I have a dream II

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Ich hielt meinen Atem für einen Moment an und wartete ab. Was passiert jetzt?


Die Ranke schloss sich immer fester um meine Knöchel und ich begann leise zu wimmern. Ich versuchte nicht zu laute Geräusche zu machen, da ich immer noch nicht wusste, wer außer mir noch da war und ob er mir gut gesonnen war oder nicht. Er weiß eh schon das du da bist.

 
Der Schmerz in meinem Bein begann sich langsam in eine Art Taubheit zu wandeln. Ich versuchte noch einmal nach der Pflanze zu treten, doch mein Fuß reagierte nicht mehr. Dann plötzlich löste sich der feste Griff der Ranke und mein Fuß wurde langsam wieder durchblutet. Ein fester Arm schlang sich um meine Brust und zog meinen Körper hoch. Ich schnappte nach Luft und begann zu strampeln. 


„Lass mich los." Wer auch immer mich festhielt antwortete mir nicht, sondern langte nur nach meinen Beinen. Zunächst hatte er große Mühe meine Beine festhalten zu können, doch mein eines Bein wurde schnell schlappt und währte sich nicht mehr und das zweite hatte er dann schnell im Griff. Er stützte mich seitlich gegen seine Brust und hob meine Beine an. Ich begann unbehaglich zu wackeln und legte meine Arme halt suchend um seinen Hals. Langsam begann sich die Person sich zu drehen und sich dann in Bewegung zu setzten. Im Brautstiele trug er mich dann Weg. Eigentlich hätte ich mich währen sollen, doch mein eines Bein verweigerte sowieso vorerst den Dienst und sehen konnte ich zumindest jetzt nichts. So gut es also ging versuchte ich herauszufinden, wer mich da trug. Auf Grund der mühelosen Art mit der er mich zu tragen schien und der flachen Brust schloss ich auf einen Mann. Er schien aber von der Statur sehr schmal zu sein und, auch wenn es komisch klingt, er roch unheimlich gut. Ich konnte es nicht so recht einordnen, doch er roch leicht nach...nach Lavendel. Nach einer Wiese voller Lavendel. Leichte, leise Regentropfen fielen von den Pflanzen hinab zu Boden. Im Licht der Sonne schienen sie wie kleine Diamanten zu leuchten und die Knospen des Lavendels hatten durch das Wasser eine satte, tiefe violette Färbung. So schön!


„Hör auf zu träumen. Du solltest langsam wieder die Augen öffnen..." Ich glaube mein Retter wollte noch etwas sagen, doch er schien sich dagegen entschieden zu haben. Seine Stimme war ganz weich und so vertraut.


„Miriam, wach auf." Gabriel.


„Was ist wenn ich nicht aufwachen will?" Um mich herum war es immer noch schwarz doch ich spürte wie langsam dieses warme um meine Augen verschwand. Ich machte einen versuch und öffnete meine Augen. Warmes Tageslicht fiel auf meine Netzhaut. Ich sah direkt auf meine Knie. Er hielt mich immer noch. 
Mein Blick wanderte langsam nach oben und ich traf den Blick von zwei türkisen Augen. Sie leuchteten mir entgegen. 


„Dann kommst du vielleicht nicht mehr in die Realität zurück." Etwas an seinem Blick wirkte traurig. 
„Wieso schaust du so traurig?" Ohhhh nein! Hatte ich das jetzt wirklich laut gesagt?!


Er schien erstaunt über meine Frage, doch dann begann er sanft zu lächeln.


„Ich habe nur über etwas nachgedacht." Langsam ließ Gabriel mich hinunter und ich hatte endlich die Chance mich komplett umzusehen. Meine Beine glitten entlang seines Körper zu Boden. Ich hielt mich weiter an ihm fest, da meine Beine noch wackelig waren, das eine musste überhaupt erst aufwachen. Sein Körper ist so warm.


Langsam drehte ich mich herum, so dass ich nun mit dem Rücken zu ihm stand. Mein Blick fiel aus einem hohen Fenster, auf einen Wald den ich nicht kannte, obwohl er dem in dem ich zuvor noch saß sehr ähnlich sah. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass dies ein anderer war. 
Es ging ein leichter Wind und die Blätter der Bäume begannen aufgewühlt zu tanzen. Ich ging ein paar Schritte näher auf das Fenster zu und legte eine Hand auf die Scheibe.


„Du hast es sehr schön hier." Ich drehte mich nicht um, als ich mit ihm sprach, doch ich meinte ihn lächeln zu sehen. Eher spüren.


Ich ließ meinen Blick etwas weiter wandern, ohne die Hand von der Scheibe zu nehmen. Der Raum war zahlreich verziert und in blau und schwarz gehalten. Es wirkt so ruhig und dennoch so dunkel und einsam. 
Die Wände waren hoch und erinnerten mich an eins dieser Schlösser, die in Wien im ganzen ersten Bezirk verstreut waren. Die hohen Wände, glatte Fläche, große Bedeutung in jedem Muster, jeder Ritze in der Architektur. Absolute Perfektion.


„Ja, ein wirklich schönes Gefängnis." Was meinst du?


Ich konnte seine Schritte hinter mir genau hören. Mein Blick blieb auf die Bäume außerhalb fixiert. Ich schenkte ihm nicht wirklich Aufmerksamkeit, doch ich wusste erstens nicht was ich nun machen sollte und in solchen Situation schaute ich immer irgendwo hin und versuchte so niemanden anzusehen. Keine Emotionen zeigen. 
Knapp hinter mir blieb er stehen, so das ich die wärme seines Körpers in meinem Rücken spüren konnte. Er lehnte sich etwas nach vorne und seine Hand legte sich von hinten auf meine, die nun an die Scheibe gedrückt wurde. Gefangen.


Seine Hand war ganz warm. Ich wollte meinen Kopf zur Seite drehen, um ihn anzusehen, doch dann spürte ich seinen Atem an meinem Ohr. 


„Nur weil man einen Vogel im goldenen Käfig einsperrt, so fühlt er sich dennoch nicht freier." Der Duft nach Lavendel stieg mir wieder stärker in die Nase. Wieso war mir das zuvor noch nicht aufgefallen.


„Und wer hat den Vogel in den goldenen Käfig gesperrt?" Dann will ich dein Spiel mal mitspielen.


„Ein Mann, der es nicht ausgehalten hat, dass der Vogel versuchte sich seine Freiheit zu erkämpfen."
„Das muss ein schrecklicher Mann gewesen sein." Ich meinte ihn in dem Moment kichern zu hören.


„Nicht unbedingt. Einfach ein Mann mit zuviel Macht und zuviel Angst vor Auflehnung." Langsam ließ Gabriel nun seine Hand wieder sinken, bewegte sich allerdings nicht. Auch ich ließ meine Hand langsam sinken und drehte mich um. Gabriels Augen leuchteten bedrohlich, schienen die Wut allerdings nicht gegen mich zu richten. Seine Haare standen in alle Richtungen und ein paar Strähnen hangen im direkt ins Gesicht. Ich hob meine Hand und strich sanft die Strähnen aus seinem Gesicht, so dass nichts den Blick auf seine Augen versperrte.


„So ein zarter Vogel und dennoch so viel Wut... Vielleicht bist du doch mehr Mensch, als du gedacht hattest." Gabriel kniff die Augen etwas zusammen und fixierte mich. Über meinen Rücken lief ein Eiskalter schauer und mein Körper begann sich nervös anzuspannen. War ich zu weit gegangen?
Er hob seine Arme und legte seine Hände fest an meine Oberarme. Seine Finger krallten sich an mir fest und hielten mich gefangen. Gabriel begann zu lächeln. Meine Angst war mir sicher deutlich anzusehen. Er wird mir sicher nichts tuen. Bist du dir sicher?


„Provoziere lieber keinen rachsüchtigen Vogel." Er heilt mich weiterhin fest. Sollte ich jetzt wirklich darauf antworten.


„Das musst du mir nicht sagen. Ich hab Birds gesehen." Gabriel schien überrascht über meine schlagfertige Antwort. Ja, ich ebenfalls.

 
Er begann breit zu lächeln, aber diesmal freundlicher. Seine Hände lockerten ihren Griff und ließen mich schließlich frei.


„Freud mich das du immer noch so schlagfertig bist." Das strahlen in seinen Augen wurde dumpfer und er sah an mir vorbei.


„Langsam wird es Zeit für dich wieder aufzuwachen." Seine Stimme klang ernst und dennoch...es schien beinahe so, als wäre er traurig. Ich streckte meine Hände nach ihm aus und krallte sie in sein T-Shirt. Fragt mich bloß nicht was mich damals in dem Moment geritten hatte. 
Ich zog ihn ein Stück näher zu mir heran, bis sich unsere Körper leicht berührten.


„Ich will aber nicht aufwachen."


„Du musst aber. Träume können ganz leicht zum Albtraum werden und zwar schneller als dir lieb ist." Er wirkte so unglaublich ernst. Ich löste eine meiner Hände aus seinem T-Shirt und fuhr hinauf und legte die Hand an seine Wange. So leitete ich sein Gesicht etwas näher zu mir heran. Er kam meiner unausgesprochenen Bitte nach, doch bevor sich unsere Lippen berührte verschwamm das Bild vor meine Augen.



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