Ohne auf meine Zustimmung zu warten öffnete Briseis meinen Rucksack und begann meine Kleidung heraus zu holen, dabei stieß sie auch auf die Lederjacke. Schnell sprang ich vom Bett.
„Seit wann hast du den eine Lederjacke? Ich hab dich noch nie in der gesehen." Mit einem schnellen Griff nahm ich mir die Jacke und hielt sie fest umschlungen. Briseis schien nicht damit gerechnet zu haben und sah mich mit weiten Augen an.
„Es...es tut mir leid." Meine Stimme war hoch und mein Herz schlug schrecklich schnell. Warum hab ich das gemacht?
Briseis begann zu blinzeln und dann verwirrt zu lächeln.
„Ist schon okay. Ich hab nur wirklich nicht damit gerechnet." Ich hatte den Blick gesenkt, direkt auf die Jacke. Das Leder schimmerte leicht im Licht und es fühlte sich dennoch angenehm kühl an.
„Hat er dir die Jacke geschenkt?" Als ich Briseis sprechen hörte schreckte mein Kopf hoch. Sie hatte ihren Kopf leicht schief gelegt und hielt auf ihrem Arm meine Sachen.
„Ich hab sie ihm wohl eher geklaut." Bei dem Gedanken musste ich lachen. Vorsichtig drückte ich die Jacke fester gegen meinen Körper. Das Leder begann dabei leise zu quietschen.
„Am besten ich gebe sie ihm heute zurück." Bei diesen Worten sah ich wieder zu Briseis , die mich zu meiner eigenen Überraschung breitlächelnd ansah. Ich schien sie ziemlich verwirrt anzusehen, denn sie begann zu kichern und griff nach einer meiner Hände.
„Du bist manchmal wirklich so süß. So und jetzt komm. Du willst doch gut für ihn aussehen." Den Blick den sie dabei aufsetzte, gefiel mir überhaupt nicht.
„Ich weiß ja nicht." Doch sie begann nur wieder zu kichern und zog mich aus dem Schlafzimmer. Neben dem Zimmer befand sich eine weitere Tür, die Briseis enthusiastisch öffnete und mich mit sich hinein zog. Ein leises Klicken ertönte und die dunkle Kammer wurde hell erleuchtet. Vom Licht geblendet begann ich zu blinzeln und erkannte langsam was sich um mich herum befand. Ein Kleiderschrank.
Ein langer Schrank zierte die Rechte Wand und auf der anderen Seite befand sich ebenfalls eine Reihe aus Schränken, allerdings unterbrochen von einem Spiegel. In den Schränken befanden sich zahlreiche Blusen, Hosen, Kleider, Mäntel, Schuhe und Tücher.
„Herzlich Willkommen im Kleiderschrank meiner Oma." Briseis konnte anscheinend nicht mehr aufhören zu strahlen. Ich blieb still und sah mir alles ganz genau an. Briseis ging tiefer in den Raum zu einem vergleichsweiße kleinen Schrank an der Wand, die sich uns direkt gegenüber befand.
„Ich hab hier noch ein paar Sachen eingelagert, damit ich immer was zu anziehen da hab. Vielleicht finden wir hier ja was nettes."Eine halbe Ewigkeit später stiegen wir dann schließlich aus dem Bus. Nun war es nur noch ein zehn Minuten Fußmarsch, laut Briseis, bis zum Zirkus. Mit uns waren noch zahlreiche andere Menschen ausgestiegen, die sicher auch zum Zirkus wollten. So gut es ging versuchte ich mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen und ich war auch wirklich so kurz davor mich einfach umzudrehen und weg zu laufen. Briseis schien das zu bemerken und legte beruhigend den Arm um meine Schulter während wir gingen.
„Entspann dich etwas. Es wird schon alles gut." Sie lächelte mich an und ich lächelte erschöpft zurück. Ich glaub nicht, dass ich das überlebe.
Schützend und beinahe schon reflexartig legte ich eine Hand auf meinen Bauch. Wärme strömte mir sofort entgegen und ich begann wieder zumindest etwas Kraft zu schöpfen. Plötzlich kam mir ein Windstoß entgegen und trieb das weite, weich fallende Kleid etwas in die Höhe. Schnell drückte ich meine Hände fest gegen meinen Körper und versuchte so das Kleid unten zu halten. Hingegen begann Briseis leicht zu kreischen und hielt sich ihr T-Shirt auf der Hüfte. Im Hintergrund hörte ich dann jemanden Pfeifen. Normalerweise hätte ich ihn vielleicht einfach nur als Idioten abgestempelt, doch heute war mein Körper einfach so auf Panik eingestellt, dass es mir eine heiden Angst bereitete. Schnell ging ich weite und hätte vor Panik fast auf Briseis vergessen, diese kam kurz darauf mir nach gelaufen und hinderte mich am weitergehen.
„Miriam! Jetzt entspann dich einmal. Du musst nicht so hetzten wir sind gleich da." Briseis harkte sich darauf hin bei mir ein und zog mich mit sich. Nach einer Weile fand ich mich dann in der Warteschlange für die Tickets wieder. Sie war relativ lang, doch wir waren früh genug gekommen um nicht den restlichen Abend in der Schlange zu verbringen. Briseis musste alles Organisatorische übernehmen, da ich einfach unfähig war etwas zu sagen oder zu machen. Als ich dann langsam wieder aus meiner starre erwachte saßen wir bereits in der Manege und die Pause hatte bereits angefangen.
„Miriam?" Ich sah zu Briseis, dich mich leicht lächelnd und Stirn runzelt ansah.
„Weilst du wieder unter den Lebenden?"
„Wie meinst du das?" Auf meine Frage hin musste sie kichern.
„Du bist die erste hälfte der Vorstellung nur da gesessen und hast starr nach vorne in die Manege gestarrt."
„Oh..." Briseis schüttelte nur den Kopf und ich sah wieder nach vorne in die Manege. Es dauert nicht mehr lange.
„Gibt es hier eigentlich irgendwo ein Klo?"
„Also als ich mit meiner Mutter war musste sie hinter einen Busch gehen." Briseis stöhnte genervt.
„Na gut. Kommst du mit nach draußen? Vielleicht tut dir auch etwas frische Luft gut." Ich nickte und lief mit Briseis aus der Manege. Wie auch beim letzten Mal stand das Zirkuszelt auf einer großen Grasfläche, diesmal allerdings nicht umringt von einem Wald. Es standen nur in der nähe vom Eingang ein kleiner Waldabschnitt. Ich ging mit Briseis dort hin und wartete ein Stück entfernt. Ich hab die Wagen der Künstler noch gar nicht gesehen. Ob sie die jetzt mehr abseits abgestellt haben?
Briseis schien eine halbe Ewigkeit zu brauchen und ich wurde langsam etwas nervös. Ich war schon kurz davor zu ihr nach hinten zu laufen und zu sehen, ob sie auch noch lebte. Allerdings erregte etwas meine Aufmerksamkeit.
„Ich bin mir ja nicht so sicher ob das so eine gute Idee ist." Der Junge klang als wäre er vielleicht 13 Jahre alt gewesen. Seine Stimme war auch etwas zu hoch.
„Ach komm. Wir schauen ja nur einmal kurz rein. Ich will doch nur mal sehen, wie die Freaks so leben. Sei also kein Feigling okay." Er schien auch nicht viel älter zu sein, doch er schien sich für anscheinend mega Geil zu halten. Ich stand ein Stück weg von den beiden, doch es war kaum einer da, weshalb ich das meiste des Gesprächs auch so verstand. Hoffentlich wird mein Kind nie so.
Der eine Junge mit der grün-schwarzen ADIDAS Kappe schien den anderen ziemlich zierlichen Jungen immer weiter anzustacheln bis er schließlich nach gab. Das kann ja nur schief gehen.
Kurz begann ich mit mir selbst zu kämpfen, doch auch wenn ich noch so viel angst hatte davor jemanden in der Nähe des Zeltes zu treffen, der mich wieder erkennen würde, schaffte es dann doch mein entstehender Mutterinstinkt. Langsam und so unauffällig wie es nur ging begann ich den Beiden zu folgen. Briseis verdrängte ich für einen Moment. Die Beiden liefen zielstrebig auf die Rückseite des Zeltes zu. Ich lief ihnen weiter hinterher und sah wie sie im Zelt verschwanden. Schnell lief ich hinter stoppte allerdings kurz vor dem Zelt. Mein Körper erfohr und ich schaffte es nicht mich zu bewegen. Wie sich aber rausstellte musste ich das auch nicht. Nur ein paar Minuten nachdem die Beiden in das Zelt verschwunden waren kamen sie auch schon wieder zurück, allerdings nicht allein.
„Zuschauern ist es verboten sich in den hinteren Teil des Zeltes aufzuhalten. Vorallem müssen sich die Künstler vorbereiten. Bleibt also bitte draußen."
„Jetzt komm schon wir wollten doch nur mal kurz kucken." Der Ton des Jungen hatte sich nun eindeutig verändert und klang nun eher quengelnd und unterwürfig.
„Verschwindet einfach." Der Mann wollte sich so eben wegdrehen und wieder im Zelt verschwinden, als er mich zu bemerken schien.
„Kleiner Schatten?" Scheiße Markus!
Ich hatte keine Idee was ich machen sollte, also drehte ich mich in einem Impuls um und lief einfach weg. Panik!
„Miriam! Da bist du ja." Briseis kam nun direkt auf mich zugesteuert.
„Tut, mir leid. Ich bin nur etwas spazieren gegangen."
„Nicht schlimm. Gehen wir wieder rein." Ich nickte und wir machten uns wieder auf den Weg zum Zelt. Der Rest der Zuschauer begann ebenfalls wieder langsam in das Zelt zuströmen und bald begann die Technik das Licht wieder zu dimmen. Keine Panik.
Irgendwie schaffte ich es dann doch meine Panik unter Kontrolle zu halten, doch als dann schließlich das alte Klavier wieder begann mit der traurigen Geige ein Duett zu singen war mein Herz schon kurz davor aus meiner Brust zu springen.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini