ein verträumtes Lächeln

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„Bin wieder da!"  Bei den klang dieser Worte blickte ich hoch. Meine Mutter trat vollbepackt mit Armen voller Säcke ins Haus. Anita hastete natürlich gleich zu ihr und nahm ihr den Großteil ab. Auch ich stand langsam auf und ging auf sie zu. Meine Mutter erblickte mich natürlich sofort und strahlte mich an.

„Hallo mein Schatz." Ihre Arme schlangen sich fest und liebevoll um mich.

„Hallo, Mama." Ihre Arme lockerten sich und sie sah mich an.

„Na, hattest du einen schönen Tag?" Meine Mutter musste sehr gut gelaunt gewesen sein, sonst hätte sie sich eher in ihr Arbeitszimmer verzogen und mich nicht so bemuttert.

„Ja, war schon okay. Schule halt." Meiner Mutter nickte nur und strich eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Dann ist ja gut." Langsam ließ mich meine Mutter wieder frei und ging zu den Zahlreichen Tüten, die sie mitgebracht hatte.

„Heute kam die neue Kollektion an und ich habe ein paar Stücke mitgebracht. Du kannst dich ja mal durchprobieren, vielleicht ist ja was nettes für dich dabei." Ohhhhhh Mama.

Meiner Mutter machte das immer wieder. Alle paar Wochen brachte sie Kleidung und Accessoires aus ihrem Geschäft mit, damit ich es anprobieren konnte. Dieses Unterfangen nahm dann schon mal mehrere Stunden in Anspruch.

„Cool. Was hasst du denn so mitgebracht?" Meine Mutter begann so breit wie es nur ging zu grinsen. Ich erwiderte es, denn auch wenn es meistens ziemlich anstrengen wurde, so ließ ich das alles immer wieder über mich ergehen, damit meine Mutter zumindest glücklich war. Es ist auch ne ziemlich gute Ablenkung.  


Wir verbrachten mehrere Stunden damit Outfits zusammenzustellen und sie anzuprobieren. Meiner Mutter schien es sehr viel Spaß zu machen und ich tat es einfach. Am ende des Tages viel ich dann müde ins Bett und schaffte es auch irgendwann einzuschlafen.

Die folgende Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Mein Leben kehrte langsam wieder in sein altes Muster zurück. Ist die Frage ob das etwas positives ist.

Ich begann mich wieder mehr und mehr in mich zurück zu ziehen und versuchte so dieses Etwas, das Gabriel in mir hervor gebracht hatte einzusperren. Es sollte nicht weiter zerstört werden. 

Ich begann auch wieder damit meinen Körper zu zeichnen. Eigentlich wollte ich ja aufhören, aber... der Ekel kam einfach immer wieder zurück. Die Kratzer schienen aber zumindest etwas zu helfen,...zwar nur für kurze Zeit, aber besser ging es alle mal. Die Träume hatten allerdings aufgehört. Meine Nächte blieben Traumlos. Die Schule war aber auch schon Horror genug, da brauchte ich das wirklich nicht mehr in meinen Träumen. Allerdings sollte die folgende Samstagnacht eine Ausnahme bilden...


Wir waren übers Wochenende zu meiner Oma gefahren. Sie war eine alte schrullige Lady, doch ich mochte sie. Irgendwie halt. Immerhin war sie meine Oma. Es gab reichlich Kuchen und am Abend sogar ein Glas Sekt zum anstoßen auf den Geburtstag meiner Oma. Sie hatte genau zwei Wochen vor mir Geburtstag, weshalb sie mir auch meistens bei ihrer Feier mein Geburtstagsgeschenk schon gab. Wie immer lächelte ich dankend und begann dann das Papier aufzureißen. Es war eine kleine, schön schlicht verzierte Holzschatulle. Langsam umfasste ich den Deckel und öffnete die Schatulle. 

Innen war sie mit dunkel blauem Samt ausgekleidet und auf der Innenseite des Deckels lag ein Spiegel. Er war ebenfalls in einem ähnlichen Style verziert. Mit meinem Finger fuhr ich über den Samt. Er war ganz weich und die feinen Härchen kitzelten sachte unter meiner Fingerspitze. Als ich die Schatulle fertig begutachtet hatte, ließ ich den Deckel wieder zu gleiten. Das dunkle Holz begann, als Sonnenstrahlen drauf fielen, beinahe schon leicht schwarz zu glitzern. Sie ist wunderschön.

Mein Kopf wanderte wieder nach oben und ich richtete den Blick auf meine Oma. Sie lächelte.

„Vielen Dank, Oma. Sie ist...einfach wunderschön." Meine Oma nickte zustimmend und kam dann, zwar langsam aber dennoch auf mich zu. Einer ihrer faltigen Finger strich langsam über den Deckel.

„Dein Großvater hat sie gemacht." Ich sah sie an während sie sprach und erblickte sofort das verträumte Lächeln auf ihren Lippen.

„Er hat sie mir damals zu unserer Verlobung geschenkt." Sie begann leicht zu kichern.

„Seine Fähigkeiten als Familienmensch waren eher gering. Er war wahnsinnig schnell mit den Kindern überfordert, doch er hat sie sehr geliebt... Wir hatten kurze Zeit drauf auch schon geheiratet und ein paar Monate später erwartete ich schon unser erstes Kind..." Meine Oma schwieg und versuchte ihre Worte wieder zu finden. Ich konnte mir auch gut vorstellen wieso. Das erste Kind meiner Oma wurde damals tot geboren. Die Ärzte konnten sich damals nicht erklären wieso, doch meine Großeltern hatte es damals schwer getroffen. So ganz hatten sie sich wohl nie davon erholt.

„Du musst wissen... dein Opa hat es geliebt zu schreinern und kleine Kunstwerke zu erschaffen. Nach dem Tot von Damien hat dein Opa die Schatulle mit blauem Samt ausgelegt und den Spiegel eingebaut." Noch während sie sprach griff meine Oma nach der Schatulle und öffnete sie. Sie hielt sie so, dass ich gut hinein sehen konnte. Mit ihrer Hand drückte sie vorsichtig an die Rückwand der Schatulle. Ein leises klicken ertönte und die Wand sprang heraus. Die einstige Wand gab nun ein kleines verstecktes Fach frei. Mit leicht zitternden Händen griff meine Oma hinein und holte zwei kleine schwarzweiße ausgeblichene Fotos heraus. Sie reichte sie mir und ich begann sie genauer zu betrachten. Auf einem davon standen eine Frau und ein Mann. Sie wirkten noch sehr jung, wahrscheinlich etwa Anfang zwanzig. Der Mann hatte die Arme um den Bauch der Frau geschlungen und spreizte die Finger über den bereits vorhanden Babybauch. Sie wirken so glücklich. 

Auf dem zweiten Foto befand sich das Bild eines kleinen Mädchen. Sie hatte zwei Zöpfe und grinste breit in die Kamera. Einer ihrer Zähne fehlte, doch das schien sie nicht zu stören. 

„Er hat sich auch noch die Zeit genommen dieses kleine Fach einzubauen und ein Foto von unserer Familie hineingelegt...So hatte ich das Gefühl, dass Damien noch immer bei mir war. Das zweite Foto habe ich um einiges später hineingelegt. Das ist deine Mutter."

Ich blickte sie verwundert an. Das Foto ähnelte aber nun überhaupt nicht meiner Mutter!

Meine Mutter war normalerweise immer sehr darauf bedacht perfekt auszusehen. Keine Strähne durfte schief liegen und keine falsche Falte in der Kleidung vorhanden sein. Das Mädchen auf dem Foto allerdings trug zwei unterschiedlich große Zöpfe. Einzelne Strähnen hangen ihr wild ins Gesicht und ein Zahn fehlte. 

Meine Oma schien meine Verwunderung zu bemerken und begann wieder zu kichern. 

„Ja, sie hat sich schon ganz schön verändert."

„Oma, das ist zwar wirklich lieb von dir, aber ich kann das einfach nicht annehmen. Sie ist dir doch s wichtig..." Meine Oma schüttelte den Kopf.

„Ich habe sie nun schon so viele Jahre und möchte nun endlich mit alle dem Abschließen. Vor allem finde ich kannst du sie vielleicht besser gebrauchen, deshalb möchte ich sie dir auch schenken." Meine Oma nahm mir die Fotos wieder ab und steckte sie zurück ins Geheimfach. Vorsichtig schloss sie sowohl das Fach, als auch die Truhe und überreichte sie mir. Danken nahm ich sie an.


Am Abend ließ ich mich dann schwer ins Bett fallen. Ich bin so voll!

Vorsichtig drehte ich mich im Bett umher, bis ich irgendwann eine Position fand, in der es sich gut schlafen lassen würde. Mein Blick fiel nun direkt auf die Schatulle, die auf meinem Nachtkästchen stand. Meine Gedanken schweiften zu meinem Großvater. Ich hatte ihn eigentlich kaum gekannt. Er starb bereits als ich noch sehr klein war. Wenn ich richtig schätze war ich so etwa drei oder vier Jahre alt. Als Kind hatte ich mir oft gewünscht er wäre noch hier und ich könnte ihn besser kennen lernen, doch so war dem nunmal nicht. Er musste meine Oma sicher sehr geliebt haben, denn er schien sich wirklich mühe gegeben zu haben. Sein Talent war schwer zu verkennen. Eigentlich schade, dass das heute kein Junge mehr für einen machen würde. Wahrscheinlich konnten die meisten so etwas nicht einmal. 

Ich ließ die Gedanken diesmal einfach weiter laufen ohne sie nieder zu drücken. Es war ein komisches Gefühl. Das letzte an was ich dachte bevor ich einschlief war mein erstes richtiges Gespräch mit Gabriel. 

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