Am nächsten Morgen war es dann so weit. Wir standen bereits ziemlich früh auf, da meine Eltern so früh wie möglich dort sein wollten. Sie hatten wahrscheinlich Angst, dass während der halbstündigen fahrt ihr Leben in Schutt und Asche liegen könnte, wenn sie nicht jeden Moment erreichbar währen.
Die Fahrt dürfte so etwa eine halbe Stunde gedauert haben und diese war laaaang. Wir fuhren mit dem neuen BMW, den sich mein Vater vor kurzem geleistet hatte. Er war außen schwarz und glänzend und innen säumte dunkles Leder die Sitze, was toll war, da man während der Fahrt immer so schön auf ihnen herum rutschte. Den Besuch auf der Kirmes konnte man sich damit dann auch sparen.
Während der gesamten Fahrt blickte ich nur stur aus dem Fenster. Meine Kopfhörer lagen fest an meinen Ohren und laute Musik von Lana del Rey drang an meine Ohren. Ich stand schon immer eher auf leicht melancholische gefühlvolle Musik, diese Vorliebe hatte sich dann in der letzten Zeit noch mehr verstärkt. Ich schätze mal, dass jeder, der die letzten Seiten gelesen hat sich denken kann wieso.
Landschaft zog an mir vorbei. Bäume verliefen in schmalen Streifen und Autos in allen Farben des Regenbogens zogen an uns vorbei. Langsam bog mein Vater in die Abfahrt ein und fuhr in einer Schleife hinein in die Stadt. Begrüßt wurde man von einem netten Schild und kurz danach türmten sich bereits die Werbeplakate. Eines davon erregte besonders meine Aufmerksamkeit.
„A place that perhaps you have seen in your dreams." stand in verschnörkelter Schrift auf dem Plakat und darunter groß in verrinnenden Buchstaben:
„CIRCUS FROM HELL."
Hm... klingt ja einladend. Wahrscheinlich ein Zirkus der mit den Ängsten und Paranoien der Menschen spielte. Wäh! So was war mir immer viel zu bieder. Ich war noch nie ein Fan von Horrorfilmen oder der Gleichen gewesen. Schon Geisterbahnen mied ich. Allerdings durchlebte ich bereits die letzten Wochen meine persönliche Hölle, was sollte es also noch geben vor dem ich mich zu fürchten hatte. Doch dann ermahnte mich meine Vernunft. Miriam was denkst du da! Es wäre wohl kaum empfehlenswert, wenn du da hingehen würdest! Meine Stimme der Vernunft besaß meist verblüffende Ähnlichkeit mit Anitas Stimme. Wir fuhren einmal quer durch die Stadt einen kleinen Hügel hinauf. Das Haus schien zwei Stöcke zu haben mit Dachboden und wahrscheinlich auch einem Keller. Der BMW hielt in der Einfahrt. Ich beendete die Musik und stieg aus dem Auto. Meine Eltern bewegten sich ebenfalls aus dem Auto und ich hörte sie einmal tief einatmen. Zusammen holten wir die Koffer aus dem Auto und rollten sie zur Tür. Ganz stolz zückte mein Vater den Schlüssel zum Haus und steckte sie ins Schloss. Man vernahm ein leises Klicken und die Tür sprang auf. Im Haus selbst roch es etwas muffig und ich erkannte auch bald wieso. Es dürfte bereits ein älteres Haus gewesen sein mit Möbeln wie sie bei meiner Oma in der Wohnung standen. Die Koffer stellten wir im Flur ab und begannen erstmal das Haus zu erkunden. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche, das Wohnzimmer, eine Abstellkammer, das Esszimmer und eine Garderobe für Mäntel Schuhe etc. Während meine Eltern das Erdgeschoss auf Herz und Nieren prüften, beschloss ich den oberen Stock zu erkunden. Hier befanden sich die Schlafzimmer. Drei insgesamt. Ich öffnete sie alle. Eins nach dem anderen. Das Erste war rot, braun mit blumengemusterten Tapeten. Bäh, scheußlich. Das Zweite war in Nutetönen gehalten mit teilweise rosa Ornamenten. Hm... auch nicht wirklich mein Geschmack. Zu guter letzt öffnete ich den letzten Raum. Dieses Schlafzimmer war in lapislazuli-blauen und weißen Tönen gehalten. Ein Himmelbett stand auf der linken Seite, dessen hellblaue Vorhänge waren an die Bettpfosten gebunden. Ich schmiss mich auf die lapislazuli-blaue Bettwäsche und schloss für einen Moment die Augen. Ja in diesem Zimmer würde es sich die nächste Zeit aushalten lassen.
Ich hörte wie die Tür aufging und öffnete meine Augen. Langsam setzte ich mich auf und blickte zur Tür. Meine Mutter war hereingekommen und musterte das Zimmer. Ein Lächeln begann sich auf ihren Lippen abzuzeichnen.
„Na wie es aussieht hast du dir wieder das schönste Zimmer ausgesucht." SIe blickte zu mir und ich erwiderte ihr Lächeln.
„Ja, sieht so aus." Auf meine Erwiderung nickte sie nur und schaute kurz in den Raum bevor ihr Blick wieder auf mich fiel.
„Du, mein Schatz, dein Vater hat heute noch etwas zu arbeiten und ich hab mir gedacht wir könnten doch etwas nettes nur zu zweit machen. Was meinst du?" Bei ihrere Frage begann sie mich hoffnungsvoll anzulächeln. Eigentlich könnte es ganz nett sein wieder etwas mit meiner Mutter zu unternehmen.
„Ja, gerne. Hast du an was bestimmtes gedacht?"
„Naja ich hatte gehört, dass ein Zirkus in der Stadt sein soll und ich hatte mir gedacht, wir könnten doch da hingehen." Es verwunderte mich doch zuerst ein wenig, dass meine Mutter in einen Horror-Zirkus gehen wollte oder vielleicht wusste sie gar nicht um welche Art von Zirkus es sich handelte. Sollte ich sie wohl darauf hinweisen? Ich beschloss es allerdings nicht zu tun. Wieso genau wusste ich selber nicht so wirklich.
„Klingt cool. Wann willst du denn da hin?"
„Ich hätte mir gedacht, dass wir in die Abendvorstellung gehen, dann haben wir noch einwenig Zeit, um uns etwas einzurichten. Was hältst du davon?"
„Klingt gut." Meine Mutter nickte freudig und verließ dann kurz darauf das Zimmer.
So, nun gut, du gehst also in diesen Horror Zirkus. Na das kann ja was werden.
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Pregnant
HorrorUnterschätze nie die Liebe einer Mutter für ihr Kind, vor allem wenn hinter der Schwangerschaft mehr steckt als zuerst gedacht. Pregnant- Geschichte eines Mädchens, der ersten Liebe und einer ungewollten Schwangerschaft, oder? Mini