Ihre Stimme klang ernst und dennoch beschlich mich das Gefühl, dass es nicht das war, sie beschäftigte.
„Du solltest vielleicht auch deine Mutter anrufen. Ich halte es nämlich für besser, wenn wir noch eine Nacht bei meiner Oma bleiben, damit du dich etwas erholen kannst." Zuerst wollte ich ihr widersprechen und erklären, dass es mir gut ging, doch dann kam mir ein anderer Gedanke.
„Ja. Ist sicher besser." Vorsichtig fischte ich mein Handy, dass gegen mein Becken drückte, aus meiner Hosentasche. Kurz darauf hielt ich auch schon mein Handy gegen mein Ohr. Der erste dumpfe Ton erklang. Kurz darauf ein knacken und dann die Stimme meiner Mutter.
„Hallo, Mama...ähm...ich wollte nur Fragen, ob ich vielleicht noch eine Nacht bei Briseis Oma bleiben?" Kurz blieb es still und ich vermutete sie würde schon nein sagen.
„Briseis geht es nicht so gut und ich will sie nicht unbedingt allein lassen." Briseis warf mir einen überraschten Blick zu und kniff die Augen dann böse zusammen.
„Geht es ihr gut?!" Meine Mutter klang ernsthaft besorgt.
„Ja. Sie hat nur etwas falsches gegessen...darf ich also länger bleiben?"
„Geht es dir auch gut?" Sie klang nervös.
„Ja, mir geht es gut." Für ein paar Minuten blieb es dann wieder still.
„Na gut,...aber komm morgen nicht zu spät nach Hause."
„Mach ich. Tschüss, Mama!"
„Tschüss, Liebling." An meinem Ohr wurde es stumm. Ich nahm das silberne Handy von meinem Ohr und legte es auf meinem Schoß. Der Bildschirm war nun wieder ganz schwarz und einzelne Fingerabdrücke traten zum Vorschein. Briseis saß immer noch neben mir und wieder sah ich wie etwas fragendes in ihren Blick trat. Nun brannte es mir auf der Zunge sie zu fragen was sie beschäftigte, doch so recht gelang es mir nicht.
„Was ist eigentlich im Wald passiert?" Bei der Frage musste ich eine Augenbraue nach oben ziehen.
„Was meinst du?" Briseis begann etwas herum zu rutschen und sich umzusehen.
„Als ich dich heute zu Mittag wieder gefunden habe hielt dich Gabriel am T-Shirt und du hattest ganz rote Wangen und deine Augen haben regelrecht gefunkelt." Bei Briseis Worten huschte ein Bild durch meine Erinnerung, von meinem Augen im Spiegel.
„...ähm ich hab mir sorgen um Gabriel gemacht und bin deshalb in den Wald gelaufen... Er lag dort auf einem Baum und wir..." Ein weiteres Bild tauchte vor meinen Augen auf. Es war Gabriels erstaunter Blick und seine türkisen Augen, die mir so sehnsüchtig entgegen leuchteten. Gefolgt von dem Gefühl seiner warmen Lippen auf meinen. Leicht begannen dieses dann auch zu kribbeln. Ich sah wieder zu Briseis, die nun schon zu ahnen schien was passiert war. Die erwartete Reaktion blieb allerdings aus. Eher schien sie noch etwas zu betrüben. Nun wurde ich etwas neugierig.
„Wieso fragst du eigentlich?" Briseis Blick wendete sich ab. Sie schien noch zu denken.
„Als wir nach dir gesucht haben, kam er mir etwas komisch vor. Es kam mir schon beinahe so vor, als wollte er nicht, dass ich den Wald betrat, Als er dann später in der Tür des Wagens stand und dich am Boden knien sah, da schien etwas komisches in ihm vorzugehen. Ich kann es nicht so recht beschreiben. Es verursachte nur ein komisches Gefühl in meiner Magengegend. Er schien auch beinahe geschockt zu sein, als du auf ihn zu kamst. Seine Arme haben dich ganz fest an sich gedrückt, als du zusammengesunken bist. Man konnte fast meinem, dass du ihm gehörst. Er ließ niemanden in das Zimmer, als du noch geschlafen hast. Die ganze Zeit hat er dich nicht aus den Augen gelassen. Ich fand es schon beinahe etwas beängstigend. Wie ein Raubtier ist er die ganze Zeit um dich geschwirrt" Briseis lehnte sich zurück und sah hinauf an die Decke. Sie seufzte genervt.
„Ich glaube ich werde langsam paranoid."Nach einer weiteren Stunde lief ich wieder aus dem Wagon. Ich hatte mich etwas erholt und wollte mich nun daran machen ein paar meiner Fragen beantwortet zu bekommen. Auf dem Weg zu meinem Ziel begegnete ich Markus, was mir nun mehr als gelegen kam.
„Kleiner Schatten!? Was treibst du dich den hier rum?" Markus schien wie immer eigentlich relativ fröhlich und ausgelassen. Ich hingegen versuchte mir meine Nervosität nicht so stark anmerken zu lassen. Sei jetzt nicht feige...
„Hei, Markus...ähm kann ich dich einmal kurz um etwas bitten?" Markus schien überrascht, zumindest für einen kurzen Moment. Er willigte aber dennoch ein.
Eine weitere viertel Stunde verging. Ich saß inzwischen im Wald, auf einem alten, umgekippten Stamm und wartete. Die Wolken über meinem Kopf zogen sich immer dichter zusammen und färbten sich dunkler. Irgendwann waren sie dann pechschwarz. Es kam ein kühler Wind auf. Selbst wenn es allerdings an jenem Tag geregnet hätte, ich wäre trotzdem auf diesem Stamm sitzen geblieben. Zu viele Fragen waren aufgekommen und ich wollte endlich antworten haben, auch wenn sie nicht vollständig seien würden. Es fühlte sich an, als würde ich bereits eine Ewigkeit auf dem Stamm sitzen, bis ich dann schließlich leise, beinahe schleichende Schritte ein Stück hinter mir wahrnahm. Langsam erhob ich mich von dem Baumstamm und drehte mich herum. Mein Herz schlug beinahe schon automatisch schneller, als würde er jedes mal auf einen kleinen Knopf drücken. Ich stand immer noch hinter dem Baumstamm und Gabriel schien auch nicht vorzuhaben sich zu bewegen. Sein Körper lehnte sich langsam gegen einen nahestehenden Baum und sein Blick wurde nachdenklich. Ob er eine Vermutung hat warum ich ihn hergebeten habe?
„Willst du mir vielleicht sagen, was hier eigentlich los ist, Miriam." Seine Stimme war ganz weich und so beruhigend. So gut es ging versuchte ich mich unter Kontrolle zu halten. Er sollte mir einfach nichts anmerken.
„Ich wollte mit dir kurz über etwas reden." Mehr sagte ich nicht, doch meine Stimme klang schon jetzt ziemlich nervös. Ihm war das sicher nicht entgangen.
„Und dafür bestellst du mich extra in den Wald? Wir hätten das auch in meinem Wagen besprechen können. Das alles hier ist doch einwenig sehr wie Twilight, oder meinst du etwa nicht?" Ihn schien diese Tatsache sichtlich zu amüsieren. Bleib beim Thema!
„Kannst du nicht ernst bleiben." Mein Herz schlug schnell und ich konnte spüren wie meine Hände etwas zitterten. Gabriels Blick wurde hingegen ernst und er stieß sich von dem Baum ab. Ein paar einzelne Schritte kam er nun näher auf mich zu, doch dann blieb er wieder stehen, mit einer beinahe etwas finsteren Miene.
„Wieso?" Seine Stimme hatte einen etwas unangenehmen Unterton. „..." Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Im Geiste war ich das Gespräch in den letzten Minuten, wenn nicht sogar Stunde, mehrmals durchgegangen, doch mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Nervös wendete ich meinen Blick ab
. „Es ist wirklich wichtig für mich." Flehend sah ich ihn wieder an und konnte still beobachten, wie sich Gabriels Blick veränderte. Sein Blick fühlte sich komisch auf meiner Haut an. Ich schluckte und versuchte meinen Willen wieder zu finden.
„Seit einiger Zeit habe ich ganz merkwürdige Träume..." Langsam lief ich um den Stamm herum und kam ihn so zumindest ein kleines Stückchen näher.
„...Sie haben angefangen, als ich bei meiner Oma auf die alte Trauerweide gestoßen, bei der ich früher immer sehr viel Zeit verbracht habe. Als Kind habe ich nichts lieber getan und meine Oma hat mir erzählt, dass ich ihr früher immer Geschichten von Engel erzählt hatte, die ich dort getroffen hatte. Ich selbst kann mich allerdings nicht mehr erinnern..." Eigentlich hatte ich erwartet, dass er irgendeine Art von Skepsis äußern würde, doch er blieb still, was mir eigentlich noch unangenehmer war. Nervös faltete ich meine Hände und versuchte weiter zu sprechen.
„Diese Träume...ich...in ihnen sehe ich immer wieder Menschen und höre diese Stimmen, die mir sagen ich müsse mich erinnern. Um alles zu verstehe müsste ich mich erinnern, doch ich kann es nicht. Egal wie sehr ich es versuche. Diese Erinnerungen...sie scheinen wie ausradiert." Mein Körper bebte und ich konnte auch leichte Tränen in meinen Augen spüren. So gut es ging versuchte ich sie zu unterdrücken.
„Warum meinst du, dass ich dir dabei weiter helfen kann?" Seine Stimme klang ernst, doch etwas anderes hatte sich darunter geschlichen. Mein Bauch begann etwas unangenehm zu drücken, als würde dieses kleine Wesen in meinem Bauch fest zu treten.
„Mit alle dem tauchten auch immer wieder kleine Fetzten meiner Erinnerung auf, oder zumindest glaube ich, dass es so ist. Ich kann mich immer wieder selbst hören, wie ich mit anderen Spreche und heute habe ich gehört...Ich habe mich selbst schreien hören. Immer wieder habe ich laut und verzweifelt geschrien. Ich habe auch deinen Namen geschrien." Ich ging noch einen Schritt näher und versuchte seine Stimmung zu deuten. Sein Gesicht war ausdruckslos und dennoch schienen in seinen Augen Emotionen gerade durcheinander zu fliegen.
„Gabriel! Wieso habe ich deinen Namen geschrien?" Meine Stimme war sichtlich verzweifelt.
„Ich weiß nicht, was du von mir hören willst Miriam." Auch er kam nun einen Schritt näher.
„Sei einfach ehrlich zu mir. Sag mir was du mit meiner Vergangenheit zu tuen hast und warum ich deinen Namen so verzweifelt geschrien habe. Bitte..." Er wand den Blick ab und schüttelte den Kopf.
„Warum sollte ich dir die Wahrheit sagen, wenn du mir auch Sachen verschweigst!" Seine Stimme klang ernst und irgendwie auch verletzt. Ich wich einen Schritt zurück. Die Worte tuen weh.
„Ich hab dich nicht angelogen..." Meine Stimme war leiser als seine.
„Miriam." Seine Stimme klang plötzlich viel zu verführerisch.
„Du weißt genau so gut wie ich, dass du mir etwas verheimlichst. Wieso verlangst du von mir also Ehrlichkeit?"
„Warum tust du das?" Eine Träne lief nun meine Wange hinunter. Er schüttelte erneut energisch den Kopf und trat noch einen Schritt näher auf mich zu. In seinen Augen konnte ich schmerz erkennen.
„Manchmal bist du so unglaublich naiv. Du erkennst nicht was wirklich um dich passiert."
„Warum erklärst du mir es dann nicht? Lass es mich doch einfach verstehen. Ich will nicht länger unwissend sein." Gabriel begann spöttisch zu lachen und mit einem Mal wirkte sein Gesicht so voller Schmerz.
„Ich habe dir deine Erinnerungen nicht genommen. Es waren Scherge. Willenlose Heilige, die Meinen alles zu wissen und nicht einmal vor Verrat an Freunden zurück zu schrecken." Die Worte klangen schrecklich. Sie zerrten an meiner Brust.
„Gabriel. Bitte erklär es mir und versuch dich nicht heraus zu reden." Mehr Tränen begannen über meine Wangen zu laufen. Nein, nicht weinen!
Gabriel kam noch näher und legte eine Hand an meine Wange.
„Ihr Menschen seit wirklich so dumm. Tut euch selbst willentlich schlechtes an, obwohl man euch die Fähigkeit geschenkt hat. Ich kann nicht vergessen."
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini