Definition

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Kapitel 105

Definition

Selbsteinschätzung, Selbstverständnis


Es vergingen ein paar Zyklen, bevor sie es tatsächlich nach Kreta schafften. Draco brauchte eine Weile, um den Besuch bei seinem Bruder zu verarbeiten. Hermione bemerkte, dass er sich abends, wenn sie in ihrem Lieblingshotel in Paris im Bett lagen, den Laptop nahm und zu Gangkriminalität in Hackney recherchierte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie machte sich auch Sorgen um seinen Bruder.

Nebenbei hatten sie weiter zu dem Dunklen Mal recherchiert und Hermione hatte die Idee gehabt, das Wasser der Quelle des Lebens intravenös zu spritzen. Ganz lokal an genau die Stelle, an der das Dunkle Mal war. Das hatte das Ergebnis, dass das Mal tatsächlich verschwand. Für ein paar Sekunden, hatten sie wirklich gedacht, es würde funktionieren, doch dann war das Mal zurückgekehrt und es war ein frustrierender Rückschlag gewesen.

Jetzt steckte Hermione ihre Füße in den rötlichen Sandstrand an einem südwestlichen Flecken Kretas und genoss die warme Sonne, die ihr auf die Haut schien. Manchmal war es schwer zu realisieren, dass die triste Düsternis Englands, mit seinem vielen Regen und den Dementoren, die überall umherschlichen, zeitgleich war mit dem gleißenden Sonnenschein hier an diesem Strand, nur ein paar hundert Kilometer weiter.

„Der Sand ist hier so rötlich wegen der Muscheln. Jetzt wo ich hier bin, kommt mir vieles bekannt vor. Aber ich hatte schon fast wieder vergessen, dass es diesen Familienurlaub gegeben hatte", sagte Draco und lehnte sich auf einen Arm, um Hermione anzusehen.

„Mein zehntes Lebensjahr", sagte Hermione und sah zu Draco der neben ihr lag. „Ich kann mich noch an kaum etwas davon erinnern. Es gibt ein paar große Dinge, die passiert sind, die alles überschatten. Die restlichen Erinnerungen verschwinden im Hintergrundrauschen des Alltags. Ich glaube nicht, dass du es absichtlich verdrängt hast. Aber dein Verstand hatte andere Prioritäten."

„Gut möglich", seufzte Draco und setzte sich auf. Er blickte auf das Dunkle Mal auf seinem Arm. „Ich wünschte nur wir würden einen Weg findet das Ding loszuwerden. Ich traue mich kaum Pläne für die Zukunft zu machen, weil ich nicht weiß, ob ich es jemals loswerde. Ob es überhaupt einen Weg gibt."

„Draco", sagte sie und griff nach seinem Arm, sodass das Dunkle Mal zwischen ihnen zu sehen war. „Selbst wenn wir es nicht schaffen es loszuwerden. Wenn du-weißt-schon-wer besiegt wird, dann ist es ohne Bedeutung. Es gibt immer mehrere Wege ihm zu entkommen."

„So einfach ist das nicht", sagte Draco niedergeschlagen. Er zog Hermione zwischen seine Beine und schlag die Arme um ihren Oberkörper. Sie spürte das Heben und Senken seiner Brust an ihrem Rücken.

„Mir bleiben drei Wochen, um Dumbledore zu töten und wenn ich es tue, dann ist das nichts, was sich irgendwie verbergen lässt. Nichts, aus dem ich wieder rauskomme. Wenn ich Dumbledore töte, dann werden alle wissen, dass ich ein Mörder bin." Draco klang bitter und Hermione wusste, dass er Recht hatte. Sie spürte das drückende Gefühl in ihrer Brust, dass seine Worte hinterließen. Es stand im starken Kontrast zu dem strahlend blauen Himmel und dem Sandstrand.

„Aber ich weiß auch, dass ich nicht unter den Dunklen Lord dienen kann, Myonie. Ich kann es nicht. Der Dunkle Lord ist ein Psychopath und um ihm dienen zu können, müsste ich ebenfalls ein Psychopath werden. Um von ihm anerkannt und als wichtig empfunden zu werden, müsste ich alles, was in mir noch gut ist aufgeben und das will ich nicht."

Hermione hörte die Anspannung in seiner Stimme und wollte sich zu ihm umdrehen, doch Draco hielt sie weiterhin fest. Sie spürte seinen Kopf an ihrem und wie er über ihre Schulter aufs Meer blickte.

Surreale ZeitschleifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt