Zwei Tage später, pünktlich um viertel vor neun saßen Briseis und ich im Zug. Es war ein Inlandszug und erinnerte mich sehr stark an die neuen S-Bahnen in Wien. Wir würden noch ein, zwei Mal umsteigen müssen, bis wir zum richtigen Bahnhof. Dort würde uns dann Briseis Oma abholen.
Noch hielt sich meine Nervosität recht in grenzen, doch ich konnte spüren, wie sie mit jedem Meter den wir dem Zirkus näher kamen stärker wurde. Meine Eltern, oder besser meine Mutter hatte zum Glück schnell zugestimmt, dass ich fahren durfte. Briseis war noch mit zu mir gekommen und hatte mir beigestanden. Zunächst war meine Mutter einfach nur ganz hin und weg, von der Tatsache, dass ich als fast schon erwachsene nun endlich meine erste Reise unternehmen würde. Sie zögerte allerdings dennoch und überlegte zuerst, doch Briseis redete lang genug auf sie ein. Anita war ebenfalls sehr begeistert und begann mit mir dann gestern ganz begeistert zu Packen und ich ließ mich auch einwenig davon anstecken.
„Hei, Miriam." Briseis begann mit ihrer Hand vor meinem Gesicht zu wedeln und holte mich so aus meiner Trance.
„Tut mir leid. Ich war nur in Gedanken." Briseis setzte sich neben mich und lächelte mich an.
„Ich hab es bemerkt. Bist du nervös?"
„Einwenig. Noch hält es sich aber in grenzen." Ich begann etwas zu lächeln. Briseis legte ihren Arm um mich.
„Ich bin auf jedenfall für dich da." Ich nickte und begann mich zu entspannen. Plötzlich begann Briseis allerdings zu lachen und ich fuhr aus schreck zusammen. Briseis begann dadurch allerdings noch stärker zu lachen.
„Wieso lachst du den jetzt so?"
„Keine Ahnung. Ich dachte mir nur, dass ich die Stimmung damit etwas lockern könnte." Inzwischen begannen Briseis schon die Tränen zu laufen. Irgendwann konnte ich es mir selbst dann auch nicht mehr verkneifen und stimmte mit Briseis in den Lachchore ein. Die wenigen Leute, die sich in unserer Sichtreichweite befanden, begann uns anzusehen. Die halten uns sicher für total bescheuert.
Es dauerte noch eine ganze Weile bis wir uns wieder so richtig eingekriegt hatten. Keiner von uns wusste so recht, wieso wir eigentlich begonnen hatten lauthals los zu lachen, doch ich fand, dass es wirklich gut getan hatte. Schließlich schafften wir die erste Zugfahrt. Eine geschlagene halbe Stunde mussten wir dann am Bahnhof stehen.
Briseis lief in der zwischen Zeit zu eine der Bäckereien und wollte was zu trinken und essen holen. Ich bleib am Bahnhof, da sich in meinem Kopf eine Paranoia begann auszubreiten und ich befürchtete wir würden den Zug verpassen. Auf einer Bank, an unserem Bahnsteig, hatte ich mich niedergelassen und starrte hinauf in den Himmel. Ein paar verdächtige Wolken befanden sich am Himmel, dennoch schien es nicht so, als würde es noch regnen. Langsam bekomm ich mehr Panik. Nun gibt es kein zurück mehr. Wir fahren wirklich zum Zirkus. Ich werde ihn wieder sehen.
Der wilde Flügelschlag von Tauben riss mich aus meinen Gedanken. Hastig drehte ich mich um und sah wie etwas schräg über mir ein Vogel auf einen Mast landete. Es war eine beinahe schneeweiße Taube, die auf mich hinunter zu sehen schien. Ein unangenehmes Gefühl begann sich in mir breit zu machen. Ich fühlte mich von der Taube auf eine unangenehme Art und weiße beobachtet. Verschwinde kleine Taube. Kusch!
Ziemlich bald kam dann auch Briseis wieder und wir tranken einen Kaffe, während wir die letzten zehn Minuten auf den Zug warteten. Die folgende Zugfahrt war noch länger. Briseis hatte Karten mit genommen und so verbrachten wir fast die ganze Fahrt über mit Schnapsen. Ich hatte das früher oft mit meinen Eltern gespielt, doch ich war etwas eingerostet, außerdem brauchte ich eine Weile, um Briseis das Spiel zu erklären, doch dann hatten wir wirklich Spaß dabei. Wir beide waren allerdings Heilfroh, als der Zug endlich in unseren Bahnhof einfuhr. Eilig stiegen wir aus dem Zug und ich spürte bei jedem Schritt, wie sich mein Körper mehr anspannte. Ganz ruhig....
„Meine Oma hat gesagt, dass sie uns bei der Bushaltestelle abholt." Briseis nahm plötzlich meine Hand und begann mich in eine Richtung zu ziehen. Ich trottete schnell mit meinen Rucksack hinterher. Es war nur ein kleiner Bahnhof, weshalb wir sehr schnell draußen waren. Nur ein paar Meter vor dem Eingang entfernt befand sich auch die Haltestelle. Gemütlich wanderten wir dann zu der Station und setzten uns auf eine etwas abgenutzte Holzbank.
„Eigentlich hatte sie gemeint, sie würde gleich da sein." Wie auf Befehl fuhr plötzlich ein Auto zu uns heran. Es war ein bereits älterer, beige Wagen. Die Tür glitt langsam auf und eine ältere Dame stieg aus. Sie trug eine Art Cape in weichem beige und darunter ein enges Kleid, mit leicht ausfallenden Rock. Ihre Beine steckten in Hautfarbenen Strümpfen und dazu schwarze Pomps, mit nur ganz leichten Stöckel. Ihr Gesicht war leicht geschminkt. Briseis sprang sofort auf und umarmte die ältere Dame. Sie muss einmal eine wirklich schöne Frau gewesen sein.
„Hallo, Nana." Die Dame begann zu lächeln und legte ihre Hand ganz sanft für einen Moment auf Briseis Wange. Langsam wanderte der Blick der alten Dame zu mir. Sie musterte mich zuerst streng, doch dann wurde ihr Blick langsam weich.
„Du musst Miriam sein." Briseis löste sich von ihrer Oma und diese kam langsam auf mich zu. Höflich streckte sie mir ihre Hand entgegen und ich schüttelte sie natürlich sofort.
„Ja. Guten Tag." Die Dame begann zu lächeln und zu nicken.
„Nenn mich doch bitte Judith." „Okay, Judith." Ihre Hand gab meine wieder frei und sie ging zurück in ihren Wagen.
„So und nun kommt ihr Beiden." Briseis und ich ließen es uns nicht zweimal sagen und stiegen sofort hinten ins Auto. Die Fahrt dauerte etwa eine knappe Dreiviertelstunde. Langsam kam der Wagen dann zum stehen. Ich atmete noch einmal tief durch und stieg dann vorsichtig aus dem Auto. Wir standen vor einem kleinen Wohngebäude. Es war ein relativ kleines grünes Haus.
Langsem setzten wir uns in Bewegung. Briseis und ihre Oma gingen vor. Ich trotte langsam hinterher und versuchte die Panik etwas runter zu spielen. Das wird nicht einfach. Das wird wirklich nicht einfach.
Wir mussten eine Treppe hinauf und traten vor eine weiße Tür. Innen offenbarte sich eine überraschend modern eingerichtete Wohnung, mit viel Platz. Das Wohnzimmer, Esszimmer und die offene Wohnküche befanden sich in einem großen und hellen Raum. Unser Zimmer befand sich im Flur gegenüber von dem Badezimmer. Ihre Familie, dürfte auch nicht wenig Geld besitzen.
Briseis verzog sich mit mir direkt in das Zimmer, dass wir uns teilten. Hinter mir schloss sie die Tür und schmiss sich auf das Doppelbett, dass inmitten des Raumes stand.
„Endlich! Das alles war anstrengender, als ich zuerst gedacht hatte." Langsam richtete sie sich wieder etwas auf und stützte ihr Gewicht auf ihre Ellbogen. Sie begann zu lächeln.
„Aber jetzt sind wir endlich da." Langsam ging ich zu Briseis und sank neben ihr aufs Bett. Mein Körper war gespannt wie ein Bogen. Ich bin so unglaublich nervös.
„Wie fühlst du dich eigentlich?" Sie klang nun bedeuten ernster. Ich musste kurz durchatmen und versuchte mich zumindest etwas zu entspannen.
„Ich weiß nicht so recht....Ich bin wirklich sehr nervös." Briseis setzte sich nun ganz auf und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Das wird schon....Hast du eigentlich was dagegen wenn ich mit komme?"
„Ich dachte du wolltest mitkommen?" Du kannst mich doch nicht alleine lassen!
„Nein, also ja schon, aber so hab ich das nicht gemeint. Ich meinte ob ich dabei sein kann, wenn du mit ihm sprichst?" Sie klang wirklich besorgt. So gut es ging rang ich mir ein lächeln ab.
„Nein...es stört mich nicht unbedingt. Es ist nur so, dass ich selbst noch nicht so recht weiß, wie ich ihm entgegen treten soll. Ich weiß ja nicht einmal, ob er mich nun sehen will."
„Hey, schau mich an." Ich drehte mich langsam um und stieß auf Briseis ernsten Blick.
„Du wirst jetzt keinen Rückzieher machen. Wir sind schon fast da und den Rest des Weges schaffen wir auch noch. Denk einfach an das Ziel." Sie begann mich wieder breit anzulächeln. Ich ließ meinen Blick nach unten wandern, zu meinem größer werdenden Babybauch. Als ich Briseis wieder in die Augen sah musste ich lächeln, doch gleichzeitig wurden meine Augen auch etwas feucht.
„Danke, dass du mir hilfst."
„Gerne. Wir sind doch Freunde." Mit diesen Worten stand sie dann plötzlich auf und sprang vom Bett. Sie steuerte direkt auf meinen Rucksack zu.
„So und jetzt machen wir dich fertig." Oh nein...
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini