Pflicht

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Kapitel 88

Pflicht

etwas, was zu tun jemand als eine (innere, sittliche, moralische) Verpflichtung ansieht, was seine eigenen bzw. die gesellschaftlichen Normen von ihm fordern

„Zieh dir deine Kapuze über. Keiner muss wissen, wer du bist", wies Draco Hermione an und sie gehorchte. Dann öffnete er die Tür und vor ihnen offenbarte sich ein mit grünem Marmor ausgekleideter Gang. So unscheinbar die Rückseite des Gebäudes auch gewirkt hatte, umso pompöser war der Eingangsbereich. Mehrere Kamine waren an den Seiten eingelassen, um den Mitarbeitern das Reisen per Flohnetzwerk zu erleichtern. Sie gingen den Flur entlang, direkt am Empfang vorbei. Draco nickte der Hexe zu, die dort saß und sie nickte zurück. Sie stiegen eine Treppe hinauf und besorgte und neugierige Blicke folgten ihnen.

„Die Stimmung ist schlecht", sagte Draco leise an Hermione gewandt. „Es gab mehrere Durchsuchungen in den Vergangenen Monaten und seit Großvater tot ist und Vater im Gefängnis sitzt sind sie praktisch führerlos. Ich habe ein paar Details mit Mutter und der Führungsetage geklärt. Welche Schritte wir wegen des Kriegs unternehmen. Aber ich habe nicht den kompletten Überblick über alles. Es ist ein Desaster."

Es war mehr als ein Desaster. Es war eine reine Katastrophe. Noch vor einem Jahr hatten sich zwei erfahrene Männer um wegweisende Entscheidungen gekümmert und jetzt war da nur noch er. Seine Mutter hatte keine Ahnung davon, was alles in Lacock Abby geschah und das hatte sie vorher auch nie gemusst.

„War dein Vater am operativen Geschäft beteiligt?", wollte Hermione wissen, doch Draco verneinte.

„Es gibt mehrere Geschäftsführer, denen immer ein Teilbereich untersteht. Nur wichtige Entscheidungen werden von der Familie abgesegnet. Wir geben sozusagen den Kurs vor. Aber alle sind besorgt. Ich meine, wir haben Krieg. Sie sind ohnehin besorgt."

„Das der Inhaber in Askaban sitzt hilft sicher nicht", fügte Hermione hinzu und Draco schnaubte.

„Nein. Leider nicht. Vielleicht ist es ein Segen, dass ich jetzt volljährig bin. Falls ich das alles überlebe, gibt es viel Arbeit aufzuholen."

Falls er das alles überleben sollte, würde es wahrscheinlich Jahre dauern den Schaden, den der Dunkle Lord und die Inhaftierung seines Vaters angerichtet hatten wieder gerade zu biegen. In Momenten wie diesen, war er der strengen Erziehung durchaus dankbar. Sie ließ ihn wenigstens verstehen, wo genau Handlungsbedarf bestand und was gut lief. Zu wissen, was man tun musste, half enorm herauszufinden, wie man es tat.

Draco spürte, wie Hermione wieder nach seiner Hand griff und ihn aufmunternd anlächelte. Er lächelte automatisch zurück. Er mochte es eindeutig sie lächeln zu sehen. Und auch wenn es seine Probleme nicht löste, machte es doch die Welt um ein Vielfaches schöner.

Hermione hätte Draco gerne etwas tröstendes gesagt, aber gerade fiel ihr nichts ein. Also griff sie nach seiner Hand und lächelte ihm aufmunternd zu. Jetzt gerade war sie ziemlich froh, dass ihre eigene Familie so groß war. Es gab immer genug, die das Geschäft am Laufen hielten. Selbst wenn einer ausfiel. Leider auch einer der Gründe, warum ihr Großvater versuchte alle bei der Stange zu halten. Einfach damit sie nicht so vulnerabel wurden. Ihre Familie war viel mehr in das operative Geschäft verwickelt als die Malfoys. Erst mit dem Alter, nachdem sie alle die Geschäfte kennengelernt und den Ablauf verinnerlicht hatten, würden sie in den Aufsichtsrat aufrücken.

Zusammen gingen sie zwei Stockwerke hoch und bogen dann nach links in einen weiteren Gang ein. Große Spitzbogenfenster erhellten den Flur und Hermione wurde klar, dass es die zugemauerten Fenster waren, die sie von außen gesehen hatten. Draco ging bis fast zum Ende des Gangs und hielt vor einer Tür. Hermione entdeckte eine goldene Plakette. Henry Gilmore, Geschäftsleitung In- & Export, stand darauf.

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