Zwei Welten

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Es war nur ein ganz kurzer und zarter Kuss, doch er brachte wieder Schmetterlinge in meinem Bauch zu fliegen. Der Tränenschleier wurde vor meinen Augen noch etwas dichter. So viele Gefühle auf einmal schienen in mir hoch zu kommen und ich konnte sie einfach nicht mehr kontrollieren. Mein Körper war fertig und hatte keine Kraft mehr. Schnell schloss ich wieder meine Augen, doch einzelne Tränen bahnten sich dennoch ihren Weg über meine Wange. Sie waren warm und schienen eine dünne Spur in meine Wange zu brennen. 
Den leichten Hauch einer Berührung, war das einzige, was ich sonst auf meiner Haut spürte. Mit seinem Daumen strich er eine Träne weg, die schon beinahe abstürzte. Sein Finger wurde von meiner Träne etwas nass und hinterließ, als er ihn wieder an mein Kinn legte, ein feuchtes Gefühl. 

„Wieso weinst du eigentlich immer, wenn wir uns sehen? So oft hat ein Mensch noch nie in meiner Gegenwart geweint." Ein Mensch...

Ich begann etwas tief Luft zu holen, allerdings stockte mein Atem dabei etwas. Langsam ließ ich dann meine Augen wieder ein Stück aufgleiten. Seine Augen leuchteten geheimnisvoll und luden mich gerade zu ein mich in ihnen zu verlieren. Ich hatte meine Hand schon zuvor aus seine Haaren gleiten lassen und einfach hinunter sacken lassen. Nun hob ich sie wieder an und legte sie leicht gegen seine Wange. Es fühlte sich einfach so schön an ihn zu berühren.
Gabriels Lippen, die nur einen Moment zuvor noch zu einer ernsten Linie verzogen waren, begannen nun sich wieder etwas nach oben zu ziehen. 

„So unschuldig." Die Worte sprach er nur ganz leise, so dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich sie auch richtig verstanden hatte. Ehe ich allerdings über ihren Inhalt nachdenken konnte, begann sich auch schon Gabriels Kopf wieder näher auf mich zu zubewegen. Es dauerte nur einen Moment, bis seine Lippen schließlich meine Berührten.

Seine Lippen waren ganz warm und drückten sich sanft immer fester gegen meine. Meine eine Hand verkrallte sich in seinen Haaren, die Andere ließ ich auf seiner Brust und suchte halt an seinem T-Shirt. Sein zweiter Arm drückte mich fester gegen seinen Körper. Plötzlich stieß wieder ein kalter Windhauch gegen meinen Rücken. Etwas erschrocken öffnete ich so den Mund und spürte im nächsten Moment wie Gabriels Zunge begann meine Mundhöhle zu erkunden. Meine Zunge bemerkte den unerwarteten Besucher und begann sich langsam wieder vorzuwagen. Sie Beide begannen zu tanzen und schafften es so ein warmes und etwas brennendes Gefühl durch meinen Körper zu pumpen. Unser Zungen wurden immer schneller in ihrem innigen Tanz, so dass auch unsere Lippen keine andere Wahl hatten als ihr Tempo einwenig anzupassen. In den Kurzen Moment, in denen sich zwischen unseren Lippen dann ein kleiner Spalt bildete begann ich schnell etwas Luft einzusaugen, um nicht im Rausch zu ersticken. Eine Ewigkeit schien dieser Kuss anzudauern, dennoch war es viel zu Kurz, als dass ich es jetzt schon hätte enden lassen. 

Gabriel gab nun langsam mein Kinn wieder frei und wir lösten uns voneinander. Ich musste etwas Atem holen und fühlte mich als wäre ich einen kleinen Marathon gelaufen. Sag mal leidest du an Gedächtnisschwäche?

Gabriels Hand glitt wieder  Richtung Boden. Seine Andere ließ etwas lockerer und verschränkte sie hinter meinem Rücken mit der Zweiten. Langsam lehnte er dann seine Stirn gegen meine und schloss wieder die Augen. Er wirkte mit einem Mal schrecklich müde auf mich. Um uns herum wurde es still und wir schienen ganz alleine ins unserer eigenen Welt zu sein. Ich nutzte diese kurze Zeit, in der er sich nicht bewegte, um ihn näher zu begutachten. Seine Haut war immer noch so weiß und erinnerte mich, je länger ich ihn ansah, an die Oberfläche einer Porzellanpuppe. Scheint einerseits so zerbrechlich und dennoch kann er Menschen solche angst machen, wie eine kleine Porzellanpuppe.

Um sein Gesicht herum befanden sich noch ganz leichte rote Ränder. Er schien sein Bühnenmake-Up nicht sehr sorgfältig entfernt zu haben. Es schien das Bild etwas zu stören. Meine Hand ließ seine Haare los und wanderte hinunter zu seinem Hals. Durch meine Fingerspitzen konnte ich leicht seinen Puls spüren. 

„Musst du dich eigentlich immer bewegen?" In seiner Stimme konnte ich ein lächeln hören. Die Augen öffnete er nicht, doch er löste seinen Kopf leicht von meiner Stirn und ließ ihn auf meiner Schulter sinken. 

„Ich hab dich so lange nicht mehr gesehen." Meine Stimme war ganz leise, da ich nicht wollte, dass irgendjemand sonst das hörte. Ich spürte wie er gegen meine Schulter lachte. 


„Ich würde einfach zu gerne wissen, was in deinem kleinen Köpfchen vorgeht...Sag es mir." Wieder hörte ich diesen Befehlston in seiner Stimme. Er zwang mich damit beinahe schon ihm zu antworten, dennoch tat ich es nicht. Ich versuchte zwar ihm eine Antwort zu geben, doch mein Kopf schien in diesem Moment einfach nur leer.

„Du bist wieder so still." Mit diesen Worten hob sich sein Kopf langsam wieder von meiner Schulter und er sah mich an.

„Ich weiß nicht was ich antworten soll." Nun begann er wieder zu lächeln und ganz sanft eine Strähne aus meinem Haar zu streichen. 
Ich konnte spüren, wie sich Gabriels Körper etwas anspannte, diese Tatsache machte mich etwas unruhig. Als es dann hinter Gabriels Rücken leise knackste Schreckte ich zusammen und Gabriel nahm eine andere Haltung ein. Es kam wieder mehr Abstand zwischen uns, allerdings nicht unbedingt physisch. 
Einen Moment sah er wieder zu mir, dann lösten sich seine Hände und er gab mich wieder frei. Ich blieb stehen und beobachtete jede seiner Handlungen. Gabriels Kopf begann sich nach hinten zu wenden und nach einer kurzen Weile, in der er so verharrte drehte er sich um. Sein Rücken blockierte, trotz seiner schmalen Statur nun meine Sicht. Ich hörte wieder ein rascheln.

„Tut mir Leid, aber dürfte ich Fragen wer sie sind." Seine Stimme ist sehr höflich. Es handelt sich also um niemanden den er kennt.

„Ähm, tut mir leid,...ich ähm...suche nur meine Freundin." Briseis!


Sie stotterte und schien nicht so ganz zu wissen, was sie mit der Situation anfangen sollte. Ich trat zur Seite, um zu sehen, ob es wirklich Briseis war. Sie stand nur ein paar Meter von uns entfernt und wenn ich ihren Blick richtig deutete schien sie von Gabriel ebenso fasziniert wie ich. 

„Briseis!?" Ihr Kopf schreckte bei meiner Stimme plötzlich herum und direkt auf mich. Mit einem Mal wirkte sie sehr erleichtert.

„Da bist du ja." Sie kam nun näher und schien es beinahe schon zu vermeiden Gabriel einen Blick zu zuwenden. Ich trat ebenfalls ganz hervor und ging ein paar Schritte auf sie zu. Als wir voreinander standen schloss mich Briseis plötzlich in eine Umarmung.

„Ich hab mir schon sorgen gemacht." Sie ließ mich wieder los und sah mir streng in die Augen.

„Mach mir in Zukunft nicht mehr so eine Panik." Ich nickte leicht verdattert und sah wie Briseis wieder etwas entspannter wurde und sogar ganz leicht lächelte. Mir war klar, dass ich ihr vielleicht etwas mal erklären sollte, doch im nächsten Moment spürte ich etwas warmes in meinen Rücken und wusste natürlich sofort wer es war. Briseis schien ihn auch bemerkt zu haben

„Ähm Briseis." Ich trat einen kleinen Schritt zur Seite, so dass Gabriel nun so gut wie neben mir stand.

„Das ist Gabriel." Um ihren Mund begann ich bei meinen Worten ein leichtes schmunzeln zu spüren.

„Ach so..." 


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