Arznei zu befreien.


„Geht es ihnen gut?" Dr. Birgt rieb sich immer noch den Kopf und antwortete auch ohne mich dabei anzusehen.


„Ja. Ich wollte nur etwas aus dem Arzneikasten holen und dabei kam mir einfach alles entgegen." Er zeigte mit einer Hand auf den Berg von Arznei. Dr. Birgt torkelte noch leicht benommen zu seinem Stuhl und ließ sich darauf nieder fallen, dann seufzte er einmal erleichtert auf.


„Nun gut. Was kann ich für dich tun?" Er sah mich nun wieder mit wachen Augen an.


„Ähm..Ich wollte nur fragen, ob sie mir vielleicht etwas gegen Magenschmerzen geben können oder so." Dr. Birgt kniff die Augen zusammen und musterte mich genau. Ich ging ein Stück zurück und versuchte so etwas abstand zu gewinnen, denn irgendetwas an der Art, wie er mich musterte gefiel mir gar nicht.


„Ist dir immer noch schlecht?" Er schien wirklich interessiert.


„Ähm,..ja. Mein Magen will sich nicht so recht beruhigen." Dr. Birgt fasste sich mit einer Hand ans Kinn und strich sich über den Bartansatz.

 „Hast du eigentlich einen Freund?" Was?!



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