Hallo kleines Mädchen

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„Ist dir hier draußen nicht kalt, Schatz?" Ich drehte mich etwas nach hinten, als ich dich Stimme meiner Mutter hörte. Sie stand in der offenen Terrassentür und sah mich an. Ihr Blick wirkte müde und erschöpft. 

„Nein. Eigentlich finde ich es ganz angenehm zu frieren." Ich schenkte ihr ein seichtes Lächeln und wand meinen Blick wieder ab. Es war so schön dunkel und man konnte Sterne am Himmel sehen. Kühler, ganz seichter Wind strömte mir entgegen und verursachte eine leichte Gänsehaut. Mit einem Mal begann sich etwas warmes um meine Schultern zu legen. Verwirrt sah ich zur Seite und entdeckte eine Decke, die meine Mutter um meine Schultern gelegt hatte. Langsam setzte sie sich neben mich auf den Boden und sah ebenfalls in den Garten meiner Oma. Keiner sagte etwas, doch ich wusste, dass meine Mutter nicht einfach nur so nach draußen gekommen war. Sie will sicher was.

„Wann fahre wir eigentlich morgen?" Meine Mutter sah immer noch nach vorne und schien einen Moment lang zu überlegen.

„Wir werden irgendwann zwischen elf und zwölf fahren. Das können wir ja dann morgen noch festlegen." Nun hatte meine Mutter ihren Kopf in meine Richtung gedreht und lächelte. Ich versuchte es zu erwidern. 

„Meinst du Papa wird je damit klar kommen?" Meine Mutter war natürlich sofort klar was ich meinte und ich konnte hören wie sich leise seufzte. Vor einigen Tagen war mein Vater bereits zurück gefahren. Es gab Probleme im Büro und er musste deshalb den Urlaub früher abbrechen. Ich hatte es zuerst gar nicht mitbekommen, erst als er zum Abendessen nicht auftauchte begann ich mich zu wundern und nach zu fragen. Obwohl ich eigentlich beschlossen hatte das alles nicht so ernst zu nehmen, so tat es doch weh, dass er sich nicht bei mir verabschiedet hatte. Meine Mutter hatte versucht es runter zu spielen, doch besänftigt hatte mich das nicht wirklich.

„Sicher. Sein Stolz ist einfach nur etwas gekränkt, doch wenn das Kind erstmal wieder auf der Welt ist, dann wird er sich auch damit abfinden." Er wird es nur nie lieben können.
Es wurde mit einem Mal wieder Still und je mehr Zeit verging, desto mehr spürte ich, wie sich alles um uns herum anspannte. Ich war schon kurz davor einfach aufzustehen und wegzugehen, um der Anspannung zu entgehen, als meine Mutter plötzlich etwas sagte:

„Ähm, Schatz...wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, aber..." Die Stirn meiner Mutter legte sich leicht in Falten.

„Ich wollte es auch eigentlich nicht ansprechen, da ich warten wollte bis du es mir erzählst, nur..." 

„Was ist den Mama?"

„Ich dachte nur, dass du mir vielleicht erzählen willst,...wer eigentlich der Vater des Kindes ist?" Bei den Worten blieb mir beinahe das Herz stehen. Scheiße! Ich hatte gehofft, dass ich das irgendwie vermeiden könnte. Mama wäre sicher nicht begeistert. Ich glaube, dass sie ihn nicht wirklich mochte.

Ich wand den Blick von meiner Mutter ab und fixierte meinen Schoß. Für einen Moment schloss ich meine Augen und versuchte mich für einen Weg zu entscheiden. Ich könnte sie anlügen und einen Vater erfinden. Nur...eigentlich schäme ich mich ja nicht für Gabriel. Ich könnte ich auch die Wahrheit sagen, doch wenn sie dann austickt verliere ich vielleicht auch noch meine Mutter. Scheiße...

„Es...ist ein Junge, den ich wirklich sehr mag." Ich sah wieder zu ihr nach oben und meinte beinahe ein lächeln zu sehen. Vorsichtig legte sie einen Arm um meine Schulter und zog mich etwas näher heran.

„Du musst es mir nicht unbedingt sagen. Hauptsache du bereust es nicht." Sanft fuhr sie mit ihrer Hand über meine Schulter und legte ihr Kinn sanft auf meinen Kopf, der auf ihrer Schulter lag.

„Tu ich nicht." Auch wenn ich es nicht sah, so konnte ich doch spüren wie meine Mutter zu lächeln begann. 

„Schön. Eines Tages sagst du mir aber." Ich nickte. Mit einem mal spürte ich eine sanfte Berührung auf meinem Kopf.

„Und mach dir um deinen Vater keine Sorgen." Langsam lösten wir uns wieder voneinander. Irgendwann muss ich es ihr doch sagen.

Ich sank zurück auf die Steinterrasse und ließ die Beine angewinkelt. Der Boden war noch etwas warm, von den Tagen zuvor. Für einen Moment schloss ich wieder die Augen und bemerket wie wieder die verschiedenste Gefühle auf mich einbrachen. Keine Ahnung wieso meine Mutter in der letzten Zeit so ausgelassen ist. Heute ist es mir aber eindeutig zu gute gekommen. 

Es tat weh, dass ich es meiner Mutter nicht gesagt hatte, obwohl es eigentlich ganz einfach gewesen wäre. Nur leider hatte ich noch zu gut deren erste und auch letzte gemeinsam Begegnung miteinander in Erinnerung. Meine Mutter war wirklich komisch gewesen und ich hatte es ihr wahrscheinlich übler genommen, als nötig. Nur verstand ich damals ihre Reaktion nicht und jetzt hatte ich angst gehabt, dass sie noch schlimmer reagieren könnte. 

Ich legte mir den Arm über meine geschlossenen Lieder und seufzte genervt. Meine Augen begannen etwas zu brennen und ich drückte den Arm fester gegen meine Augen. Sei stark!

Es brachte allerdings nichts. Irgendwann konnte ich spüren, wie die erste Träne bereits begann meine Wange hinunter zu laufen. Schnell richtete ich mich also wieder auf und zog die Decke enger um meine Schultern. Mit vorsichtigen Schritten begann ich mich in die seichte Dunkelheit zu bewegen. Obwohl es schon sehr dunkel war konnte ich noch einiges erkennen, was mich doch wunderte. Langsam wanderte ich weiter und schreckte zusammen, als es hinter mir plötzlich begann zu rascheln. Schnell drehte ich mich um und sah noch wie ein Vogel, oder vielleicht sogar eine Fledermaus hinauf in den Himmel entschwand. Wolken waren aufgezogen und bedeckten ein paar der Sterne und nun erkannte ich auch den Grund, für meine gute Sicht. Auf dem Himmel stand groß und voll der Mond. Wieder einmal Vollmond.

Langsam löste ich mich wieder aus meiner starre und begann mich langsam weiter zu bewegen. Einzelnd liefen weitere Tränen über meine Wangen, doch zum Glück schaffte ich es den großen Fluss zurück zu halten. Die Decke hielt ich fest umklammert, so dass sie mir nicht von den Schultern rutschte. Der Wind wurde einwenig stärker und es schien auch bereits noch um ein paar Grad kälter geworden zu sein. Langsam ließ ich mich auf der Schaukel nieder und lehnte mich gegen die Seile. Das dumpfe Licht des Mondes erleuchtete den Baum und einen Teil der Wiese um mich herum, sonst war es dunkel. 
Ich begann mich etwas mit meinen Beinen anzutauchen. Langsam begann die Schaukel zu schwingen, wobei das Seil leicht an dem Ast scharrte. Kleine Teile der Rinde begannen sich vom Stamm zu lösen und auf mich hinunter zu rieseln. Genervt wischte ich die bröseln weg und hörte wieder auf zu schaukeln. 

Der Schleier der Nacht legt sich langsam über meinen Kopf und lässt mich erzittern.
 So verführerisch sie auch ist, doch genau so gefährlich.

Bei der Stimme begann sich mein Körper anzuspannen. Vorsichtig richtete ich mich auf und hörte ganz genau hin. Solange habe ich seine Stimme nicht mehr gehört.

Jeden Tag habe ich sie gesehen und Nachts verfolgte sie mich in meinen Träumen.

Zunächst nahm ich nichts und niemanden war. Ich dachte ich wäre allein, doch dann plötzlich wich die Kälte aus meinem Rücken und ich spürte die wärme eines Körpers. Mein Rücken war nun ganz durchgestreckt und ich traute mich nicht mich auch nur einen Millimeter zu rühren. 

Sie, so jung, so naiv.
Dennoch zieht sie mich an. 

So unbeschreiblich warm.

Die Stimme war warm und schlich sich langsam unter meine Haut. 

Doch sie kann mich zu sehen. 

Sie will mich nicht sehen.

Entlang meines Halses begann sich eine Gänsehaut zu bilden und langsam meinen Rücken entlang zu wandern. Warmer Atem streifte mein Ohr und mein Herz begann wie wild gegen meine Brust zu schlagen. Er schien es zu hören und begann leise zu lachen.

Doch ob sie mich auch vermisst?

Die Wärme wurde immer stärker und begann sich um meinen ganzen Körper herum auszubreiten. Ich krallte meine Finger fester in die Decke. Plötzlich begann die Schaukel ganz leicht zu schwingen und sich kaum merklich nach unten zu senken. Der Atem an meinem Ohr wurde stärker und begann sich auf meinen Nacken auszubreiten.

Hallo, kleines Mädchen.

Plötzlich spürte ich etwas warmes und feuchtes an meinem Hals. Die Stelle begann schon beinahe zu brennen. Was soll das!
Schnell sprang ich auf. Eine Hand drückte ich auf meinen Mund und versuchte nicht zu schreien. Mein Herz schlug in einem schnellen unregelmäßigen Tempo. Ich blieb wie eine Säule stehen und wartete darauf was als nächstes passierte.

Habe ich dich erschreckt?

Meine Angst schien ihn zu amüsieren. Ich kann mir das doch nicht alles einbilden! Diese Berührung war eindeutig echt! 

Wenn ich echt bin, warum siehst du mich dann nicht an?

Ich versuchte mich aus der Starre zu lösen und langsam herum zu drehen. Der Mond strahlte immer noch direkt auf den Baum und die Schaukel. Ich starrte eine Weile auf die Schaukel und begann nach einer Weile tatsächlich einen Schatten hinter der Schaukel zu sehen. Da ist jemand! Wie kommt der da hin?! Wieso habe ich ihn nicht schon früher bemerkt.
Wieso schaust du so entsetzt?

„Das kann nicht sein...Du kannst nicht echt sein." Ungläubig nuschelte ich die Worte vor mich hin, doch egal wie leise ich auch sprach. Er schien es dennoch zu hören. 

Wolltest du nicht, dass ich echt bin?

Hasst du dir das nicht so sehr gewünscht?

„Wer...wer bist du?" Meine Beine begannen ganz leicht zu zittern und ich wäre gerne verschwunden, doch ich konnte einfach nicht. 

Nein, nein, nein...noch nicht.

Ich möchte vorher noch etwas mit dir Spielen.

Das gefällt mir nicht.

Ich musste schlucken und wollte die Decke wieder enger um mich ziehen, da es um mich herum langsam kalt wurde. Allerdings befand sich keine Decke mehr um meine Schultern. Wo ist...

Mein Blick schreckte nach vorne und ich sah, wie der Schatten begann etwas hoch zu halten. Er begann es sich anzusehen und es leicht hin und her zu schwingen, als wollte er mich anlocken. Ich bin doch leine Katze!

Na, kleines Mädchen.
Willst du deine Decke wieder haben?

Er begann beinahe schon provozierend mit der Decke vor sich zu wackeln. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, doch ich glaubte, dass er lächelte. Er macht sich über mich lustig!

„Gieb...sie mir wieder..." Meine Stimme zitterte und klang sehr brüchig.
Komm zu mir und hol sie dir.

Seine Stimme klang herausfordernd und er schien mich provozieren zu wollen. Mein Knie zitterten immer noch, weshalb ich es lieber vermieden hätte ihm näher zu kommen. Ich kenne seine Absichten ja nicht. Er könnte ein Krimineller sein und sonst etwas mit mir anstellen, wenn ich ihm zu nahe komme.
„Das mach ich sicher nicht!" Meine Stimme klang panisch, doch ich versuchte nicht zu laut zu sprechen. Ich wollte nicht riskieren, dass meine Mutter etwas hörte.
Vertraust du mir etwa nicht?

Seine Stimme klang übertrieben freundlich und ließ mich noch nervöser werden.

„Wieso sollte ich? Du hast mir noch keinen Anlass gegeben."Ich konnte hören wie er leise lachte und sein Kopf sich langsam zur Seite legte. Der Typ macht mich wirklich nervös.
Ich sollte versuchen zu verschwinden, doch er wird mich wohl kaum wegrennen lassen. 

Manchmal ist sie doch so schlau. 
Lass uns verhandeln.

„Ich werde sicher nicht mir dir verhandeln!" 

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