Kapitel 52
Liebe
auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen
Erschrocken fuhr Hermione aus dem Schlaf auf. Sie war in ihrem Bett im Gryffindorturm. Sie war in Sicherheit. Noch immer saß ihr der Schock in den Knochen. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie ihm-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden und er war ein Monster gewesen. An ihm war nichts menschliches mehr. Trotzdem, sie war entkommen. Er hatte sie nicht gefoltert und er hatte auch nichts in ihrem Verstand gelesen. Draco hatte sie gerettet. Draco hatte sie getötet. Sie hatte ihm in dem Moment in die Augen geblickt und diese Augen waren leer gewesen. Leer ohne eine einzige Emotion darin und dann hatte er sie getötet. Er hatte auch Bellatrix getötet und...
Hermione zog die Decke wieder etwas höher und versuchte das Frösteln zu unterdrücken. Draco hatte noch jemanden getötet. In der linearen Zeit. Etwas das er ihr nie gesagt hatte. Etwas das er ihr verschwiegen hatte. Draco war ein Mörder.
Hermione schlang ihre Arme um ihren Körper und konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen. Irgendwie fühlte sie sich verraten. Ein Schlammblut verraten von einem Todesser. Was für eine Ironie. Sie hätte es doch ahnen müssen. Hätte ihn nicht so leichtfertig mögen dürfen. Sie hatte ihn viel zu nah an sich herangelassen. Ihr Herz zog sich zusammen und die Tränen rannen ihr über die Wangen. Schluchzend verkroch sie sich unter ihrer Bettdecke, als könnte sie sie beschützen.
Lavender und Pavati standen auf und verließen den Turm, um zum Frühstück zu gehen, doch irgendwie konnte Hermione sich nicht überwinden aufzustehen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wenn sie Draco gegenüberstand. Konnte sie ihn noch genauso behandeln wie vorher? Sie hatte gewusst, dass er das Dunkle Mal hatte. Aber ihr war nie die wirkliche Bedeutung dessen aufgegangen, was es bedeutete. Wie naiv sie doch gewesen war.
Hermione wusste nicht wie lange sie in ihrem Bett gelegen, Krummbein gestreichelt und nachgedacht hatte, doch irgendwann hörte sie ein Geräusch am Fenster. Hermione sah auf und wünschte sich sie hätte es nicht getan. Dort war Draco. Er schwebte mit seinem Besen vor ihrem Fenster und gab ihr ein Zeichen es zu öffnen.
Einen Moment war sie versucht ihn zu ignorieren. Sie war versucht sich einfach umzudrehen und so zu tun, als würde sie ihn nicht hören, aber das war ungerecht ihm gegenüber. Sie hatte ihn durchaus gehört. Sie hatte alles gehört. Draco hatte nie ein Mörder sein wollen. Sie hatten ihn dazu gemacht. Sollte sie sich nicht wenigstens seine Version der Geschichte anhören.
Zögerlich stand Hermione auf. Der Steinboden unter ihren nackten Füßen war eiskalt als sie zum Fenster ging und es öffnete. Draco landete neben ihr auf dem Boden. Sein Besen klapperte achtlos zu Boden als er sie stürmisch an sich zog.
„Ich wollte dich nicht töten, aber es war der einzige Weg. Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich foltern", wisperte er an ihren Haaren und drückte sie fest an sich.
Hermione brauchte einen Moment, um ihre Gefühle zu ordnen und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Unter dem Reiseumhang trug er nur ein dünnes Shirt und sie konnte spüren, wie sein Herz raste. Sie vergrub ihre Nase an seiner Brust und atmete seinen wohligen vertrauten Geruch ein. Warum fühlte es sich so gut an. Es durfte sich nicht so gut anfühlen bei ihm zu sein.
Wie in einem entfernten Echo hörte sie Bellatrix hohe kreischende Stimme in ihrem Kopf widerhallen. „Mörder" Und umso länger Hermione dieses Wort in ihrem Kopf wiederholte, umso mehr begann sie zu zittern. Draco war ein Mörder.
Sie löste sich etwas von ihm. Sah zu ihm hoch. Musterte sein Gesicht. Die eisgrauen besorgten Augen. Die leichten Bartstoppeln, weil er heute Morgen aus dem Schlafsaal gestürmt war, ohne sich zu rasieren. Seine feinen platinblonden Haare die so wahnsinnig weich waren. Sie kannte jedes Detail seines Gesichts. Es veränderte sich nicht. Es war immer das gleiche und doch konnte sie sich nicht daran satt sehen. Dieser Mann, der ihr so wahnsinnig vertraut war, hatte einen Menschen ermordet. Kaltblütig hingerichtet, um einem Monster seine Treue zu beweisen. Sie wünschte sich sie konnte es sich nicht vorstellen. Aber die Wahrheit war, sie traute es ihm zu. Sie hatte seine Augen gesehen, als er sie letzten Zyklus getötet hatte. So leer, so emotionslos, durchdrungen von starker Okklumentik und der Beherrschung der Dunklen Künste. Snape hatte sie gewarnt, ganz am Anfang. Draco war in der Lage ein Teil seiner Persönlichkeit zu verleugnen. Sie hatte die Warnung nur nicht verstanden.

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Surreale Zeitschleife
Fanfiction[Erotik - Fanfiction] Gegen ihren Willen findet sich Hermione Granger in einer Zeitschleife wieder. Gezwungen immer und immer wieder die gleichen Tage zu durchleben, verliert sie sich in den Wirrungen zwischen Realität und Fiktion. Bis sie auf Draco...