Böse Erinnerung II

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„Raphael! Ihr seit unaufmerksam. Versucht euch wieder auf den Kampf zu konzentrieren." Die Stimme seines Freundes klang etwas genervt, doch er hatte recht. Raphael wurde seit einiger Zeit von eigenartigen Gefühlen geplackt und schaffte es nicht mehr wirklich sich auf anderes zu konzentrieren. Magaretha hatte das, nur Stunden zuvor, ihm auch schon vorgehalten. Raphael hasste es, dass es ihn dauernd andere darauf Ansprachen. Noch mehr allerdings störte es ihn, dass es wahr war und er aber nicht wusste, was er dagegen tuen sollte.
„Tut mir leid mein Freund...Im Moment fällt es mir schwer meine Gedanken zu ordnen." Sein schon sehr langer und mehr als nur treuer Freund steckte das Schwert weg und trat näher auf Raphael zu, dieser steckte ebenfalls sein Schwert weg. Sein Freund begann nun wirklich sich sorgen um den jungen Raphael zu machen. Der Schwertkampf war neben seinen Lektüren immer eine große Leidenschaft von Raphael und dass er sich in Zeiten wie diesen nicht konzentrierte bereitete nicht nur ihm Kummer. 

„Raphael...mir ist klar, dass ihr es vielleicht nicht mehr hören könnt, doch in Zeiten wie diesen kann sich keiner von uns es leisten Schwäche zu zeigen. Der Meister wird unsere Dienste benötigen." Milos Worte waren die eines wahren Kriegers. Raphael hingegen fand Auseinandersetzungen mit diesem Gefallenen immer mehr als lästig. Er hatte sich immer mit gutem Gewissen heraus gehalten, doch diese Angelegenheit verlangte von ihm sich einzumischen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob dieser „Krieg", wie es alle betitelten, nicht eher ein Streit zwischen zwei ehemaligen Gesellen. Einer von beiden zerfressen von Eiversucht. Wer von beiden das allerdings war, war ihm zu diesem Punkt schleierhaft geworden.

„Ich weiß Milo, dennoch.." Raphael seufzte genervt.

„Bin ich mir nicht mehr sicher, ob dies etwas ist in den sich unser Meister einmischen sollte. Mir ist zwar klar, dass die Beiden einst Gefährten waren, dennoch scheint mir dies doch eher der Streit zwischen zwei Kindern, die um ein belangloses Spielzeug streiten." Raphael wendete seinen Blick von Milo ab und sah durch eines der hohen Fenster in der Halle. In den Reflexionen des Lichtes in der Scheibe begann ein Bild zu entstehen.

„Wenn diese Beiden Kinder nicht aufpassen, dann zerstören sie es." Ein plötzlicher Schwall von Wut überkam Raphael. Er zog sein Schwert wieder aus der Scheide und schlug mit einem gezielten Schlag mit der eisernen Klinge, der ledernen Puppe neben sich den Kopf ab.

„Raphael! Beruhig dich!" Raphael war eines höheren Standes als sein Freund weshalb dieser ihn nur selten duzte. Es freute ihn allerdings immer wieder, wenn er es dann doch einmal tat.

„Ach Milo. Du bist mir immer ein treuer Freund gewesen, darf ich dir also eine Frage stellen, von der ich hoffe, dass sie nicht diesen Raum verlässt?" 

„Natürlich." Ein kleines Lächeln konnte sich Raphael dann, trotz seines schlechten Gemüts, nicht verkneifen.
„Hattest du schon einmal Gefühle? So wie die Menschen?" Milo schien die Frage nicht zu überraschen.

„Dir ist sicher klar, mein Freund, dass ich mit meinem Stand diese Welt bis jetzt nur einmal verlassen durfte und dies nicht lang genug um über Gefühle zu lernen, so wie du es einst konntest." Raphaels Blick wurde traurig und er wand sich wieder ab.

„Natürlich. Ich vergaß." Raphael ließ das Schwert, sein treuer, rachsüchtiger Freund, zu Boden sinken und ging näher auf das Fenster zu. 

„Etwas dunkles beginnt sich in dieser Welt und auch in der unseren Auszubreiten. Ich kann es ganz genau spüren." Milo legte sein Schwert mit samt der Scheide zu Boden und stellte sich neben seinen Freund.

„Dieses Mädchen...kann es sein, dass ihr euch kennt?" Raphael beantwortete dies ohne Milo anzusehen.

„Uns verbindet eine dunkle Vergangenheit. Ereignisse, die besser in Vergessenheit geraten. Bis vor kurzem waren sie in meinem Kopf stark verblasst, doch mit den Wochen in denen dieses Wesen begonnen hat ihre Fühler nach der Welt auszustrecken, scheinen auch die Erinnerungen wieder Farbe zu bekommen. Vielleicht wäre es allerdings besser gewesen sie wären dunkel geblieben." 

„Warum könnte er gewollt haben, dass sie sich an alles erinnert." Milo wusste nicht viel über die Tage von denen Raphael nie sprach. Nicht einmal eine Handvoll wussten noch davon. Neugierig waren allerdings alle.

„Seine Aufgabe machte es ihm beinahe zum Zwang sich unter ihnen aufzuhalten. Er erlernte dadurch sehr viel, mehr als ihm vielleicht gut tat. Etwas lernte sich zu sehnen und zu verlangen. Nun fordert sie dies und er bedenkt nicht mehr dabei, was dies für folgen haben kann."

Es war ein eigenartig nebliger Tag. Der Herbst war schon lange angebrochen und Mama hatte mich gezwungen eine Weste anzuziehen. Ich würde mich sonst verkühlen, hatte sie gemeint. In roten Gummistiefeln, grüner Strumpfhose, Latzhose und roter Weste lief ich in den Garten. Meine Eltern arbeitend im Haus und meine Oma hatte sich etwas hingelegt.
Wie so oft lief ich wieder zu der alten Trauerweide und hoffte Lu würde mich wieder besuchen. 
Als ich ankam war niemand zu sehen, was ich komisch fand, da Lu in der letzten Zeit immer schon auf mich gewartet hatte. Er saß dann immer auf der Schaukel und ließ ein Baum von dem Brett baumeln, wenn er mich dann sah begann er immer zu lächeln. Mein Herz schlug dann unglaublich schnell. Einwenig enttäuscht und dennoch voller Hoffnung setzte ich mich auf die Schaukel und begann hin und her zu schwingen. Natürlich so, dass ich den Baum gut ihm Blick hatte. 
Kühler Herbstwind blies um meinen kleinen Körper und lies mich einsehen, dass es doch eine gute Idee gewesen war, von meiner Mama, dass ich die Weste angezogen hatte. 

„So früh schon da kleine Prinzessin." Die Stimme kam von hinten und sein Atem kitzelte etwas an meinem Ohr. Ich drehte mich auf der Schaukel nach hinten.

„Lu!" Ich schlang meine Arme um seinen Hals. Er erwiderte meine Umarmung. 

„Wartest du schon lange?" Ich schüttelte enthusiastisch den Kopf. 

„Bin gerade erst gekommen." Lu begann breit zu lächeln und sich langsam um mich herum zu bewegen. 

„Dann ist ja gut." Er glitt in die Hocke und legte seine verschränkten Arme auf meinen kleinen Schoß seinen Kopf legte er dann darauf. So sah er mich dann von unten herauf an.

„Hast du heute auch wieder schöne Geschichten, die du mir erzählen willst?" 

„Ja! Ich war heute mit meiner Mutter einkaufen und da hab ich ein Buch gesehen. Das hatte Engel drauf, allerdings hatten diese weiße Flügel, so wie Uriel." 

„Hast du auch etwas darin gelesen?" Ich schüttelte nur den Kopf. 

„Oma war mit und gemeint ich solle mich beeilen. Draußen stand dann ein ganz komischer Mann vor dem Laden. Der hat mich und meine Mutter beobachtet. Er war irgendwie gruselig." Lu begann die Stirn etwas zu runzeln.

„Warum warst du den mit deiner Mutter nicht bei deiner Oma?" 

„Die ist noch schnell aufs Klo gegangen und Mama wollte raus Rauchen gehen. Kurz war ich auch alleine draußen, weil Mama wegen irgendetwas noch mal kurz rein musste. Es war aber nur ganz kurz. Der Mann ist dann auch zu mir gekommen. Ich glaube er wollte auch mit mir reden, doch meine Oma und meine Mama kamen da schon wieder raus. Er ist dann ganz schnell weggelaufen." Ich konnte spüren wie sich Lu etwas anspannte, als ich ihm von dem gruseligen Mann erzählte. Lu richtete sich langsam etwas auf und sah mir mit einem Mal ganz tief in die Augen. Mein Herz begann ganz schnell zu schlagen. Intuitiv drückte ich meine Hand fest gegen meine Brust, um zu verhindern, dass mein Herz heraussprang.

„Du solltest besser aufpassen Prinzessin. Weißt du es gibt Menschen, die nicht immer nur gutes von jemanden wie dir wollen." 

„Jemanden wie mir?" Er begann wieder etwas zu lächeln.

„Du bist etwas ganz besonderes und Menschen, wie dieser Mann, die bemerken das ganz schnell und können sehr gefährlich werden. Versprich mir, dass du besser auf dich aufpasst." Ich nickte, auch wenn ich nicht so recht verstand was er meinte. 

„Brave Prinzessin." Er lehnte sich näher zu mir heran und gab mir einen ganz leichten Kuss auf meine Stirn.

„Für dich Prinzessin. Ein kleiner Glücksbringer." Seine Lippen fühlten sich ganz warm auf meiner Haut an und die Stelle auf meiner Stirn begann leicht zu prickeln.

Mein Körper fühlte sich taub an und ich war so schrecklich müde. Ich lag auf etwas warmen. Es fühlte sich vertraut an. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nicht meine Augen öffnen. Ich hörte aus der ferne Schritte die näher kamen. Jemand schien es sehr eilig zu haben. Dumpf drangen mit einem mal zwei Stimmen an mein Ohr. Die Eine schien der Person zu gehören auf dessen Schoß ich anscheinend lag. Verstehen konnte ich allerdings keine von Beiden. Lange konnte ich mich allerdings nicht konzentrieren, da mein Körper schon langsam begann wieder komplett in Taubheit zu verfallen und mein Geist schien wieder in eine andere Welt abzudriften.

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Hey Leutchens,

Fasst schon 30K Stimmen :D

Also ich habe zum Glück diese Woche irgendwie heil überstanden und es dennoch nicht versäumt regelmäßig up zu daten.

Ich hoffe nur ich verwirre euch nicht zu sehr mit den verschiedenen Perspektiven und den Geschichten. So gut es geht werde ich versuchen alles aufzuklären ;)
Bin schon gespannt wie das Buch weiter verläuft. Weiß es selber noch nicht so genau, doch das Buch hat inzwischen an die 300 Seiten und irgendwann sollte es auch mal ein Ende geben. (Hoffentlich)

Hoffentlich gefällt euch das Kapitel und lasst wie immer gerne Kommentare und Stimmen da^^

Mini<3


Pregnant Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt