Alles nur kein Knutschfleck

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Je weiter ich ging desto mehr begann ich meine Umgebung auszublenden, irgendwann nahm ich nichtmal mehr die Musik richtig war, die laut in meinen Ohren dröhnte. Ich blendete die Musik nicht unbedingt bewusst aus, eher war es so, dass mir so viel durch den Kopf ging, dass ich mich einfach irgendwann nur noch darauf konzentrierte.

Es ist ganz ruhig. Wirklich keine Menschenseele scheint sich hier auf diesen Weg zu verirren. Wäre ich gestern nicht zufällig hier her gerannt, um Gabriel einzuholen, dann hätte ich wahrscheinlich nie von seiner Existenz erfahren. Schon schade eigentlich. 

Ich frag mich schon woher Gabriel den Weg hierher gewusst hatte. Er scheint sich General sehr gut hier auszukennen, obwohl er doch auch noch nicht so lange hier seien kann. Muss schon komisch sein, wenn man in einem Zirkus lebt. Du reißt immer herum und fühlst dich eigentlich nie wirklich irgendwo zuhause. Zumindest wäre es sicher für mich so. Obwohl ich mich ja jetzt auch nirgends richtig wohl fühlte. Am ehesten vielleicht noch in der Ecke, in meinem Zimmer. In der rollte ich mich wahnsinnig gerne zusammen. Da hatte ich meinen Frieden, denn selbst wenn jemand in mein Zimmer kam dieser mich nicht sofort sehen konnte. 

Mein Blick glitt vorsichtig zu meinen Armen. Ganz sachte zog ich einen der Ärmel hoch und betrachtete den Arm. Um ihn war ein dünner Verband gewickelt. Ich konnte schon beinahe wieder fühlen, wie warmes Blut über meinen Arm zu fließen begann. Sachte strich ich mit einem Finger über den Verband. Ich hatte an jenem Abend, an dem ich bekanntschaft mit Sarahs Freund gemacht hatte, zum ersten Mal damit angefangen....


Der Stoff meines nassen Kleides klebte unangenehm auf meiner Haut. Der Stoff hatte sich  mit dem Wasser vollgesaugt. Meine Haare hangen in dicken nassen Strähnen an mir hinab und klebten auf meiner nackten Haut. Ich versuchte erst gar nicht sie weg zu streichen oder etwas in der Art. Es hätte eh nichts gebracht. Scheiße sah ich sicher so auch schon aus und ich hatte auch nicht mehr vor jemanden unter die Augen zu träten. 

Mein Körper saß in eine Ecke gequetscht in der Dusche und ich ließ das Wasser einfach über mich laufen. Das Wasser konnte ungehindert über mich hinweg fließen. Ich hoffte nur, dass es einfach alle mit sich tragen würde und irgendwann auch komplett verschwinden lassen, so wie mein Make-Up. 

Doch ich saß jetzt schon eine halbe Ewigkeit unter der Dusche und nichts änderte sich. Ich hatte nichtmal eine Ahnung wie lange ich schon da saß, vielleicht war es ne halbe Stunde, oder bereits eine. Doch dieses Gefühl wollte einfach nicht verschwinden. Mein ganzer Körper fühlte sich schmutzig an. Er schien nicht mehr zu mir gehören. 

Langsam hob ich den Arm und hielt ihn gegen das Licht. Einer meiner Nägel war eingerissen. Normalerweise trug ich meine Nägel nie besonders lang, doch ich war in letzte Zeit nicht dazu gekommen sie zu scheiden und Sarah meinte es stünde mir voll gut, da hatte ich es einfach gelassen.

„Ich find, dass sieht echt voll cool aus, einwenig wie Catwoman. Damit kannst du Jungen, die dir zu nahe kommen, die Augen auskratzten" Bei dieser Aussage hatte sie laut gelacht, dennoch hatten mir die Krallen nichts gebracht. Ich hatte es nicht geschafft sie von mir weg zu bekommen und irgendwann hatte ich dann einfach aufgegeben und sie machen lassen und hoffte einfach, dass es schnell vorbei seien würde. 

Ich ließ den Arm wieder sinken und blickte zu ihm hinab. Einige blaue Flecken zierten ihn. Sie taten nicht wirklich weh, doch sie waren beweise dafür, was er mit mir gemacht hatte und diese wollte ich nicht auf meiner Haut haben. Mit meinen Fingerkuppen fuhr ich darüber und versuchte sie einfach weg zu wischen, doch sie blieben an Ort und stelle. Ich begann fester zu rubbeln und rutscht aus. Einer meiner Nägel strich dabei über meine Haut und hinterließ einen Kratzer direkt über einen der Flecken. Er war nicht besonders tief und blutete auch nicht wirklich, doch er schien die Macht dieses Fleckes etwas zu mindern. Vorsichtig begann ich noch etwas über meine Arm zu kratzten. Zunächst blieben nur zarrt Rosa streifen, doch das reichte mir nicht. Sie sollten stärker seine und so die Kraft dieses Mannes über mich schwächen. Ich fuhr fester und fester über meine Haut und langsam begann die Kratzer tiefer zu werden und auch die ersten Tropfen Blut zu fließen. Sie flossen über die Flecken und schienen deren Farbe etwas blasser zu machen. Noch fester fuhr ich über meinen Arm und sah zu wie mehr und mehr Blut über meinen Arm floss. 

Langsam ließ ich nun wieder von meinem Arm ab und schaute nur zu wie das Blut floss. Es begann sich mehr und mehr mit dem Wasser aus dem Duschhahn zu vermischen. Es wurde verdünnt. Ich drückte meinen Kopf gegen die geflieste Wand und blickt etwas schräg nach oben. Ich sah genau auf den Henkel, mit dem man das Wasser an und ausdrehen konnte. Die Oberfläche spiegelte und ich konnte meine eigene Reflexion sehen. Ich saß lange nur einfach da hinauf und spürte das warme Blut an meinem Arm, da stich mir plötzlich etwas ins Auge. Ich wollte wissen was das war und richtete mich deshalb etwas auf und rutschte auf Knien näher. 

Nun strich ich die nassen Strähnen weg und neigte Leicht meinen Kopf. 

„Oh nein, das darf nicht sein." Ich war mir nicht sicher, ob ich die Worte nur dachte oder tatsächlich laut aussprach. Ich warf die Haare nach hinten und schaute genauer. Doch es war genau wie geahnt. Mit meine Finger strich ich sachte über meinen Hals zu meiner Schulter.  Tränen flossen wieder dick meine Wangen hinunter.

„Dieses Schwein." Ich ließ meinen Körper nach vorne fallen und schmetterte ihn gegen die  milchige Duschkabinenwand. Ein paar mal hämmert ich noch dagegen und ließ mich dann endgültig zu Boden sinken. 

Mein Hals war übersäht mit blauen Flecken, allerdings anderer Natur als diese, die ich am Arm hatte. Er hatte mir verdammte Knutschflecken verpasst. Er hatte sich das recht einfach genommen, doch ich wollte das nicht. Ich wollte das alles nicht. Nur ein Mensch, der dich liebte sollte einem Knutschflecken verpassen. 

Mit schnellen aggressiven Bewegungen fuhr ich über meinen Hals. Es war mir egal wie sehr es schmerzte. Sie sollten einfach nur verschwinden. Weg von diesem Körper, der eimal meiner gewesen war. 

Irgendwann ließ ich von meinem Hals wieder ab. Meine Arme sackten nun schwach Richtung Boden und ich lehnt meinen Körper nach vorne. Meine Stirn lehnte gegen der Milchglaswand und mein Atem ging schwer. 

Ich war müde. Erschöpft. Hatte einfach keine Kraft mehr....

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