vermissen

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Kapitel 96

vermissen

sich mit Bedauern bewusst sein, dass jemand, etwas nicht mehr in der Nähe ist, nicht mehr zur Verfügung steht, und dies als persönlichen Mangel empfinden


In den darauffolgenden Zyklen kehrten sie noch ein paar Mal in diesen Berg im Himalaja zurück, mit dem frustrierenden Ergebnis, dass immer, wenn das Mal verschwand, Draco starb. War die Dosis so gering, dass das Mal vorhanden blieb, so überlebte er. Es war zum Verzweifeln. Draco hatte das Gefühl, dass sie der Lösung so nah waren und doch schienen sie noch unendlich weit entfernt.

Frustriert lag Draco auf dem kaputten Ravenclaw Bett im Raum der wünsche und wartete auf Hermione. Den letzten Zyklus war er unter Schmerzen gestorben, nachdem sie versucht hatten das Wasser der Quelle des Lebens in einem Trank zu verarbeiten. Sie kamen so nicht weiter. Sie mussten tiefer in den untiefen der Dunklen Künste recherchieren, wenn sie vorankommen wollten.

Doch gab es einen Gedanken, der Draco nicht losließ. Im letzten Zyklus hatten sie sein Blut für den Trank gebraucht und als er den Tropfen gesehen hatte, hatte er aus unerfindlichen Gründen an Fred Weasley denken müssen. Weasley und seinen dämlichen Blutzauber. Er war es seinem Bruder schuldig nach ihm zu sehen, hatte er gesagt und da war noch etwas anderes. Etwas, was ihn nie ganz losgelassen hatte.

Es beherrschte ihn umso mehr ihm bewusst wurde, wie groß der magische Eingriff in seine Seele war. Draco konnte nicht umhin sich zu fragen, wie groß der Einfluss auf ihre immer extremer werdenden Sexspiele wurde. Sie wurden extremer, dass sahen sie beide. Manchmal wartete er darauf, dass Hermione ihm Einhalt gebieten würde. Seine Begierden zügeln, aber sie tat es nicht. Sie wollte mehr und er war nur zu bereit ihr mehr zu geben. Immer wenn sie darüber sprachen, wenn sie reflektierten, was geschehen war, wie sie sich dabei gefühlt hatten wurde ihm bewusst, dass sie immer mehr abrutschten und keiner von ihnen wollte wirklich gegensteuern. Gegensteuern hieße sich etwas zu verbieten, was er wollte, was er genoss und sich in das enge Korsett von Anstand und Moral zu zwängen. Es würde ihn sein restliches Leben begleiten. Er wollte sich nicht auch die letzte bisschen Freiheit nehmen, solange er es hatte. Trotzdem, die Angst blieb. Die nagende Frage die ihm keiner zu seiner Zufriedenheit hatte beantworten können. Wie viel von ihm selbst, war noch in ihm.

Vielleicht könnte ihm sein Bruder eine Antwort auf diese Frage geben. Sie waren immerhin Zwillinge. Keine eineiigen Zwillinge, aber doch nah genug, als dass er sich vielleicht selbst in ihm finden konnte. Draco hatte keine Ahnung, aber er war verzweifelt und verzweifelte taten manchmal verzweifelte Dinge.

„Alles okay?", fragte Hermione, als sie sich neben ihm auf das Bett setzte. Draco hatte sie gar nicht bemerkt.

Ohne zu antworten, wandte er sich zu ihr um und vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß. Sie strich ihm mir ihren wundervollen Fingern durch die Haare und er grunzte zufrieden. Drückte sich näher an sie und genoss es einfach nur da zu liegen und von ihr gestreichelt zu werden. Sie war so wundervoll. Weich und sanft und gleichzeitig stark und eine Kraft auf die er sich einfach verlassen konnte. Er vertraute ihr. Er vertraute ihr tatsächlich und der Gedanke ließ ihn fast gruseln. Er hatte nicht erwartet, dass das möglich sein konnte.

Seufzend löste er sich und begegnete ihrem besorgten Blick.

„Ich werde meinen Bruder suchen gehen, Myonie. Ich muss wissen, wie er ist. Ob wir uns ähnlich sind. Vielleicht sehe ich an ihm wie viel Einfluss das Ritual auf mich hat."

„Deinen Bruder?", fragte sie vollkommen überrumpelt und Draco nickte. Er rieb sich über die Augen. Der Gedanke bereitete ihm Kopfschmerzen. Aber er konnte sich nicht ewig davor drücken. Er hatte die einmalige Chance ihn zu treffen, ohne ihn in Gefahr zu bringen. Wenn er es tat, um sich zu beweisen, dass er kein magisch verdorbener Sadist war, dann war das okay. Aber er musste wissen, ob er lebte, wie es ihm ging. Er war ein Teil von ihm. Er würde es irgendwie immer sein. Ab heute war er siebzehn. Ab heute hatte er keine Spur mehr auf sich. Es war der erste Tag seines Lebens, an dem er ihn tatsächlich suchen konnte. Draco schnaubte, dass er Fred Weasley dafür gebraucht hatte, um darüber nachzudenken. Es zeigte eigentlich nur wie stark er noch in den Traditionen seiner Familie verwurzelt war. Verstoßene waren wie Tote. Er wünschte sich der Gedanke würde sich nicht so normal anfühlen.

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