Wer nicht hören will

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Bei seinen Worten rann mir ein kalter Schauer über meinen Rücken. Ich bekam angst und konnte nicht glauben, dass dieser Mann, der jetzt vor mir stand, der Selbe war für den mein Herz so schnell geschlagen hatte. Wieso war ich nur so blind!

„Du widerst mich an!" Es klang eher verzweifelt als wütend. Ihm schien es dennoch nicht besonders zu gefallen. Seine Pupillen begann sich ganz plötzlich zu weiten und seine Muskeln spannten sich an. Ich verzog das Gesicht vor schmerzen. Bitte brich mir nicht das Kiefer.

Ich begann zu zittern. Lucifers Körper drückte sich fest gegen meinen und sorgte so dafür, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Sein Gesicht war meinem ganz nahe und seine beinahe komplett schwarzen Augen starrten mich finster an. Sein Atem strich hektisch über mein Gesicht. Etwas von der Anziehung zwischen uns kehrte zurück, doch sie wurde von Ekel überschatten. Sowohl mein Selbstekel, als auch der vor dem Wesen das vor mir stand. Die Angst die noch zusätzlich durch meinen Körper floss tat ihr übriges.

Du solltest dich nicht auf deren Seite stellen, dass könnte für uns beide mehr als nur böse enden." Er zog meinen Kopf noch etwas weiter nach oben, während der Rest meines Körper etwas nach unten gegen sein Bein sackte. 

Du kannst mir nicht mehr entkommen. Alles von dir gehört schon längst mir und ich habe immer noch eine Versicherung, die dich mir komplett unterstellt, ob du willst oder nicht." Mit todbringenden Blick sah er mich an und legte seine Hand auf meinen Bauch. Ich zuckte zusammen, als mich der Schock wie ein Blitz traf. In mir wächst das Kind eines Monsters!

„Es reicht Lucifer!" Ich erkannte die Stimme sofort und selbst sein erscheinen überraschte mich nun nicht mehr. Lucifer ließ etwas locker und drehte sich etwas nach hinten, so dass ich meinen Retter auch mehr oder weniger sehen konnte.

Du solltest dich in meine Angelegenheiten lieber nicht einmischen Markus." Die Welt, die Lucifer aus Willensstärke erschaffen hatte sackte zusammen und wir waren wieder in dem vertrauten Zirkuszelt, dass ich allerdings nun mit ganz anderen Augen sah. 

„Sie ist für eure Pläne wichtig und sie können nicht riskieren sie zu verlieren. Es wäre für uns alle besser, wenn sie sie nun gehen lassen würdest." Markus Haltung zeigte ganz genau, dass er unterwürfig war, dennoch war sein Blick entschlossen und schien sich von seinem Vorhaben nicht abbringen zu lassen.

„Es wäre für dich besser, wenn du dich nicht gegen deinen Meister stellen würde." Lucifer sah mich wieder an. Seine Pupillen begannen sich langsam wieder zurück zu ziehen und auch sein Körper entspannte sich. Plötzlich sah ich allerdings etwas in seine Augen leuchten und er begann zu lächeln. Scheiße...

„Sie wollten die Sklaverei beenden, die ihr Meister in die Welt gebracht hatte und nun tuen sie genau das selbe. Als treuer untergebene kann ich das nicht zulassen." Bei Markus Worten wurde Lucifers Lächeln noch breiter und mein Herz begann seine panischen versuche aus meiner Brust zu fliehen.

Wer nicht hören will muss fühlen." Lucifers Körper begann sich nach vorne zu neigen. Verzweifelt und aus Panik vor dem was wohl kommen sollte begann ich zu zappeln, doch es brachte alles nichts. Ich konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen an mein Ohr legten und die verhängnisvollen Worte sprachen.

Saltare meum pusillum nigri saltator" Ganz leise und ruhig flossen die Worte von seinen Lippen in meinen Körper. In meinem Kopf hallten sie immer wieder und löschten jeden anderen Gedanken aus. Um mich begann sich alles wie in Zeitlupe zu bewegen, während mein Blick langsam von einem roten Schleier überzogen wurde. Lucifers Griff und Körper lösten sich von mir, doch ich rannte nicht weg. Wie festgefroren stand ich an Ort und stelle und musste zusehen, wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor.

Markus hatte nicht mitbekommen, was Lucifer Miriam ins Ohr geflüstert hatte, doch als er das Mädchen plötzlich los ließ wurde er dann doch stutzig. 

Es war dumm von dir dich mir zu widersetzen." Mehr sagte er nicht, doch es reichte schon, um ihn zu alarmieren. Die Augen von Miriam fixierten Markus und erkannte sofort die Leere mit denen sie ihn anschaute wieder. Er sah wieder zu Lucifer, der nur triumphierend lächelte.

„Wieso habt ihr das getan! Wollt ihr sie brechen?!" Markus schrie, weshalb er nicht gleich mitbekam, wie Miriam ihre Kampfhaltung annahm und auf ihn zu rannte. Er bemerkte es gerade noch rechtzeitig, so dass er Miriams ersten Angriff abwehren konnte. Lucifers Einfluss und seine Kraft hatten sie sehr stark gemacht. Hinzukam die Überraschung von Markus, die Miriam einen klaren Vorteil verschafften. Immer wieder sprang sie auf Markus, der sie nur abwehrte. Er durfte um keinen Fall das Kind oder die Mutter verletzten, sonst würde alles für das er gekämpft hatte für nichts gewesen sein.
Er kannte Miriam nicht besonders gut, doch schon ziemlich schnell hatte er mit ihr mitgelitten, vor allem als sie die Nacht zuvor wieder aufgetaucht war. Ihre Verwandlung war damals schon vollendet gewesen. Er hätte nichts mehr für sie tuen können. 
Miriam schnappte und langte nach ihm. In ihren Augen sah nun Markus das, was Lucifer immer so verabscheute. Eine willenlose Marionette, die ihrem Meister gehorchte ohne nachzudenken.
Eine ihrer Krallen bekam ihn zu fassen und riss ihn eine große Wunde über seine Wange. Er schrei und wand sein Gesicht ab, dann stieß er Miriam von sich. Die Wunde auf seinem Gesicht zu brennen und schien sich tiefer in sein Fleisch zu ätzen. Markus hielt sich die Wunde mit den Händen zu und spürte dabei, wie die ersten Tropfen seines warmen Blutes heraus tropften. 
Miriam wollte gerade zur nächsten Attacke ansetzen, als sie plötzlich zurück schreckte und von ihm zurück wich. Lucifer beobachtete das Geschehen gespannt, ohne sie weiter darin einzumischen. Es schien auf Markus beinahe so, als wäre all dies für ihn nur ein Experiment, dass er emotionslos beobachten konnte. Miriam hingegen begann mehr und mehr menschliche Reaktionen zu zeigen. Eine Hand legte sie vor Nase und Mund und schien sich so vor etwas abzuschirmen. Die Kälte und Leblosigkeit wich langsam aus ihren Augen. Markus war mehr als nur erleichtert.

Es war dieser widerliche und sehr aufdringliche Geruch, der mich wieder aus meiner Starre holte. Schnell hielt ich mir Nase und Mund leicht zu, um den Geruch auszusperren. Langsam löste sich der Schleier wieder von meinen Augen und ich bekam auch wieder das Gefühl meines Körpers zurück.
Ich hob meinen Blick und sah nur ein paar Schritte vor mir Markus, der eine Hand fest gegen sein Gesicht presste. Sein Blick wirkte erleichtert. Was ist passiert?

Die Frage beantwortete ich mir allerdings ziemlich schnell selber, als ich meine Hände sah. An meiner rechten Hand klebte Blut, dass mit großer Wahrscheinlichkeit Markus gehörte. Es verströmte den selben widerlichen Geruch. 
Lucifer entdeckte ich hinter mir. Sein Blicke wirkte kühl und distanziert, als würde ihn das alles nichts angehen.

„Wwwas ist passiert...?" Ich war bereits den Tränen nahe, da ich mir so ungefähr zusammenreimen konnte, was passiert war und was ich damit zu tuen hatte. 
Niemand antwortete mir und schließlich begann ich wirklich zu weinen. Wieso nur ich...

„Ees tut mir so leid..." Ohne einen weiteren Blick auch nur einen der Beiden zu widmen drehte ich mich um und lief aus dem Zelt. Ich will weg! Einfach nur weg!

So schnell ich konnte lief ich von dem Feld und die Straße entlang. Ich lief weiter und weiter bis ich nicht mehr konnte. Meine Lungen begannen zu brennen und mein ganzer Körper stoppte mich. Wieso nur ich! Warum kann ich nicht normal sein!

Ich sank am Gehsteig auf die Knie und weinte weiter. Meine Arme schlangen sich um meinen Bauch und ich versuchte irgendwie all das zu verstehen. Ist das alles meine Schuld? Warum musste ich dieses Los ziehen. Ich hasse es!


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